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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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bevor sie merkte, dass es nur eine Einbildung war.
    Langsam blickte sie sich in der Höhle um. Wie hatte sie das geschehen lassen können? Ein Gefängnis blieb ein Gefängnis, egal, wie warm und schön es war. Und ein Raubtier blieb ein Raubtier. Sie war fasziniert von Nicolas gewesen, obwohl sie gleich zu Anfang schon erkannt hatte, dass er gefährlich war. Aber er hatte ihre Bedenken irgendwie zerstreut. Beherrschte er sie? Manipulierte er ihren Geist?
    Fröstelnd stieg Lara aus dem Wasser und blickte sich um nach etwas, mit dem sie sich abtrocknen konnte. Wo hatte sie eigentlich schlafen wollen? In der Erde mit ihm? In einem Bett mit ihm? Warum hatte sie nicht einmal darüber nachgedacht? Sie war nicht dumm, doch sie war ihm ohne Fragen oder Protest hierher gefolgt. Welche Frau würde allein mit einem Fremden für die Nacht verschwinden, obwohl niemand wusste, wo sie sich befand? Nicolas de la Cruz strahlte mit jeder Pore seines Körpers Sexappeal aus. Sein Gang, die Haltung seiner Schultern, die brennenden dunklen Augen – er war ein sinnlicher Mann, und Lara war sicher, dass er sich nicht einmal vorstellen konnte, mit einer Frau ein Bett zu teilen und sie nicht zu lieben.
    Lara zog schnell ihre Sachen über, und wenn der Stoff auch noch sosehr an ihrer nassen Haut klebte. Mit wachsender Panik, aber auch fest entschlossen, den Ausgang der Höhle zu finden, blickte sie sich um. Nicolas hatte ihr eine Beschreibung gegeben – doch entsprach sie auch der Wahrheit?
    Mach keine Dummheiten, Lara! Die Sonne geht auf. Ich werde bald da sein, dann können wir alles in Ruhe besprechen. Du hast nur einen Panikanfall, für den absolut kein Grund besteht.
    Die ruhige Stimme zerrte an ihren Nerven. Wie gönnerhaft und arrogant er war! Sie hatte allen Grund, in Panik zu geraten. Jeder halbwegs vernünftigen Frau wäre es schon viel früher so ergangen. Während sie sich seine Beschreibung in Erinnerung rief, rannte Lara aus dem glitzernden Raum auf einen langen Gang hinaus.
    Ich verbiete dir, dich in Gefahr zu bringen. Warte auf mich!
    Diesmal bekam der dünne Anstrich von Zivilisiertheit einen Riss, und sie konnte die Schärfe in seiner Stimme hören. Ihr Magen verkrampfte sich so schmerzhaft, dass sie scharf den Atem einzog und sich zu noch schnellerem Laufen zwang, wobei ihre hervorragende Nachtsicht ihr in der engen, dunklen Höhle sehr zugutekam. Sie durfte weder daran denken, wie tief unter der Erde sie sich befand, noch an das Labyrinth von Tunneln, das sich meilenweit unter dem Berg erstreckte. Ihr einziges Ziel musste sein, so schnell wie möglich hier herauszukommen. Als sie keuchend um eine Ecke bog, verzweigte sich der Gang auch noch.
    Die Luft in der Höhle ist drückend schwer, das Atmen und Laufen werden dir immer schwerer fallen. Jeder Schritt ist anstrengender als der letzte. Du versinkst in Sand, deine Beine sind schwer. Du bist so müde, Lara. Warum setzt du dich nicht hin und ruhst dich aus? Du bist verwirrt, und die Wegbeschreibungen verblassen in deiner Erinnerung.
    Die Stimme war leise, hypnotisierend und mit einem Zwang unterlegt, der die Kontrolle über ihren Willen und Körper zu übernehmen drohte. Plötzlich unsicher geworden, stolperte sie, verharrte verwirrt und drehte sich mal in diese, mal in jene Richtung.
    Es wird immer schwieriger, im Dunkeln zu sehen. Du solltest dich ruhig verhalten und stehen bleiben.
    Hör auf! »Hör auf damit!«, wiederholte Lara laut.
    Ihre Stimme echote durch die Höhle und schreckte zurückkehrende Fledermäuse auf. Die Tiere stoben auf, Tausende von ihnen, schwangen sich flügelschlagend in die Luft und erfüllten jeden freien Platz um sie wie eine dunkle Wolke. Das Atmen war schwierig, aber sich zu bewegen erschien Lara geradezu unmöglich. Zitternd stand sie da und wartete, eine Gefangene der hypnotisierenden Stimme in ihrem Kopf. Sie spürte das elektrisierende Herannahen großer Macht, das Nicolas’ Rückkehr ankündigte, und die Fledermäuse nahmen ihre akrobatischen Darbietungen schon wieder auf.
    Lara zwang sich, Luft zu holen. Sie durfte sich nicht von ihm manipulieren lassen. Sie konnte im Dunkeln sehen, und sie fürchtete sich auch nicht vor Fledermäusen. Dass die Erde auf sie herunterdrückte, störte sie nicht ... und trotzdem kauerte sie in der Höhle, hatte Angst, sich zu bewegen, und ihr ganzer Körper fühlte sich schwerfällig und bleiern an.
    Ich bin eine Magierin und entstamme dem Geschlecht der Drachensucher. Du wirst schon mehr tun müssen,

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