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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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damals...
    Jeannet atmete tief durch.
    Diese Gedanken zerrissen sie förmlich.
    Sie wusste einerseits, dass der Weg, auf den sich ihre Gefühle begeben hatten, kein gutes Ende nehmen konnte.
    Auf der anderen Seite sah sie allerdings auch keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.
    Es war einfach sinnlos.
    Das Geräusch eines Stiefelschritts auf den rutschigen Planken der WITCH BURNING ließ Jeannet unwillkürlich zusammenfahren. Es war niemand anderes als Ben Rider, der jetzt neben sie an die Reling trat. Schon eine ganze Weile war ihr aufgefallen, dass der Erste Offizier und Stellvertreter der Piratenanführerin ziemlich schlecht gelaunt war.
    Zunächst hatte Jeannet dies mehr oder minder ignoriert.
    Aber insgeheim war ihr durchaus klar, dass das auf die Dauer kein Weg war.
    "Es ist ein fauler Handel den wir mit Lord Cooper und seiner Elizabeth-treuen Brut eingegangen sind!", meinte Rider.
    "Ihr seid nicht einverstanden, Marschall?"
    "Ich sage nur, was ich denke. Und ich bin nicht der Einzige an Bord, dem das nicht gefällt."
    "Einer muss die Entscheidungen treffen. Das ist auf jedem Schiff so, Ben."
    "Ich weiß, Jeannet."
    "Und auf diesem Schiff bin ich das!"
    "Auch das ist richtig."
    "Ihr wärt im übrigen auch der Erste, der es wagt, dies anzuzweifeln!"
    "Das würde ich nie tun. Aber ich mache mir meine Gedanken."
    "Meine Gedanken gelten der Zukunft der WITCH BURNING und ihrer Besatzung. Sie gelten der Frage, wie man man möglichst leicht möglichst viel Beute machen kann, um uns allen ein sorgenfreies Leben in Freiheit zu ermöglichen."
    "Ist das wirklich das Einzige, was in Eurem Kopf herumspukt, Jeannet?", fragte Rider schneidend.
    Eine sanfte Röte überzog Jeannets Gesicht.
    Im Augenblick wollte sie wild aufbrausen und ihrem Ersten Offizier gehörig den Kopf waschen. Was bildete er sich ein? Was in ihrem Kopf oder ihrem Herzen vor sich ging, das ging ganz allein sie selbst etwas an und sie war keinesfalls bereit dazu, diese Dinge mit ihrer Besatzung zu diskutieren.
    Im letzten Augenblick besann sie sich.
    Ich muss aufpassen , ging es ihr durch den Kopf. Höllisch aufpassen. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, als hätte ich vielleicht die Interessen der Mannschaft leichtfertig an die Engländer verkauft, nur weil mir der Blick ihres Kommandanten wohlige Schauer über den Rücken jagte...
    Bisher waren ihre Männer ihr treu ergeben gewesen.
    Bereit, für ihren Kapitän duch die Hölle zu gehen.
    Aber Jeannet wusste nur zu gut, dass sich so etwas im Handumdrehen ändern konnte, wenn die Mannschaft ihre Aussichten auf Beute in Gefahr gebracht sahen. Da war ein Punkt, in dem kein Pirat mit sich spaßen ließ. Dabei spielte es auch keine Rolle, welchen Rang er in der Mannschaft einnahm.
    "Seid versichert: Das Beuteglück wird uns noch freundlicher sein, wenn wir die Duldung Englands genießen. Auf die wenigen englischen Schiffe, die wir bisher aufbrachten, können wir Zukunft gut und gerne verzichten. Zumal die Spanischen ohnehin zumeist die lohnendere Prise darstellen!"
    "Dieser Handel um die Prinzesin gefällt mir auch nicht, Jeannet!"
    "Hatten wir denn eine andere Wahl?"
    "Man hat immer eine Wahl, Kapitän."
    "Und Ihr meint, ich habe die falsche getroffen?" Ben Rider zögerte.
    Er schüttelte schließlich den Kopf.
    "Nein, das wollte ich damit nicht sagen."
    "So, was wolltet Ihr denn sagen?"
    "Dass mir dieser Lord Cooper nicht gefällt. Ich kann Euch nicht sagen warum, aber er war mir vom ersten Augenblick an unsympathisch." Jeannet hob die Augenbrauen. Allein die Erwähnung seines Namens brachte einen Schwall von Gefühlen und Erinnerungen aus ihrem tiefsten Inneren an die Oberfläche. So unsagbar kurz war ihre Begegnung nur gewesen, aber Jeannet hatte das Gefühl, dass sich von dem Moment an, da sie Sir Donald Cooper zum ersten Mal begegnet war, sich ihr Leben verändert hatte. Von nun an, das spürte sie, würde sie es in ein davor und danach einteilen. Das war unumstößliche Tatsache. Es war einfach nicht zu ändern, so wie man die Macht der Naturgewalten nicht ändern konnte. Zuerst hatte sie ja versucht, sich dagegen zu wehren, aber es lag auf der Hand, dass das vollkommen sinnlos war.
    So als wollte ein Segler den Wind ignorieren.
    Andernfalls Narren handelten so ---und Jeannet hatte das Gefühl, in den ersten Momenten ihres Zusammentreffens sich tatsächlich auch wie eine Närrin verhalten zu haben.
    "Ich kann bei nüchterner Betrachtung nichts finden, was uns gegen den Lord einnehmen

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