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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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abzuwarten.
    "Vielleicht solltet Ihr warten, bis Ihr die Kräfteverhältnisse besser einschätzen könnt!"
    Aber Jeannet hatte sich entschieden.
    Sie schüttelte den Kopf.
    "Nein", sagte sie. "Man muss das Feuer austreten, so lange es noch kein Flächenbrand ist!"
    *
    Sie erreichten die eigentliche Schatzkammer. Man sah es diesem Ort nicht an, welche Reichtümer hier gehortet wurden. Es handelte sich um ein kathedralenartiges Höhlengewölbe. Tropfsteine wuchsen von der Decke herab. Die Boote landeten an einem steinigen Ufer an. Alle fassten mit an, um die geraubten Güter von den Booten zu laden. Auch Jeannet und Ben Rider. Es musste jetzt schnell gehen. Steinblöcke wurden zur Seite gerollt. Dahinter befanden sich die legendären Kisten mit Gold-und Silbermünzen, denen nun noch einige weitere folgen würden.
    "Selbst wenn jemand bis hier vorzudringen wagt, so wird er das Gold kaum finden", war Albecht Schneider überzeugt. Er lachte. "Ein Versteck für die Ewigkeit."
    "Die Ewigkeit interessiert mich nicht", erwiderte Jeannet hart. "Und ich häufe diese Schätze auch nicht deshalb auf, damit irgendein glücklicher Nachfahre sie in Hunderten von Jahren durch Zufall findet..." Gerade noch rechtzeitig schafften sie es, die Grotte wieder zu verlassen. Als die Boote den Ausgang passierten, stand das Wasser bereits wieder so hoch, dass die Insassen der Boote sich ducken mussten, um nicht mit dem Kopf gegen die Höhlendecke zu stoßen.
    Sie ruderten zurück zur WITCH BURNING, die schließlich wie ein Nebelphantom vor ihnen auftauchte.
    Jeannet schlief in dieser Nacht nicht eine einzige Minute. Ruhelos ging sie an Deck auf und ab.
    Es war ihr klar, dass der nächste Tag entscheidend für ihre weitere Karriere als Piratenanführerin werden konnte. Schon so macher, bei seinen Männern beliebte Kapitän war später dennoch im Handumdrehen aufgeknüpft worden.
    *
    Jeannet wartete bis zum Mittag des folgenden Tages.
    Dann setzte sie zusammen mit Ben Rider und dem Rest ihrer Männer über zum Hafen. Sie verzichtete jetzt auf jegliche Bewachung des Schiffs. Schon im Morgengrauen hatte sie Albrecht Schneider mit einem Boot zum Hafen geschickt, damit er verbreitete, dass gegen Mittag eine große Versammlung stattfinden würde.
    "Sie warten schon auf dich", sagte Ben Rider mit Blick auf die Menge von mehreren hundert Menschen, die sich in der Nähe der Anlegestelle versammelt hatten. Das war ein Schauspiel, das sich keiner entgehen lassen wollte.
    "Ich bin mal gespannt, ob es irgendjemand wagt hervorzutreten und die offene Konfrontation zu suchen", raunte Ben Rider Jeannet ins Ohr.
    "Ich ebenfalls!", knurrte sie grimmig.
    Eigentlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Mann aus ihrer Crew dazu fähig war, gegen sie zu opponieren. Eher schon traute sie das den Hafenbewohnern zu. Irgend einem Hehler, der vielleicht während ihrer Abwesenheit lohnendere Verbindungen zur ebenfalls
    schwarzbeflaggten Konkurrenz geknüpft hatte.
    Als Jeannet in die Mitte der Versammlung trat, wurde es still. Es war ein diesiger Tag.
    Wolken wurden von einem auffrischenden Wind vom Atlantik herübergetrieben.
    Jeannet sah sich um. Ihre Männer standen überall zwischen den Inselbewohnern. Mach einer von ihnen hatte eines der Freudenmädchen im Arm, andere konnten sich kaum auf den Beinen halten, so sehr hatten sie dem Brandwein zugesprochen, der auf der Insel in rauen Mengen hergestellt wurde.
    Jeannet wartete noch einige Augenblicke, ehe sie zu reden begann. Sie ließ den Blick schweifen und warf dann ihre wilde, rote Mähne in den Nacken.
    "Es gibt einige, die böse Gerüchte in Umlauf bringen. Gerüchte, die besagen, ich hätte die WITCH BURNING und diese Insel an die Engländer verkauft. Kein Wort davon ist wahr. Kein englischer Beamter weiß etwas von diesem Unterschlupf. Und wenn es nach mir geht, wird auch nie ein Lakai ihrer Majestät Elizabeth davon erfahren." Jeannet machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. Schließlich fuhr sie fort: "Wer immer so etwas behauptet, der möge hier und jetzt vortreten, sodass wir die Sache ein für alle mal aus der Welt räumen können, wie es der Piratenehre entspricht!" Sie griff an die Seite und zog ihren Degen. "Hiermit!"
    Ein Raunen ging durch die Menge.
    Aber niemand wagte es, ihr offen gegenüber zu treten.
    Jeannet atmete tief durch.
    "Alles was ich tue, ist zum Wohl von uns allen. Und ich würde niemals um eigener Vorteile willen Euch an die Engländer verraten oder Euch ins Verderben

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