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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schaute hinüber, ohne zu blinzeln. In diese Richtung war sie mitsamt ihrem Schiff verschwunden. Ein dicker Kloß
    saß ihm im Hals.
    Dass von der anderen Seite bereits seine Leute an Bord des halbwegs zum Wrack geschossenen Schiffes kletterten, um es zu übernehmen und ihren Lord nebst der Prinzessin von den Fesseln zu befreien, interessierte ihn nur am Rande.
    Gott, wie sehr ich dich liebe, Jeannet!, durchzuckte es ihn. Wie ist das überhaupt möglich? Ein kurzer Moment, der alles veränderte... Von nun an wird es ein Davor und ein Danach für dich geben. Selbst wenn du sie nie wiedersehen solltest, wird dein Leben von nun an nicht mehr dasselbe sein.
    Nein, sie war unerreichbar, nicht nur für seine Gedanken. Zwischen ihnen lag nunmehr nicht nur die Trennlinie des Horizonts, hinter dem das Piratenschiff verschwunden war, sondern Standesdünkel und Treue gegenüber der Krone. Er als Lord und Berater der Königin von England, also einer der mächtigsten Männer Englands, in Liaison mit einer Piratenbraut? Das durfte nicht sein. Mochte es zurzeit auch ein Geheimbündnis mit den Freibeutern geben, so stellten sie in Augen der Krone letztlich trotzdem nichts anderes als Abschaum dar. Bisweilen nützlichen Abschaum, aber nicht mehr.
    Neben sich hörte er die Stimme der Prinzessin von Spanien, aber er hatte keine Ahnung, was sie sagte. Er hörte gar nicht richtig zu. Ihre Worte drangen wie aus weiter Ferne zu ihm hin. Er war in Gedanken so sehr mit dem Schmerz beschäftigt, den die Trennung von Jeannet in ihm erzeugte, dass er kaum registrierte, dass die Fesseln fielen und er sich wieder frei bewegen konnte. Trotzdem blieb er einfach stehen und rührte sich nicht vom Fleck.
    "Mit Verlaub, Mylord, wir haben das Schiff im Schlepptau. Ihre weiteren Befehle?"
    Das war die Stimme von Geoffrey Naismith, dem Zweiten Offizier der SWORD FISH. Sie klang besorgt. Indigniert betrachtete er die Tränen im Gesicht seines Kommandanten.
    Der Lord blinzelte wie verwirrt und schaute seinem Zweiten an, als würde er ihn erst jetzt entdecken.
    "War es so schlimm, Mylord?", erkundigte sich dieser.
    "Noch schlimmer!" Es klang eine Spur zu sarkastisch. Der Zweite zuckte unwillkürlich zusammen. Aber Lord Cooper klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. "Macht Euch nichts draus. Wir haben es alle überstanden. Vor allem die Prinzessin von Spanien."
    "Könntet Ihr mir jetzt endlich meine Frage beantworten?", rief diese prompt. Es klang sehr beleidigt.
    Er blinzelte erneut und schaute jetzt in ihre Richtung. Sie hatte die zierlichen Hände zu Fäusten geballt und giftete ihn regelrecht an.
    "Wie war die Frage noch mal - mit Verlaub?"
    "Ich will wissen, wie es jetzt weiter geht."
    "Aber ihr wart doch dabei, als es abgesprochen wurde und..."
    "Ja, die Piratin hat mich befreit und mich hiermit in Eure Obhut gegeben. Aber bleiben wir jetzt auf diesem zerschossenen Schiff oder wie sollte ich das verstanden haben? Wir ganz alleine?" Über soviel Naivität schüttelte Lord Donald Cooper unwillkürlich den Kopf. Aber dann stutzte er und betrachtete die Prinzessin genauer. In ihren Augen blitzte es. Was sollte das denn? Nein, naiv war Prinzessin Carla von Spanien gewiss nicht. Vielleicht jung und von daher gesehen recht unerfahren und für eine Prinzessin dem Benehmen nach eigentlich eine Beleidigung für alles, was man die höfische Verstellung nannte, aber...?
    Und was sollte dann die Frage?
    "Natürlich bleiben wir auf diesem halb zerschossenen Wrack, Mylady. Nur wir beide, während uns die SWORD FISH im Schlepptau behält bis in den Hafen von London. Ist das denn nicht romantisch?" Sie lachte schallend: "Ach, hereingefallen! Ich habe doch nur Spaß
    gemacht."
    "Und ich ebenfalls!", versicherte Lord Cooper ein wenig zu distanziert.
    "Na, jetzt kommt mir doch nicht in dieser steifen Art, Mylord. Was glaubt Ihr, warum ich den Hof meines Vaters fluchtartig verlassen habe?
    Ich habe mich in Lebensgefahr begeben, nur um dem zu entfliehen."
    "In der Tat, das habt Ihr. Aber dabei habt Ihr nicht nur Euer eigenes Leben aufs Spiel gesetzt - mit Verlaub, verehrte Prinzessin!"
    "Wie meint Ihr das?", rief sie auf einmal alarmiert.
    "Nun, wie ich es sagte: Ihr habt nicht nur Euer eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Euer Vater macht sich mit Sicherheit große Sorgen um Euch und tut alles, Euch wieder zu finden. Habt Ihr Euch mal überlegt, dass dies nicht nur imensen Aufwand bedeutet, sondern dass dabei vielleicht sogar Unschuldige als Urheber Eures Verschwindens

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