Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
undurchsichtiger Mann, dem man nicht trauen durfte. Manche vermuteten, er sei ein Spitzel der Königin, der darauf achten sollte, dass der Lord auch wirklich immer nur in ihrem Sinne handelte. Dabei war keiner unter ihnen, der für den Lord nicht ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod gegangen wäre. Allein von daher gesehen, konnte Naismith keinem von ihnen sympathisch vorkommen.
    Carla lächelte den Matrosen an und nickte ihm zu.
    "Danke!", sagte sie, mit einem Akzent, der den rauen Männern unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte. Nicht vor Entsetzen, sondern eher vor Entzücken.
    Sie wandte sich ab und schritt anmutig in die angedeutete Richtung. Naismith war wieder an ihrer Seite.
    "Wenn ich Gnädigste führen dürfte?", bot er sich an.
    "Das kann er sich sparen!"
    Er zuckte unter dieser Anrede zusammen. Sprach man denn so mit einem hohen Offizier der Krone? War es denn möglich, dass er sich von der Prinzessin behandeln lassen musste wie ein elender Lakai?
    Er hatte Mühe, sich zu beherrschen. Carla entging dies keineswegs und sie lächelte schon wieder. Diesmal allerdings schadenfroh und keineswegs freundlich.
    Sie erreichte die Kommandobrücke nicht ganz, da tauchte oben Lord Cooper auf. Er schaute auf sie herunter. Naismith trottete hinter der Prinzessin drein und wirkte dabei ziemlich verloren.
    "Na, Zweiter Offizier, habt Ihr nichts anderes zu tun?", erkundigte sich Carla halblaut und ohne Naismith überhaupt eines Blickes zu würdigen. Nein, sie hatte natürlich nur Augen für "ihren" Lord. Naismith murmelte etwas Unverständliches, verbeugte sich mehrmals, was Carla gar nicht sehen konnte, weil sie ihm unentwegt den Rücken zukehrte und zog sich dann tatsächlich zurück.
    Lord Cooper beobachtete das aus schmalen Augen und musste jetzt seinerseits lächeln.
    Carla glaubte, es gelte ihr. Sie kam gar nicht auf die Idee, dass es einen anderen Grund geben könnte.
    Er wandte sich halb ab.
    "He, hiergeblieben!", rief sie erschrocken.
    "Ich wollte Euch nur entgegen kommen, Prinzessin, mit Verlaub."
    "Das braucht Ihr nicht, denn ich komme hinauf!"
    "Wir Ihr wünscht. Ihr seid mein liebster Gast und Euer Wunsch sei mir Befehl."
    Es war nur eine höfliche Floskel, mehr nicht und noch nicht einmal sonderich geschickt, denn man hätte es auch so auslegen können: "Ihr seid mein liebster Gast, so lange ich sonst keinen anderen habe!", doch in den Ohren der ansonsten blitzgescheiten Prinzessin klang das völlig anders. Sie sah es als weitere Bestätigung dafür, wie groß die Sympathien des Lordes waren, die er ihr gegenüber hegte. Da war etwas in ihr, was längst aufgekeimt war und nur noch mehr Nahrung erhielt, als er ihr entgegen strahlte, sobald sie oben war.
    Am liebsten hätte sie sich in seine starken Arme geflüchtet, hätte sich von ihm festhalten und herzen lassen, aber sie beherrschte sich selbstverständlich und tat eher unsicher, indem sie zwei Schritte vor ihm stehenblieb.
    Er fasste das so auf, dass sie eine Geste der Ehrerbietung wünschte, was er auch prompt erfüllte, indem er sich vor ihr verbeugte.
    "Ich habe Euch gestern schon willkommen an Bord geheißen und möchte dies heute, zumal an einem so herrlichen Morgen, noch einmal unterstreichen."
    "Ihr habt stets so wunderschöne Worte für mich übrig, Mylord!", sagte sie entzückt. "Aber Ihr seid ja auch ein Mann von Welt, leider im Gegensatz zu Eurem Zweiten Offizier."
    "Ihr seht Grund zur Beschwerde gegen ihn?", erkundigte sich der Lord alarmiert.
    "Nein, so weit möchte ich nun doch nicht gehen. Er kann ja nichts dafür, dass es ihm an Einfühlungsvermögen mangelt."
    "Er ist ein guter Offizier, der beste Zweite, den ich mir wünschen kann."
    "Das vermag ich kaum in Zweifel zu ziehen, Mylord. Am besten, Ihr gebt gar nichts auf meine Worte, ihn betreffend. Vielleicht wollte ich auch nur zum Ausdruck bringen, dass es mir lieber gewesen wäre, Euch als erstes zu erblicken anstelle seiner?"
    "Oh, damit erfreut Ihr wahrlich mein Herz." Er verbeugte sich schon wieder. Eigentlich nur, weil es er Situation gemäß war, aber er hätte es besser unterlassen, denn der Keim der Hoffnung wuchs nur noch stärker in Carla heran. Jetzt hätte sie erst recht Schutz in seinen starken Armen genommen und ihn gebeten, sich niemals mehr vor ihr zu verbeugen, weil sie ihrerseits viel mehr Grund hätte, Ehrerbietung ihm zu erbringen. Leider war es nicht möglich. Nicht nur, weil sie sich sozusagen in aller Öffentlichkeit befanden, sondern vor allem

Weitere Kostenlose Bücher