Fluch der Nacht: Roman
Kristallen, die ihren Geist klärten und verschärften, wurden alle mit großem Respekt gehört. Aber Nicolas wusste, dass Dominic das Blut zu sich nehmen würde, und bedauerlicherweise musste er ihm zustimmen: Es war das Richtige, weil ihre gesamte Spezies auszusterben drohte.
Dominic hatte recht. Die Karpatianer mussten wissen, was Xavier und seine Verbündeten aus Vampiren und Jaguarmenschen im Schilde führten. Sie brauchten einen Spion in ihrem Lager. Die Brüder Malinov würden niemals der Versuchung widerstehen können, einen so mächtigen Karpatianer wie Dominic in ihre Reihen aufzunehmen, und ganz sicher würde Xavier glauben, er hätte damit einen großen Coup gelandet. Die Rückkehr von Rhiannons Bruder wäre ein Sieg und ein Triumph für ihn.
Nicolas’ Blick begegnete dem Mikhails. Der unverhohlene Kummer, den er darin sah, spiegelte seinen eigenen wider. Auch Mikhail wusste, dass Dominic den Kriegern zwar zuhören würde, sich letztendlich aber von niemandem von seinem Vorhaben würde abbringen lassen. Jemand musste es tun, und die vernünftigste Wahl war Dominic.
Für einen Moment waren die Linien im Gesicht des Prinzen tief und ausgeprägt; sein Mund war zu einer grimmigen Linie verzogen, und er sah älter aus und müde von der Last, die auf seinen Schultern ruhte.
Im Saal trat Stille ein. Mikhail richtete sich zu seiner vollen Größe auf, ein dunkelrotes Glühen erschien in seinen schwarzen Augen. Sein ganzes Gesicht veränderte sich, sodass er nun sehr majestätisch aussah, jeder Zoll der Anführer der Krieger, die sich hier versammelt hatten, um Entscheidungen von großer Tragweite zu fällen. Dampf umwaberte ihn, und einige der Kristalle um ihn nahmen weichere Farben an, bis es so aussah, als schiene der Mond bis tief unter die Erde, um den Prinzen der Karpatianer anzustrahlen. Die Farben der Morgenröte flimmerten vor Leben und waren wie blutrote Ströme, die durch einen Ozean von Farbe flossen.
»Du ehrst dein Volk mit deiner Tapferkeit, Dominic«, sagte Mikhail mit tiefer, volltönender Stimme, die den ganzen Saal erfüllte. »Und deshalb sei es so. Die Karpatianer werden dein Opfer nie vergessen.«
Dominic starrte auf seine geballte Faust herab, bevor er langsam die Finger öffnete. Einer seiner Nägel verlängerte sich, er zog ihn scharf über sein Handgelenk und hielt dann Gregori den Arm hin. Der Heiler der Karpatianer rührte sich nicht, sein Gesicht blieb eine ausdruckslose Maske. Mikhail hob die Hand zum Zeichen, dass es ein Befehl war, ein Dekret, dem sich niemand widersetzen konnte. Und so trat Gregori als Erster vor, gefolgt von Lucian, Gabriel und Darius, und alle nahmen das Blut, das Dominics Verbindung mit ihnen besiegelte. Als Nächster trat Dimitri vor, und dann war Nicolas an der Reihe, stolz, seinen Platz neben dem Krieger einzunehmen, den er für einen der größten aller Zeiten hielt.
Im Namen des karpatianischen Volkes sandte der Prinz Dominic zu einer Existenz, die weitaus schlimmer war, als irgendein Karpatianer es sich vorzustellen vermochte. Das Geschlecht de la Cruz war mit dem Fluch der Düsternis behaftet, aber sie waren auch mit unerschütterlicher Stärke und Ehre beschenkt worden. In den vergangenen Jahrhunderten war kein einziger Angehöriger des Stammes der Drachensucher je dem Geflüster erlegen, das immer lauter wurde, wenn man ohne Hoffnung, ohne Emotionen lebte. Und Dominic, dieser Letzte eines großartigen Geschlechts von Kriegern, wurde mit dem giftigen Blut des Vampirs in den Adern, das ihn von innen heraus verzehren würde, zum Spionieren in das Lager ihres Feindes geschickt.
Nicolas, der von solcher Größe nicht den Blick abwenden konnte, sah Dominic ruhig und offen in die Augen. Er konnte ihn nicht retten, aber er konnte ihn zumindest ehrenvoll verabschieden und ihm den gebührenden Respekt erweisen. Dominic gab ihm sein Blut und drückte dann seine Unterarme, wie es unter Kriegern üblich war.
»Arwa-arvod mäne me ködak«, sagte Nicolas leise . Möge deine Ehre die Dunkelheit zurückhalten. Kämpfe mit aller Kraft dagegen an.
»Kulkesz arwaval«, sagte Gregori. Geh mit Größe. »Jonesz arwa arvoval.« Und kehr zurück mit Ehre.
Mikhail trat näher. »Jonesz arwa arvoval.« Kehr zurück mit Ehre. Er schloss ganz fest seine Hände um Dominics Unterarme, und einen Moment lang standen sie so dicht voreinander, dass sich ihre Zehen berührten.
»Es ist das Richtige«, versicherte Dominic mit leiser Stimme, als er die Unterarme seines
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