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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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kristallene Spitze, und augenblicklich wurde es still im Raum, und die Karpatianer hielten erwartungsvoll den Atem an. Als Mikhail zu sprechen begann, tat er es in der uralten Sprache seiner Vorfahren, die auch heute noch von ihrem Volk gesprochen wurde.
    »Blut unserer Väter – Blut unserer Brüder! Wir suchen eure Weisheit, eure Erfahrung und euren Rat. Vereint euch mit euren Kriegerkameraden und weist uns durch die Blutsbande den rechten Weg! Wir geloben unserem Volk unerschütterliche Treue, Entschlossenheit in der Not, schnelle und tödliche Vergeltung, Mitgefühl mit jenen in der Not, Kraft und Ausdauer über die Jahrhunderte und vor allem ein Leben in Ehre. Unser Blut verbindet uns.«
    Mikhail zog seine Hand über die Spitze der kristallenen Säule, die mühelos sein Fleisch durchschnitt. Sofort bedeckte leuchtend rotes Blut das scharfe Ende des dicken Pfeilers. »Unser Blut vermischt sich mit dem euren und ruft nach euch. Schenkt unserem Ruf Gehör und kommt!«
    Als das Blut des Prinzen sich mit dem lang dahingegangener Krieger mischte, begannen die Kristalle zu leuchten und Licht und Farbe wie die Morgenröte abzugeben – funkelnde rote Lichter erhellten den Raum, und smaragdgrüne Streifen zogen sich wellenförmig an der Wand entlang. Das ständig wechselnde Schauspiel pulsierte vor Leben, als es den Prinzen des karpatianischen Volkes erkannte.
    Ein zunächst nur leises Gemurmel erhob sich zu einem klangvollen Gesang, als die versammelten Karpatianer mit ihrem uralten Ritual begannen. »Veri isäakank – veri ekäakank. Veri olen elid. Andak veri-elidet Karpatiiakank, és wäkesarna ku meke arwa-arvo, irgalom, hän ku agba, és wäke kutni, ku manaak verival. Veri isäakank – veri ekäakank. Verink sokta; verink kana terád. Akasz énak ku kana és juttasz kuntatak it.« Blut unserer Väter – Blut unserer Brüder. Blut ist Leben. Wir widmen dieses Leben unserem Volk und schwören ihm Ehre, Gnade, Redlichkeit und Ausdauer. Blut unserer Väter – Blut unserer Brüder. Unser Blut vermischt sich mit dem euren und ruft nach euch. Schenkt unserem Ruf Gehör und kommt!
    Gregori trat vor Mikhail und ließ sich auf ein Knie nieder. »Ich widme mein Leben unserem Volk und schwöre ihm bei meinem Blut die Treue.« Damit ließ er seine Hand auf die kristallene Pfeilerspitze fallen und wartete, bis sich sein Blut mit dem Mikhails und dem aller schon dahingegangenen Vorfahren vermischte. Dann hielt er dem Prinzen die Hand hin.
    »Als Stellvertreter unseres Volkes nehme ich dein Opfer an«, antwortete Mikhail feierlich auf den Schwur und nahm das von Gregori angebotene Blut, um ihn jederzeit finden zu können, wo immer er auch sein mochte, jederzeit und allerorts. Dieses Ritual machte den Jäger verwundbar, denn sollte er beschließen, seine Seele aufzugeben und Vampir zu werden, würde er leicht aufzuspüren sein. Viele entschieden sich gegen die Teilnahme, weil sie die Konsequenzen kannten. Gregori hatte Mikhail schon oft gedrängt, das Ritual zur Pflicht zu machen, aber Mikhail war ein eiserner Befürworter des freien Willens.
    Gregori erhob sich, und Lucian trat vor, um seinen Platz einzunehmen, legte seine Hand auf die Pfeilerspitze, vermischte sein Blut mit dem seiner Vorfahren und kniete vor Mikhail nieder, um seinen Treueschwur zu leisten und dem Prinzen zum Zeichen seiner Verwundbarkeit sein Blut zu geben.
    Nicolas hielt den Atem an, als Jaxon, Lucians Seelengefährtin, ihm zu der Säule folgte. Dieses Ritual war das geheiligteste eines Kriegers. Von den drei weiblichen Jägern war sie zudem die unerfahrenste. Falls das Kristall sie abwies, würde das Nicolas’ Argument, dass Frauen beschützt werden mussten, unterstützen und erhärten.
    Der kathedralenähnliche Saal füllte sich mit dem Klang von tiefen Männerstimmen. Das Summen der Kristalle harmonisierte mit dem Gesang und erzeugte eine starke, wehmütige Melodie. Dampf waberte auf, als Jaxon sich der dunkelroten Säule näherte. Sie sah klein und zerbrechlich aus neben der mächtigen, jahrhundertealten Kristallsäule, doch ohne Zögern ließ sie ihre flache Hand auf die geschärfte Spitze fallen. Das Summen der Kristalle veränderte sich leicht, fuhr aber stark wie immer fort, es war nur eine weichere, femininere Note hinzugekommen. Als Jaxon vor Mikhail niederkniete, um den Treueschwur zu leisten, nahm ihre Haut ein sanftes Glühen an.
    Als Nächster trat Nicolas vor Mikhail. Er hatte dieses Ritual schon viele Male ausgeführt, doch da seine

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