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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sie wahrscheinlich ausgerastet und hätte vorübergehend völlig ihre Hochwohlgeborenheit vergessen, aber aus dem Munde des Lords... Da dachte sie vielmehr: Er mag mich! Und wie! Ich gefalle ihm - und was ich sage und wie ich es sage... rührt ihn zutiefst. Ach, kann es wirklich wahr sein? Liebt auch er mich? Oder ist er sich doch noch nicht so ganz darüber im Klaren? Wann wird er es sich endlich selber eingestehen und vergessen, dass es einen Altersunterschied gibt? Ach was, Altersunterschied: Was wäre daran denn überhaupt ungewöhnlich? Ich kenne da Verbindungen...
    Die Stimme des Ersten Offiziers unterbrach diesen Gedankengang:
    "Ich bitte untertänigst um Vergebung, Prinzessin, aber ich hätte Mylord eine wichtige Mitteilung zu machen. Darf ich darum stören? Ich bin untröstlich, wie ich Euch versichern darf."
    "Was gibt es?", fragte Carla und deutete auf den Lord. Diese Geste ermunterte den Ersten dazu, direkt zu seinem Kommandanten zu sprechen: "Das Zeichen aus dem Ausguck ist eindeutig, Sire: Ein Schiff der englischen Kriegsmarine kreuzt unseren Weg!"
    Lord Donald Cooper zog kurz die Stirn kraus. Aber er brauchte nur Sekunden, um sich zu entscheiden:
    "Lasst Signal geben: Das Schiff soll beidrehen. Ich möchte erfahren, wie deren Auftrag lautet."
    "Was habt Ihr vor, Sire?"
    "Nun, wenn nichts dagegen spricht, könnte dieses Schiff das Schlepptau übernehmen. Dann wären wir selber schneller in London."
    "Das finde ich allerdings gar nicht nett!", beschwerte sich die Prinzessin ganz unkonventionell.
    Der Lord strahlte sie an: "Bedenket doch: Je schneller wir in London sein werden, desto eher habe ich Zeit für Euch, Prinzessin. Ja, bedenket: Hier an Bord muss ich sehr viele Pflichten erfüllen, die es mir leider nicht erlauben, voll und ganz für Euch, dem liebsten Gast, den ich je zu befördern hatte, da zu sein."
    Das hatte ich ja gar nicht bedacht! Das ist ja ein völlig neuer Aspekt! , riefen die Gedanken der Prinzessin. "Oh, ich verstehe, Mylord - und pflichte Euch bei: In der Tat, es wäre ein Vorteil, würde Ihr Vorhaben gelingen."
    Solchermaßen Einverständnis erwirkt zu haben, wandte sich der Lord beruhigt an seinen Ersten Offizier und nickte ihm zu.
    John Kane setzte den Befehl sofort in die Tat um. Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr von Seiten des Lordes.
    Prinzessin Carla von Spanien begriff, dass sie jetzt auf der Kommandobrücke nichts mehr zu suchen hatte. Sie spähte nur noch kurz zum Horizont, ohne jedoch das angekündigte Schiff irgendwo zu entdecken und deutete mit einer Geste an, dass sie sich zurückziehen würde. Sie hatte zudem begriffen, dass dieses Schiff in der Tat zunächst nur vom Ausguck oben aus zu sehen war.
    Nach den erforderlichen höflischen Verrbeugungen gingen die Männer gewissermaßen zur Tagesordnung über, während Carla allein die Brücke verließ.
    Sie hörte die Stimme des Lords, die ihr nach eilte: "Wünscht Ihr eine Begleitung zu Eurer Kabine, Prinzessin?"
    Der Lord fragte nur, um sicher zu gehen, dass sie sich auch wirklich in diese Richtung begeben würde. Die Prinzessin jedoch antwortete:
    "Ihr seid zu sehr beschäftigt, Mylord. Das kann ich nicht verantworten, Sie davon abzuhalten. Zumal es mir nun auch einleuchtet, dass wir wirklich so schnell wie möglich unser Ziel erreichen müssen." Der Lord war höchst zufrieden mit dieser Reaktion. Die Prinzessin jedoch versank in trübsinnige Gedanken, als sie allein weiter schritt, überhaupt nicht mehr auf ihre Umgebung achtend.
    Was bist du doch für eine dumme Pute! , beschimpfte sie sich selber. Hättest einfach ja zu sagen brauchen und dann wäre der Lord an deiner Seite. Wenigstens bis zur Kabine wärt ihr zusammen gewesen. Aber so... Sie spürte, dass wirklich jede Minute zählte, die sie von "ihrem" Lord getrennt blieb. Auch wenn er es noch nicht wagte, ihr seine Gefühle offen zu gestehen, so war sie mehr denn je davon überzeugt, dass diese Gefühle bei ihm tatsächlich vorhanden waren. Und sie hoffte, dass sie nur möglichst viel Zeit mit ihm gemeinsam zu verbringen brauchte, um seine Gefühle für sie so sehr zu steigern, dass er gar nicht mehr anders konnte, als sich ihr gegenüber gänzlich zu öffnen. Sie malte sich bereits aus, wie das sein würde. Jedenfalls wäre es der glücklichste Moment ihres Lebens...
    Das besserte ihre Laune sichtlich und sie beschleunigte beinahe fröhlich ihre Schritte.
    Dem Matrosen, der bei ihrer Kabine Wache schob - eigentlich unnötig, wie sie glaubte -, winkte sie

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