Fluch der Nacht: Roman
ihnen, wer einer der ihren ist. Die Parasiten, die sie in ihren Organismus injizieren, rufen einander. Das haben wir über Destiny herausgefunden.«
»Gregori hat einen Vorrat an Vampirblut, und ich kann es zu mir nehmen.«
Destiny schnappte nach Luft und griff sich an die Kehle. »Das darfst du nicht! Es frisst an dir in jedem wachen Moment deines Lebens.«
»Du bist nicht ausreichend geschützt«, fügte Gregori hinzu. »Du hast schon zu viele Jahrhunderte mit der Düsternis gelebt, und die Parasiten würden dich irgendwann über die Grenzen deines Durchhaltevermögens treiben. Ohne eine Seelengefährtin, um dich zurückzuführen, wäre es purer Selbstmord – oder schlimmer noch, denn aller Wahrscheinlichkeit nach würdest du dem Ruf der Untoten erliegen.«
»Deshalb will ich, dass du, deine Brüder, Nicolas und Dimitri mein Blut nehmt. Ich glaube, dass ich mit meinem Drachensucher-Erbe eine größere Chance habe, länger auszuhalten, vielleicht sogar ein Jahr, bevor ich unterliege. Und sollte ich tatsächlich der Dunkelheit anheimfallen, werden sechs unserer erfahrensten Jäger in der Lage sein, mich aufzuspüren.«
Mikhail schüttelte den Kopf. »Wir können uns den Verlust eines Angehörigen der Familie der Drachensucher nicht leisten, Dominic.«
»Ihr habt Natalya und Colby. Auch sie entstammen dem Geschlecht der Drachensucher. Möglicherweise der junge Skyler ebenfalls. Und nun auch noch diese neue junge Frau, Lara, die Nicolas’ Seelengefährtin ist. Die Linie der Drachensucher wird fortbestehen. Ich habe die Gefährtin, die mir bestimmt ist, in all diesen Jahrhunderten nicht gefunden und bin müde geworden. Erlaubt mir, unserem Volk diesen letzten Dienst zu erweisen. Ich werde mein Bestes tun, meine Ehre zu bewahren, und in die Sonne gehen, bevor es nötig wäre, mich zu jagen, aber wenn nicht, werden die Vorbereitungen schon getroffen sein. Ich werde diesen Jägern Zugang zu meinen Erinnerungen gewähren, damit ihnen permanent bewusst sein wird, wie ich als Kämpfer funktioniere. Was ihnen hoffentlich als Beispiel dienen wird.«
Lautstarker Protest erhob sich in der Höhle. Das Summen der Kristalle wurde lauter, und sie strahlten eine Unmenge von Farben aus. Mikhail legte seine Hand an die blutrote Säule und atmete tief durch.
»Vielleicht sollten wir diese Diskussion verschieben, bis wir gehört haben, was Nicolas zu sagen hat«, erklärte er.
»Bei allem gebotenen Respekt, Mikhail – aber du kannst nicht zulassen, dass ich irgendetwas höre, das Nicolas oder andere zu sagen haben. Denn wenn ich gehe, darf ich nichts von euren Plänen oder Strategien wissen. Wir sind im Krieg, und die Existenz unserer Spezies steht auf dem Spiel. Die hier zu treffenden Entscheidungen werden keine leichten sein.« Dominics Blick glitt suchend über die Versammlung und blieb an den drei Frauen hängen – Natalya, Destiny und Jaxon. »Sie werden für uns alle schwierig sein. Wir müssen Opfer bringen und erkennen, was der beste Nutzen der uns zur Verfügung stehenden Mittel ist. Die Entscheidungen sind nicht leicht, und sie werden auch nicht gern gesehen sein, aber sie müssen getroffen werden. Ich dagegen bin entbehrlich. Ich habe das Blut, das sich gegen den Ruf der Dunkelheit am längsten wehren wird. Mein Geschlecht ist nicht mit der zusätzlichen Last von anderen Blutlinien behaftet.« Dominic blickte kurz zu Nicolas hinüber und bedachte ihn mit der angedeuteten, respektvollen Verbeugung eines Kriegers.
Nicolas schüttelte den Kopf und spürte, wie sich ein Kloß in seiner Kehle bildete. Dominic war eine lebende Legende, etwa so wie Lucian und Gabriel. Er kannte – und verstand – den Fluch der Düsternis, der auf den Brüdern de la Cruz lag. Sie kämpften, um ihre Ehre aufrechtzuerhalten, und hatten es dieses schleichenden Makels wegen schon ihr Leben lang getan. Nun, da er vor die Ratsversammlung treten und gestehen musste, dass er und seine Brüder bei der Verschwörung zum Untergang der Karpatianer ihre Hand im Spiel gehabt hatten, verstand Dominic die furchtbare Belastung, die die Brüder de la Cruz über Jahrhunderte hinweg ertragen hatten.
»Niemand ist entbehrlich«, sagte Gregori. »Kein einziger Krieger und schon gar nicht einer von deiner Weisheit und Erfahrung.«
Nicolas blieb still, als andere Männer ihre Meinung äußerten. Hier in dem geheiligten Saal, mit ihrem Blut, das sich mit dem ihrer Vorfahren vermischte, in dem Dampf, der sie reinigte und läuterte, und umgeben von den
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