Fluch der Nacht: Roman
ernst«, beharrte Gregori. »Wenn wir schon die volle Ratsversammlung einberufen, sollten wir auch alle Themen ansprechen.«
Mikhail nickte. »Ich weiß, dass es besprochen werden muss, Gregori, aber du und ich, wir wissen, dass die alten Zeiten längst vorbei sind. Und selbst damals gab es einige Frauen, die Kriegerinnen waren.«
»Doch sie waren keine Seelengefährtinnen«, warf Nicolas ein. »Keine Frauen, die uns Kinder gebären konnten oder, wenn sie verloren waren, ihren Gefährten mit sich nahmen.«
Mikhail zuckte die Schultern. »In den alten Zeiten waren nur wenige Seelengefährtinnen Kriegerinnen. Aber die Zeiten haben sich geändert, und heute ist unsere Spezies vom Aussterben bedroht.«
»Umso mehr Grund, die wenigen Frauen, die wir haben, zu beschützen«, sagte Nicolas. »Manchmal sind die alten Gebräuche gut, Mikhail. Unsere Frauen haben nicht zu den Waffen gegriffen, nur um zu zeigen, dass sie es konnten.«
»Die Frauen, von denen du sprichst, sind nicht als Karpatianerinnen zur Welt gekommen. Unsere Spezies sieht menschlich aus, und wenn wir eine menschliche Frau an uns binden, denkt sie wie ein Mensch, auch wenn sie durch den Blutaustausch verwandelt wird. Im Laufe der Jahrhunderte mussten menschliche Frauen für ihre Rechte kämpfen ...«
»Das ist ein schwaches Argument«, unterbrach ihn Gregori. »Was tun wir hier in dieser Höhle? Wir schwören unserem Volk die Treue. Wir schwören, ihm zu dienen, was immer auch für Opfer das erfordern mag. Unsere Seelengefährtinnen haben das nie getan. Sie verstehen nicht, dass auch sie Opfer bringen müssen, um unsere Spezies vor dem Aussterben zu bewahren. Wir haben eine Handvoll Paare, weniger als dreißig, Mikhail. Unsere Kinder brauchen gute fünfzig Jahre, um das Erwachsenenalter zu erreichen. Glaubst du wirklich, dass wir es uns leisten können, auch nur eine Frau zu verlieren? Oder ein Paar?«
»Nein, aber ich weiß auch, dass wir uns im Krieg befinden und von allen Seiten von Feinden umgeben sind. Und dass wir uns nicht erlauben können, uneinig zu sein.«
»Wir sind uns nicht uneinig«, sagte Gregori. »Kein Mann will, dass seine Frau kämpft.«
Ein leises Lächeln um die Lippen, schüttelte Mikhail den Kopf. »Du denkst also, wir sollten unseren Frauen befehlen, sich ruhig zu verhalten und uns die Entscheidungen treffen zu lassen? Dann sind es nicht die Männer, die zerstritten sein werden, sondern die Frauen. Und zwar mit uns. Ich erinnere euch nur an den Begriff freier Wille. Habt ihr dieses kleine Detail vergessen? Das ist es, was wir unseren Frauen nehmen, wenn wir sie an uns binden. Fahren wir damit fort, nachdem sie unsere Seelengefährtinnen sind? Vermutlich könnten wir sie zu bloßen Marionetten machen, die uns zu Willen sind und tun, was wir ihnen sagen. Aber ich weiß, dass sowohl Raven als auch Savannah eher in die Sonne gehen würden, als sich einer solchen Sklaverei zu beugen.«
»O jelä peje terád. Hol dich die Sonne, Mikhail«, brummte Gregori. »Auf deine alten Tage bist du noch modern und liberal geworden.«
Nicolas wandte sich von dem Prinzen ab, als ein weiteres Paar, Vikirnoffs Bruder Nicolae und seine Seelengefährtin Destiny, eintrat. Nicolas wollte sich die Frau genauer ansehen, die als Kind von einem Vampir gefangen genommen worden war. Sie hatte jahrelang die Qual des mit zellfressenden Parasiten verseuchten Blutes eines Vampirs ertragen. Die mittelgroße, sehr kurvenreiche Frau, die dichtes schwarzes Haar, große blaugrüne Augen und ausgeprägte Muskeln hatte, bewegte sich mit der Anmut und Geschmeidigkeit einer gut trainierten Kämpferin. Nicolas fiel auf, wie ruhelos ihre Augen durch die Höhle schweiften und jede Einzelheit wie Ein- und Ausgänge, den großen Kamin oder das Labyrinth von Tunneln in sich aufnahmen.
Destiny war sehr eng mit Manolitos Gefährtin MaryAnn befreundet. Sie sah jede Person im Raum an, musterte sie abschätzend und ließ ihren Blick dann noch ein bisschen länger auf ihr verweilen. Nicolae, ihr Seelengefährte, war in Bezug auf sie sehr wachsam, stellte Nicolas anerkennend fest, als er Nicolae zwischen seine Frau und die alleinstehenden Männer im Raum treten sah. Wie die meisten Karpatianer war er groß und muskulös und hatte langes schwarzes Haar und kühle dunkle Augen.
»Du bist Nicolas, Manolitos Bruder«, begrüßte Destiny ihn und kam auf ihn zu, was ihren Gefährten zwang, mit ihr mitzugehen, um sie zu beschützen.
Ein klassischer Fehler, den Frauen machten, war zu
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