Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
seiner besonderen Bedeutung!"
"Ja, das werde ich!", rief sie enthusiastisch. Ein wenig verdattert war Lord Cooper schon, als er hinter sich die Kabinentür schloss. Die wilde Prinzessin - so völlig bereit, ganz brav zu bleiben bis zu ihrer Ankunft? Er mochte es kaum glauben und doch war es so.
Wie war das nur möglich?
Er kam einfach nicht darauf, so sehr er auch grübelte. Stattdessen dachte er wieder an Jeannet. Wie es ihr wohl inzwischen erging?
*
VIERTES BUCH:
Das Piraten-Nest
Joao, der entlaufene portugiesische Sträfling stand zur Zeit am Steuer der WITCH BURNING. Er war in seiner Zeit in Jeannets Mannschaft zu einem guten Steuermann geworden, der jedem Seemann auf einem englischen oder spanischen Schiff das Wasser hätte reichen können. Die Gewässer des Kanals hatten ihre Tücken. Schon so mancher hatte sie unterschätzt, dessen Schiff jetzt auf dem Meeresgrund lag. Aber mit der WITCH BURNING schien es das Schicksal im Augenblick gut zu meinen. Eine beständige Westbrise gestattete ihr geradewegs Kurs auf die Inseln im Niemandsland zwischen England und Frankreich zuzuhalten. Das Gesindel beider Küsten sammelte sich auf diesen kleinen Eilanden, die das Klima begünstigt, die Politik aber ins Abseits gestellt hatte. Subtropische Bedingungen herrschten auf Guernsey und Jeersey, den größeren dieser Inseln. Darüber hinaus gab noch ein paar kleinere Inseln. Manche von den Seefahrern spöttisch als Felsen, die aus dem Wasser schauten, verspottet.
Eine dieser Inseln war New Antikythera.
Eine Bucht auf dieser Insel diente der WITCH BURNING seit langem als Hafen. Außerdem befand sich das Schatzversteck von Jeannets Mannschaft dort, bewacht durch einige Getreue.
Die Inselbevölkerung bestand aus dahergelaufenem Gesindel aus aller Herren Länder. Verstoßene, Gesetzlose. Manche, die ein schweres Schicksal oder die Ungerechtigkeit eines Fürsten zu Geächteten gemacht hatte. Andere, die einfach nur ihrer Habgier gefolgt waren und sich nun als Verbannte auf einem Felsen mitten im Meer wiederfanden, weil überall sonst nur das Schlimmste auf sie wartete. Hin und wieder gab es auch Bewohner, die es gewagt hatten, ihre Gedanken allzu frei zu äußern und dies vielleicht sogar noch schriftlich niederzulegen. Verurteilte Sträflinge waren ebenso unter den Insulanern wie entlaufene Sklaven. Aber sie alle wussten, wie wichtig es für sie war, dass die WITCH
BURNING regelmäßig ihre Felsen als Heimathafen anlief. Denn durch die Piraten kam ein gewisser Reichtum unter diesen dahergelaufenen Haufen von Ausgestoßenen.
Jeannet Harris stand etwa drei Meter neben Joao. Sie lehnte an der Reling, blinzelte der Sonne entgegen und gab sich ihren heimlichen Träumen hin, während sie dem Spiel von Sonnenlicht und Wolken zusah. Ein einzigartiges Schauspiel aus Farben und Schatten. Jeannets Gedanken drehten sich nicht um die fette Beute, die die die WITCH BURNING gemacht hatte. Die Schätze an Bord waren ihr ebenso gleichgültig geworden wie das Schicksal der Prinzessin, die Jeannet an die Seeleute ihrer königlichen Majestät Elizabeth übergeben hatte.
Ihre Gedanken kreisten immer wieder um den Kommandanten der Engländer.
Um Lord Donald Cooper, diesen einzigartigen Mann. Vergeblich hatte sie schon versucht, sein Gesicht, sein Bild, seinen Geruch und den Klang seiner Stimme endlich aus ihren Bewusstsein zu verbannen. Zumindest zeitweise. Schließlich war sie die Kommandantin eines Piratenschiffs, was ständige Geistesgegegenwart erforderte. Außerdem war ihrem wachen Verstand durchaus klar, wie töricht jeder Gedanke an eine noch so flüchtige Verbindung zwischen ihr und diesem Lord war. Er ---ein Berater der Königin. Sie ---eine dahergelaufene Kriminelle, der die Königin das Privileg gestattete, ihre Feinde zu bekämpfen. Der Gegensatz war unvorstellbar.
Und doch sprachen ihre Gefühle eine ganz eindeutige Sprache. Vom ersten Moment, da sie Lord Cooper gesehen hatte, war das so gewesen. Mit Schaudern erinnerte sie sich der übermächtigen Welle wilder, unbezähmbarer Gefühle, die sie unaufhaltsam in ihren Strudel gerissen hatten. Einen Strudel, aus dem es kein Entrinnen gab. Alles andere wäre eine Illusion gewesen.
Es gibt kein Zurück , dachte sie. Und vor allem hat es keinen Sinn, an dieser Tatsache irgendetwas leugnen zu wollen. Du hast dich verliebt. Du bist dadurch so schwach wie nie zuvor. Verwundbar wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. So verwundbar, wie du eigentlich nie wieder sein wolltest. Seit
Weitere Kostenlose Bücher