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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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haben.
    Bitte, bitte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Das Herz hämmerte ihr schmerzhaft in der Brust, ihre Augen brannten. Bitte, bitte, bitte, betete sie im Stillen. Lara glaubte nicht, dass sie es ertragen könnte, nie zu erfahren, was aus ihren Tanten geworden war. Sie hatten so viel für sie getan, sie davor gerettet, wahnsinnig zu werden, ihr Wertvorstellungen vermittelt, sie gelehrt, Recht und Unrecht zu unterscheiden, ihr eine Chance gegeben zu leben und sie in die Welt hinausgeschickt mit so viel Wissen, wie sie ihr nur hatten vermitteln können. Sie hatten sie geliebt, und ihretwegen wusste sie, was Liebe war.
    Ich bin bei dir, versicherte ihr Nicolas.
    Und da merkte sie, dass er mit ihr verschmolzen war, dass seine Kraft und Liebe in sie hineinströmten und ihr Mut machten. Für einen Moment klammerte sie sich an ihn, bevor sie um die Ecke bog, um die Nische in der Mauer zu betreten. Ihr stockte der Atem, und dicke Tränen schossen ihr aus den Augen. Sie konnte Tante Bronnie sehen, die sie mit einem ihrer wundervollen Smaragdaugen durch die dicke Eiswand anstarrte. Schuppen bedeckten die elegante Biegung ihres Nackens und den keilförmigen Kopf. Eine Tatze war ausgestreckt und hatte offenbar im Eis gekratzt, bevor sie gefroren war. Hinter ihr, wie immer geschützt von Branislava, stand Tatijana, deren Körper jedoch beinahe nicht zu sehen war.
    Sie sind noch hier, Nicolas. Wenn ich sie aus dem Eis befreien kann, kannst du sie dann schweben lassen? Sie sind riesengroß und unmöglich zu tragen.
    Was immer nötig ist, Lara.
    Er hatte nicht vor, ihr zu gestehen, was es ihn schon an Kraft kostete, sie warm zu halten und fortwährend nach dem Feind Ausschau zu halten. Doch sie wusste es sowieso. Sie wusste auch, dass der Morgen immer näherrückte und sie die Eishöhlen schnellstens verlassen mussten.
    Lara trat von der Wand zurück und hob die Hände. Dies würde der wichtigste Zauber sein, den sie je gewirkt hatte. Sie musste den Spinnen befehlen, sich durch das Eis zu bohren und enorme Stücke herauszuschneiden, um die Drachen zu befreien, aber sie musste auch das Eis stabilisieren, damit es nicht über ihnen zusammenbrach.
    Sein unaufhörliches Knacken erinnerte sie daran, wie instabil es ohnehin schon war. Zuerst musste sie wissen, ob die Wände sich bewegten, doch sie war sich fast sicher, dass es so war. Tief atmete sie ein. Sie brauchte ein straff von Wand zu Wand gespanntes Netz, das sie warnen würde, falls sich der Gang verschmälerte.
    Winzige Spinnen aus kristallinem Eis, webt euer Netz und macht es fest, spinnt eure Seide von einer Wand zur anderen und gebt ihnen Halt! Webt eure Muster und webt sie fest, bis euer Netz das Eis beherrscht!
    Die Spinnen kamen aus dem Eis herausgekrochen, schwärmten über die dicken Wände aus und begannen, ihre schimmernden Fäden zu spinnen, bis das Netz von Wand zu Wand reichte. Zufrieden wob Lara ein Muster mit den Händen. Mit anmutigen und liebevollen Bewegungen zog sie jeden ihrer Fäden, und ihre Stimme war ganz belegt vor Emotion, als sie den Spinnen befahl, Löcher in das Eis um die Drachen zu bohren, um einen gewaltigen Eisblock daraus lösen zu können.
    Spinnen, Spinnen, formt eine Linie, benutzt eure Geschicklichkeit und schneidet, bohrt und bindet!
    Die Spinnen verteilten sich auf der Wand um die Drachen. Sie brauchten einige Zeit, um sich mehrere Fuß tief in das Eis und um eine so große Fläche herum zu graben.
    »Beeil dich, Lara! Die Kugeln hier wechseln die Farbe, und etwas, das wie Blut aussieht, läuft durch sie hindurch«, rief Natalya. »Wir müssen hier heraus!«
    Lara dachte jedoch nicht daran, ihren nächsten Zauber zu überstürzen. Dazu war er viel zu wichtig. Sie würde nicht riskieren, ihre Tanten zu verlieren, wenn sie schon so nahe daran war, sie zu befreien. Sie fügte einen Haltezauber für das Eis hinzu, obwohl sie wusste, dass er nicht lange wirksam sein würde gegen den Druck des Gletschers und Xaviers Zorn, den sie in dem Eis schon spüren konnte.
    Ich rufe dich, Wasser in gefrorener Form, halte durch, auch wenn du gerissen und zersplittert bist! Winzige Teilchen Wasser und geschmolzenes Eis, verbindet das Eis wieder gut und gebt ihm Halt!
    Das ominöse Knacken und Grollen wurde leiser, doch das Geräusch von Wasser umgab sie auch weiterhin. Es schien also geschafft zu sein. Wieder atmete Lara tief ein, und mit all der Hoffnung, der Liebe und dem Wissen, das sie besaß, wirkte sie ihren nächsten Zauber, um den Eisblock zu

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