Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
steckt!", äußerte Lord Cooper.
"So habt Ihr mich offensichtlich unterschätzt, Mylord!" Sie drehte sich herum. Das Kleid machte diese Bewegung mit geringer Verzögerung mit. Es saß perfekt. Nie zuvor hatte Jeannet so etwas getragen. Aber sie fühlte sich wohl darin und fand, dass es zu ihr passte. Lord Cooper nahm sie bei der Hand und zog sie sanft aber sehr bestimmt zu sich heran. Nahe genug, um seinen Herzschlag zu spüren. Seine Hand strich zärtlich über ihr wildes, ungebändigtes Haar. "Wenn Ihr eine richtige Lady werden wollt, dann müsstet Ihr aber noch lernen, was man damit anfangen kann", sagte Lord Cooper.
"Bedaure, aber das ist wahrscheinlich ein hoffnungloser Fall!"
"Wie kommt Ihr zu dieser irrige Annahme, Jeannet?"
"Diesen Rotschoff hat noch niemand gezähmt! Und wahrscheinlich bin ich schon auf Grund dieses naturgegebenen Handicaps vollkommen ungeeignet dazu, eine Lady zu spielen..." Sie blickte an sich herab. "Da hilft es auch nichts, wenn ich die Kleider einer spanischen Prinzessin trage!"
"Kleider, die Euch vortrefflich stehen!"
"Und wenn schon! An seiner Natur kann niemand etwas ändern!"
"Wenn Euch die Natur dabei im Wege ist, eine Lady zu sein, so müsste dies auch auf unsere Königin Elizabeth zutreffen, den Ihr Haar ist genauso rot wie Eures! Also redet nicht solchen Unsinn!"
"Wenn Ihr mich wirklich für eine Lady halten würdet, so käme es Euch nie in den Sinn, so mit mir zu reden, Mylord! So redet jemand wie Ihr doch nur mit Angehörigen niederer Stände. Mit Mägden, Bettlerinnen oder Huren, aber nicht mit Frauen, die Ihr als Euresgleichen anerkennt!" Sie seufzte. "Ich habe es doch gleich gewusst!"
"Was wollt Ihr gewusst haben"
"Dass jemand wie Ihr nicht über seinen Schatten zu springen vermag!"
"Und wie ich das kann!"
Lord Cooper zog sie an sich und bevor sie etwas zu erwidern vermochte, hatten seine Lippen ihre verschlossen. Ein Kuss, der sie zunächst besänftigte. Ein angenehmes Prickeln durchlief ihren gesamten Körper. Ein wohliger Schauder überlief sie und sie fragte sich, ob es am Ende gar nur ihre eigene Unsicherheit war, die so viel Unsinn hatte reden lassen. Aber Lord Cooper schien sich nicht weiter darum zu kümmern, oder es ihr gar nachzutragen.
Ihrer beider Lippen fanden sich zunächst zu einer vorsichtigen, tastenden Berührung, dann wurde der Kuss fordernder,
leidenschaftlicher. Jeannet spürte, wie eine Hitzewallung sie überkam. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie schlang ihre Arme um seinen muskulösen Hals, schmiegte sich gegen ihn und fühlte, dass auch sein Herzschlag sich offensichtlich stark beschleunigt hatte. Atemlos lösten sie sich voneinander.
Jeannet schluckte
Lord Cooper war es, der als erster von ihnen die Sprache wiederfand.
"Für mich seid Ihr mehr Lady, als so manche, der diese Anrede von Rechts wegen zusteht!", sagte er mit einem fast feierlichen Tonfall.
"Ihr seht nicht auf mich herab ---mich, eine dahergelaufene Kriminelle aus der Gosse?"
"Wie könnte ich!"
"Ich entstamme einer Familie von Gauklern. Einfachen Leuten, nicht einer langen Reihe ruhmreicher Ahnen!"
"Die habe ich auch nicht vorzuweisen, Jeannet! Scließlich war es die Königin, die mich erst vor relativ kurzer Zeit in den Adelsstand erhob. Und das allein auf Grund meiner Leistungen und Fähigkeiten ---nicht auf Grund hoher Geburt oder guter Beziehungen!"
Erneut zog Lord Cooper sie an sich.
Und Jeannet ließ es gerne geschehen.
Sie genoss die Berührungen seiner großen, starken und doch sehr zärtlichen Hände, die sie wie in einem Griff hielten. Als Kapitänin der WITCH BURING war sie ständig dazu gezwungen, sich stark zu geben., Auch dann, wenn es in ihrem Inneren ganz anders aussah. Sie musste ihre Gefühle verstecken und ihren Männern eine Mischung aus Zuversicht und Furcht einflößen, um diese wilde Horde von Seeräubern führen zu können. Stets war sie dabei auf der Hut gewesen, um nicht das Schicksal so vieler anderer Piratenanführer teilen zu müssen, die sich irgendwann als Futter für die Haie im Wasser wiedergefunden hatten, wenn ihnen nicht gar Schlimmers widerfahren war.
Aber in den Armen dieses Mannes hatte sie keinen anderen Wunsch, als sich einfach hinzugeben. Sie brauchte nicht stark zu sein und hatte doch die Gewissheit, dass ihre Schwäche niemals ausgenutzt werden würde. Sie konnte einfach sie selbst sein, ohne sich verstellen zu müssen. Und ohne, dass irgendeine Gegenleistung von ihr erwartet wurde. Erneut trafen sich ihre Lippen zu
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