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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ertragen, ihr schon wieder wehzutun. Das ist zu viel, sogar für mich.
    Nicolas hörte Razvans lautlose Bitte in seinem Geist und spürte, wie Laras kleiner Körper sich aufzurappeln versuchte. Er konnte sehen, wie sich Razvans Gesicht verzerrte und wie Xavier mit einem hämischen Grinsen von ihm zurücktrat. Dann begannen Razvans Augen rot zu glühen, und seine Zähne verlängerten sich.
    Die Angst hatte Nicolas so fest im Griff, dass sie ihn schier von innen heraus zu verzehren drohte. Mit Lara kämpfte er sich auf und versuchte, seine Finger in das Eis zu bohren, um voranzukommen, rutschte jedoch nur aus. Razvan hob witternd wie ein Hund den Kopf – und roch das Blut, wie Xavier es schon vorausgesagt hatte. Langsam wandte Razvan den Kopf, bis sich sein irrer Blick auf Lara richtete.
    Sie wimmerte vor Angst und versuchte wegzukriechen, aber er sprang sie knurrend an und leckte das Blut von den Peitschenstriemen von ihrer Haut. Sie wehrte sich und versuchte, ihn fortzustoßen, doch er zerrte ihren Arm zu sich heran und schlug seine scharfen Zähne in ihr Handgelenk. Lara schrie und schrie, als könnte sie nicht mehr damit aufhören.
    Nicolas spürte den schmerzhaften Biss, das Zerreißen von Muskeln und Gewebe, den Stich in seiner Vene. Es brannte. Viel schlimmer noch als die körperlichen Qualen war jedoch das Wissen, wie entsetzlich hilflos er in dieser Lage war. Egal, wie sehr er sich auch wehrte oder um sich schlug, es war unmöglich, diesen Zähnen zu entkommen, die ihm das Fleisch zerfetzten und das Blut aussaugten.
    Mit jedem Moment wurde er schwächer, bis er das Gefühl hatte, nicht einmal mehr die Arme heben zu können, um seinen unvermeidlichen Tod vielleicht doch noch abzuwenden. Fast begrüßte er ihn sogar. Besser tot, als sich so hilflos fühlen zu müssen. Nicolas’ Herz verkrampfte sich vor Schreck. Das war das Gefühl, das er in Lara hatte entstehen lassen! In seiner Dummheit hatte er zugelassen, dass sie sich hoffnungslos und verzweifelt, schwach und verwundbar fühlte anstatt stark und geliebt. Das war die Sünde, die für immer auf seiner Seele lasten würde.
    Xavier stieß Razvan weg und zog Laras Arm an seinen Mund. Der Schmerz, den die Zähne des Magiers verursachten, war noch schlimmer als der von Razvans. Aber Xaviers Enkel gab nicht auf, sondern krallte sich an Lara fest und knurrte böse, als die beiden Männer handgreiflich wurden und wie Hunde um einen Knochen kämpften. Lara weinte leise, bis ihr Körper sogar dazu schon zu schwach war. Keuchend und nach Atem ringend, lag sie da, als Xavier Razvan mithilfe von Magie unter Kontrolle brachte, ihn in einem Energiefeld einschloss und ihn zu seinen Ketten zurückführte.
    Das Gesicht des alten Mannes war eine Maske des Zorns, als er danach zu dem Kind herumfuhr, das geschwächt am Boden lag. »Du wagst es, mich anzufassen? Mich zu treten? Ich gebe dir zu essen, ja schenke dir sogar das Leben, du undankbares kleines Ding«, fauchte er, als er Lara an den langen rotgoldenen Locken packte, die ihr Gesicht umrahmten, und sie auf die Beine zog.
    Energie begann zu knistern, und Lichter blitzten um seine ausgestreckte Hand auf. Eine spitze, scharf aussehende Schere erschien darauf. Ohne jede Vorwarnung begann Xavier nun, Lara eine dicke Strähne nach der anderen abzuschneiden, sodass sich große Ballen seidigen Haares auf dem Eis zu seinen Füßen türmten. Lara schrie und zappelte und versuchte verzweifelt, sich loszureißen. Aber Xavier packte ihr Haar nur noch fester und schnitt weiter, wobei er beinahe heiter vor sich hin summte.
    Entsetzt stieß Nicolas Lara beiseite, weil er wusste, dass Xavier sie mit voller Absicht demütigte, indem er ihr das Haar so dicht wie möglich an der Kopfhaut abschnitt. Aber dagegen konnte Nicolas etwas tun. Lange Strähnen seines schwarzen Haares begannen, auf Laras kupferfarbene Locken herabzuregnen, bis es jede Spur des seidigen Rots verdeckte.
    Karpatianer hatten langes, schnell wachsendes Haar, das fast so dicht wie ein Tierfell war, und nur wenige schnitten je ihr Haar. Langes Haar war eine geheiligte Tradition in ihrer Kultur, und besonders die Ältesten ihrer Gemeinde hatten eine Abneigung gegen kurz geschorene Köpfe. Nicolas bildete da keine Ausnahme, und deshalb drehte sich ihm fast der Magen um, als sein glänzendes schwarzes Haar in dicken Büscheln auf den Boden fiel,
    Etwas regte sich in Laras Geist. Ob es ihr gefiel oder nicht, sie war seine Seelengefährtin, und so wie ihr Kummer Nicolas

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