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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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genoss. Nicolas war sicher, dass Xavier Razvan hasste, weil dessen Drachensucher-Blut so stark war. Xavier war Magier, wollte unsterblich sein und von anderen gefürchtet und bewundert werden, und er fühlte sich den Karpatianern deutlich überlegen. Razvan kam einem Karpatianer zu nahe, was seine ungebrochene Kraft und seinen Ehrenkodex anging. Er hatte seine Schwester beschützt und verzweifelt versucht, auch seine Kinder zu beschützen, während er unentwegt gefoltert und zu Experimenten benutzt wurde. Ja, Xavier musste Razvan hassen, weil er ihn nicht hatte brechen können, und diese fortwährende Missachtung würde seinen Enkel teuer zu stehen kommen.
    »Du hättest fliehen können, als du vor so vielen Jahren freikamst«, erinnerte Xavier ihn, »aber du bist zu mir zurückgekrochen wie ein Hund zu seinem Herrn.«
    Razvan schüttelte den Kopf. »Wie immer schaffst du es, die Geschichte zu verändern, wie es dir gerade passt. Soweit ich mich erinnere, bin ich dir nach Nordamerika gefolgt, weil du ein Kind entführen und es hierher bringen wolltest. Aber das ist dir zum Glück ja nicht gelungen, was?«
    Xavier brach in ein irres, blindwütiges Toben aus und begann, mit einer dünnen Peitsche auf Razvan einzuschlagen, immer wieder, bis Laras Vater schlaff in seinen Ketten hing.
    Ohnmächtige Wut erfasste Nicolas. Er ertrug es nicht, Razvan so hilflos und gequält zu sehen, ausgepeitscht von einem Monster, nur weil er versucht hatte, ein Kind zu retten. Nicolas zitterte, so stark war sein Bedürfnis, einzugreifen und zurückzuschlagen, aber unter den gegenwärtigen Umständen konnte er seine eigene Macht nicht einsetzen und hasste sich dafür, dass er nicht in der Lage war, Razvan zu retten. Diese Emotionen waren so stark, dass er einen Moment brauchte, um zu erkennen, dass der leidenschaftliche Drang des Kindes, seinem Vater beizustehen, nicht minder stark war als der seine.
    Die kleine Lara sprang hinter den Säulen hervor und rannte über das Eis auf Xavier zu. Nicolas blieb kaum Zeit, sich vor sie zu werfen, als sie den Magier mit aller Kraft in die Kniekehle trat. Der alte Mann geriet ins Taumeln und brach aufheulend auf dem harten Eisboden zusammen. Lara versuchte, ihrem Vater die Ketten abzunehmen, wobei sich das ätzende Vampirblut durch ihre Fingerspitzen brannte. Nicolas empfand den scharfen Schmerz, der ihm jäh den Atem raubte, wie ein Messer, das sich bis in seine Knochen bohrte. Lara fuhr zu Xavier herum, der sich aufzurappeln versuchte, hockte sich vor ihn hin und klopfte die Taschen seiner langen Tunika nach dem Schlüssel zu den Ketten ab.
    Xavier versetzte ihr jedoch einen brutalen Schlag, der sie regelrecht durchs Zimmer schleuderte. Nicolas konnte spüren, wie das Drachensucher-Blut in ihr hochkochte und ihren Körper in seinen katzenhaft geschmeidigen Bewegungen unterstützte. Ihr selbst war anscheinend nicht einmal bewusst, wie geschickt sie auf den Füßen landete, ein siebenjähriges, untrainiertes Kind, das sich jedoch schon mit unglaublicher körperlicher Behändigkeit bewegte. Sie stürzte sich von Neuem auf den alten Mann.
    Diesmal war Xavier jedoch schon darauf vorbereitet. Er riss sie nieder und schlug mit seiner Peitsche auf sie ein. Die Schläge hinterließen hässliche rote Striemen auf ihrem Körper. Sie rollte sich zusammen und schützte mit den Händen ihren Kopf, als Xavier immer weiter auf sie einpeitschte.
    »Du willst ihn befreien? Bist du sicher, Mädchen? Denn er wird dein Blut riechen und dich beschnüffeln wie ein hungriger Hund. Und dann wird er dich in Stücke reißen, weil er seit Tagen schon kein Blut bekommen hat.« Mit diesen Worten trat und stieß der Alte sie auf ihren Vater zu.
    Razvan warf sich in die Ketten, schrie Xavier Drohungen zu und beschwor Lara wegzulaufen. Nicolas konnte sich nicht erheben. Der Schmerz der Peitschenhiebe, die Verbrennungen und wahrscheinlich auch die eine oder andere gebrochene Rippe waren zu viel für den kleinen Körper, den sie momentan bewohnten. Er konnte nur hilflos daliegen und Laras Geist so gut wie möglich abschirmen, als Xavier eine Nadel in Razvans Nacken stach und ihm eine gelbliche Flüssigkeit injizierte.
    Dann trat der Magier von seinem Enkelsohn zurück, um alles Weitere mit schadenfrohen Blicken zu verfolgen. »Sie will, dass du frei bist, Razvan, und ich gewähre ihr den Wunsch.«
    Tatijana! Branislava! Ihr müsst ihr helfen. Bitte bringt sie weg von mir! Blockiert ihren Geist und auch den meinen! Ich könnte es nicht

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