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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Degens.
    Schauerlich, was mir in den Jahren auf See so alles zur Gewohnheit wurde!, ging es ihr durch den Kopf.
    Das Geräusch, das sie gehört hatte, wiederholte sich.
    Ruderblätter wurden ins Wasser geschlagen. Die Dolden ächzten dabei.
    Wenig später tauchte eines der Beiboote aus dem Nebel auf. Ben Rider befand sich darauf, zusammen zwei anderen Männern. Albrecht Schneider aus Nürnberg war der größere. Er war tatsächlich Schneider gewesen, bevor er sein Glück als Landsknecht in den Diensten verschiedener Armeen versucht hatte. Später war er bei den oberitalienischen Kriegen der Habsburger in spanische Gefangenschaft geraten und zum Ruderdienst auf einer Galeere verurteilt worden. CONCEPCIÓN hatte dieses Schiff geheißen, bevor eine als Jeannet Witch bekannte Piratin sie gekapert hatte. Albrecht Schneider hatte sich Jeannets Mannschaft angeschlossen. Er war einer jener Männer, denen sie absolut vertraute.
    Bei dem anderen Mann handelte es sich um einen grauhaarigen Mann aus Yorkshire. Er hieß Randolph Pitt. Man hatte ihn zu Unrecht wegen Diebstahls verurteilt, woraufhin ihn eine lange Flucht bis in einen verwunschenen irischen Hafen namens Port Kavanaugh geführt hatte, der als Piratennest verschrieen war. Dort war er an Bord der WITCH
    BURNING gegangen und seitdem Mitglied der Mannschaft. Auch ihm brachten sowohl Jeannet als auch Ben Rider großes Vertrauen entgegen. Albrecht und Randolph waren außer Rider und Jeannet die einzigen an Bord, die die Lage des Schatzverstecks genau kannten.
    "Ich denke, dass ich früh genug zurückgekehrt bin", rief Ben Rider zu der an der Reling stehenden Jeannet Witch hinauf.
    "Ich hoffe, Ihr hattet Euren Spaß!", erwiderte Jeannet. Albrecht und Randolph grinsten.
    Womit genau sich die beiden auf der Insel die Zeit vertrieben hatten, wollte Jeannet gar nicht so genau wissen. Die Hauptsache war, dass sie ihr hier und jetzt zur Verfügung standen.
    "Beginnen wir!", forderte sie.
    *
    Das Aufladen der Schätze, die man von Bord der spanischen Galeone geholt hatte, dauerte allein schon eine gute Stunde.
    Immer wieder trugen die Männer schwere Kisten mit Gold und Geschmeide herbei und ließen sie mit einem Flaschenzug hinab gleiten. Zwei Rettungsboote wurden benötigt. Sonst wäre das Gewicht zu groß
    geworden.
    Albrecht und Randolph ruderten. Das zweite Boot war im Schlepptau. Der Wasserstand war in den vergangenen Stunden stark gesunken. Die Ebbe zog das Boot hinaus in Richtung der Felsen, die den Ausgang der Bucht bildeten.
    Den Männern erleichterte dies ihre Ruderarbeit.
    Denn bei den Felsen lag ihr Ziel.
    Es gab dort eine Grotte, die Jeannet als Versteck diente. Man konnte nur bei niedrigstem Wasserstand mit einem Boot in sie hineinfahren und musste sich dann sehr beeilen, um all das zu tun, was dort zu erledigen war. Denn sobald der Wasserstand wieder stieg wurde es gefährlich. Normalerweise lag der Eingang zur Grotte nämlich unterhalb des Wasserspiegels.
    Während die beiden Boote auf die Felsmassive zusteuerten, wurde geschwiegen. Das Rauschen des nahen offenen Meeres vermischte sich mit dem Schlagen der Ruderblätter. Die WITCH BURNING war bald nur noch ein schattenhafter Schemen im Nebel. Ein Umriss, der an Scherenschnitte erinnerte, wie man sie auf so manchem städtischen Jahrmarkt kaufen konnte.
    Vom Schiff aus konnte man die Boote vermutlich überhaupt nicht mehr sehen. Verschluckt von der grauen Nebelsuppe. Aber selbst bei gutem Wetter war vom Ufer der in der Bucht ankernden Schiffe aus nicht sichtbar, wenn ein Boot die Einfahrt zur Grotte benutzte. Ein Betrachter an Land hatte lediglich den Eindruck, dass das Boot plötzlich hinter ein paar aus dem Wasser ragenden Felszacken verschwand. Fuhr er dann später selbst mit dem Boot hinaus, um nachzusehen, war es unwahrscheinlich, dass er den Grotteneingang fand. Er lag erstens die meiste Zeit über einem Meter tief unter dem Wasser und war zweitens bei Ebbe nur für eine Stunde passierbar. Selbst in dieser Zeit war er für ein in die Bucht einfahrendes Schiff nicht erkennbar. Weit ins Wasser hineinragende Felsformationen versperrten die Sicht und hielten den Betrachter zum Narren.
    Und vom Land aus war die Grotte vollkommen unzugänglich. Selbst für geübte Kletterer, von denen es unter den Menschen der Insel ohnehin nicht viele gab, entstammten doch die meisten eher Seemanns-und Fischerfamilien aus den flachen Küstenregionen der Normandie oder Südenglands.
    Die Grotte war ein perfektes Versteck.
    So

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