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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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führen! Jeder, der mich kennt, wird bezeugen können, dass ich eine gute und erfolgreiche Anführerin war!"
    Zustimmendes Geraune entstand.
    Aber hier und da war auch Stimmengewirr zu vernehmen, in das sich andere Töne mischten.
    "Dann stimmt es etwa nicht, dass du kaum an dich halten konntest, als es zu der Begegnung mit Lord Cooper kam?", rief eine heisere Stimme aus der Menge heraus.
    "Zeig dich!", rief Jeannet. "Zeig dich und sag mir diese Worte noch einmal ins Gesicht, wenn du den nötigen Mut dazu hast!" Die Antwort bestand zunächst aus Schweigen.
    Dann teilte sich die Menge.
    Jeannets Augen weiteten sich.
    Erstaunt hob sie die Brauen.
    "Harry!", rief sie.
    Harry Davis, der einäugige Ire trat ihr entgegen. In voller Montur stand er da, Degen und Entermesser an der Seite, eine Pistole hinter dem Gürtel.
    Aber Davis stand nicht allein da.
    Etwa ein Dutzend Mann standen um ihn herum. Einige aus dem Hafen, andere aus der Crew der WITCH BURNING. In wie fern sie Davis tatsächlich unterstützen würden, wenn es hart auf hart kam, war schwer abzusehen.
    "Es scheint ein Fehler gewesen zu sein, ihn nicht zum Ersten Steuermann zu machen", raunte Ben Rider Jeannet zu, während sich seine Hand bereits um den Pistolengriff gelegt hatte. "Soll ich..."
    "Nein, das erledige ich selbst!", bestimmte Jeannet auf eine Weise, die keinerlei Widerspruch duldete.
    Harry Davis blickte sich um, so als wollte er sich der Unterstützung seiner Getreuen versichern.
    "Ist es nicht wahr, dass du uns an die Engländer verraten hast? Was haben sie dir dafür gezahlt, Jeannet Witch? Oder war das gar nicht nötig? War der Preis nur das Lächeln eines englischen Lords?"
    "Jeder weiß, dass ich nicht käuflich bin und niemals meine Mannschaft oder irgendwen sonst ans Messer liefern würde!"
    "Ich weiß das nicht", erwiderte Davis. "Und ich glaube, in dieser Hinsicht bin ich nicht allein!"
    Jeannet trat einen Schritt auf ihn zu.
    "Du willst mich herausfordern?"
    "Tritt freiwillig ab, Jeannet Witch! Deine Zeit ist um! Die Hexe ist selber behext worden, das hat jeder gesehen. Und ich bin zusammen mit anderen der Meinung, dass eine Frau, die von schwankenden Gefühlen beherrscht wird, nicht mehr unser Anführer sein kann!" Jeannet hielt ihm die Degenspitze entgegen.
    "Genug der Worte! Fechten wir es aus. Besiegst du mich und die Mannschaft folgt dir, so bist du mit Recht Kapitän. Aber ich werde es nicht dazu kommen lassen, sondern dich zur Hölle schicken, Harry Davis!"
    Davis' Hand griff nicht zum Degen.
    Stattdessen riss er die Pistole heraus, richtete sie mit ausgestrecktem Arm in Jeannets Richtung und feuerte.
    Jeannet warf sich zu Boden, der Schuss verfehlte sie.
    Die Piratin rollte sich auf dem Boden ab. Den Degen hatte sie zur Seite geworfen. Stattdessen griff sie nach dem leichten Dolch, den sie im Stiefel stecken hatte und schleuderte ihn Davis entgegen. Der Wurf saß. Der Dolch bohrte sich durch den Hals des Iren, der röchelnd zu Boden sank und dort regungslos liegenblieb.
    Jeannet erhob sich.
    Sie wandte sich an die Männer, die um Davis herumgestanden hatten.
    "Ich weiß nicht, was er Euch versprochen hat, aber er wird es nun wohl nicht mehr halten können", stellte sie kühl fest.
    "Wir haben Davis niemals unterstützt", behauptete einer von ihnen. Jeannets Augen wurden schmal.
    "Ihr könnt euch von den Vorräten mitnehmen, so viel ihr braucht. Aber zum Sonnenuntergang habt ihr euch eines der Boote genommen und die Insel verlassen. Andernfalls würdet ihr es bitter bereuen, glaubt mir!" Einer der Kerle wollte zum Degen greifen, aber in diesem Moment stellten sich Ben Rider und Albrecht Schneider neben Jeannet, den Degen in der Hand.
    "Besteht Bedarf an einer Abreibung?", fragte der ehenmalige Marschall.
    Die Männer schwiegen.
    Sie hatten keine Wahl.
    Die Mannschaft stand nach wie vor hinter ihrer Kapitänin. Für die Aufrührer war hingegen kein Platz mehr in der Crew. Das verstand sich von selbst.
    "Wenn noch irgendjemand etwas in dieser Sache vorzubringen hat, so möge er vortreten!", verlangte Jeannet.
    Aber das war nicht der Fall.
    Jedem war klar, dass ihre Autorität unantastbar blieb.
    "Ich gratuliere Euch", raunte Ben Rider seiner Kapitänin zu. "Ihr habt Euch wacker geschlagen", stellte der ehemalige Marschall ihrer Majestät fest.
    "Danke, ich kann jede Ermutigung gebrauchen", erwiderte Jeannet mit vor Sarkasmus triefendem Tonfall.
    "Mir liegt es fern, einen Aufstand gegen Euch anzuzetteln, Jeannet!
    Und wie es scheint,

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