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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er.
    Er öffnete den Kofferraum, zog die Leiche heraus und vergrub sie im Kies. Als er das erledigt hatte, ging er zum Nova zurück und öffnete den großen Koffer, der auf dem Rücksitz lag. Auf dem Deckel war ein Stempelaufdruck: World Book Encydopedia. Drinnen befand sich eine Kalashnikov AK-47, vierhundert Munitionseinheiten, ein Springmesser, eine lederne Damenhandtasche, elegant für den Abend, mit einem Schnappverschluß, die mit Blei gefüllt war, eine Rolle Klebeband und ein Behälter voller Ruß.
    Er färbte sich Gesicht und Hände schwarz, klebte das Messer mit einem Streifen Klebeband an der Wade fest, steckte die Rolle in die Jackentasche und machte sich auf den Weg.
    »Den Schlagbeutel habe ich zurückgelassen«, erklärte er.
    »Bin mir sowieso schon wie der Superheld in einem billigen Comicstreifen vorgekommen.«
    Spurton hatte gesagt, daß die Zigeuner zirka zwei Meilen unterhalb der Straße auf einer Wiese lagerten. Ginelli nahm den Weg durch den Wald, behielt aber immer die Straße im Auge. Er wollte sich nicht schon wieder verlaufen.
    »Ich kam nur langsam voran. Immer wieder bin ich auf Zweige getreten oder in irgendwelches Gestrüpp gerannt.
    Ich hoffe bloß, daß ich nicht durch diesen scheißgiftigen Efeu getrampelt bin. Gegen den bin ich nämlich allergisch.«
    Nachdem er sich etwa zwei Stunden lang durch das schier undurchdringliche Unterholz gekämpft hatte, immer an der Straße entlang, sah er plötzlich oben auf der Straße einen dunklen Schatten. Zuerst hielt er ihn für ein Straßenschild oder einen Pfosten. Eine Sekunde später merkte er, daß ein Mann dort stand.
    »Er stand ganz cool da nun wie ein Schlachter in seinem Kühlhaus, aber ich glaube, er sollte mich abschrecken, William. Ich meine, ich habe versucht, leise zu sein, aber ich lebe normalerweise in New York. Ich. bin kein Hiawatha, verdammt noch mal. Ich nehme also an, der Kerl tut so, als ob er mich nicht hört, tun genau zu wissen, wo ich mich befinde, und sich im rechten Moment blitzschnell umzudrehen und auf mich zu stürzen. Ich könnte ihn da, wo er steht, sofort aus den Latschen blasen, aber das würde im Umkreis von anderthalb Meilen die gesamte Nachbarschaft wecken.
    Außerdem hatte ich dir ja versprochen, niemanden zu verletzen.
    Ich stehe also da und warte und warte, ganz starr, ungefähr fünfzehn Minuten lang, und denke mir, wenn ich mich bewege, trete ich wieder auf so einen dämlichen Zweig, und der Spaß geht los. Auf einmal geht der Kerl an die Böschung, um zu pissen, und was sehe ich? Es ist kaum zu glauben. Ich weiß nicht, wo der Kerl seinen Wachunterricht absolviert hat, aber es war ganz bestimmt nicht in Fort Bragg. Er trägt das älteste Gewehr bei sich, das ich in den letzten zwanzig Jahren gesehen habe - die Korsen nennen es den loup. Und – William! - er hat Walkman-Kopfhörer auf den Ohren sitzen! Ich hätte mich direkt hinter ihn stellen, furzen und ›Heil, Kolumbian brüllen können, und er hätte sich nicht einmal bewegt.« Ginelli kicherte. »Eins kann ich dir sagen - der Alte hat mit Sicherheit nicht gewußt, daß der Typ rock'n'rollte, während er eigentlich auf mich aufpassen sollte.«
    Als der Wachtposten seine vorherige Stellung wieder bezogen hatte, schlich Ginelli sich von hinten an, wobei er sich allerdings keine große Mühe mehr gab, leise zu sein. Im Gehen zog er seinen Gürtel aus den Schlaufen. Etwas hatte den Wächter noch im letzten Augenblick gewarnt - ein Blick aus den Augenwinkeln. Der letzte Augenblick ist nicht immer zu spät, doch diesmal war er's. Ginelli schlang ihm blitzschnell den Gürtel um den Hals und zog fest zu. Es gab einen kurzen Kampf. Der junge Zigeuner ließ sein Gewehr fallen und krallte die Finger in den Gürtel. Der Kopfhörer rutschte ihm von den Ohren auf die Wangen, und Ginelli hörte, wie die Rolling-Stones-Klänge »linder My Thumb«  sich im sternenklaren Nachthimmel verloren.
    Der Junge stieß kurze, gurgelnde Laute aus. Sein Widerstand wurde schwächer und hörte schließlich ganz auf. Ginelli hielt ihn noch zirka zwanzig Sekunden lang im Würgegriff, dann ließ er los. (»Ich wollte ihn nicht zum Idioten machen«, erklärte er Billy ernsthaft.) Danach schleppte er ihn ins Gebüsch. Er war ein gutaussehender, muskulöser Junge von ungefähr zweiundzwanzig Jahren. Nach Billys Beschreibung nahm er an, daß es sich um Samuel Lemke handelte. Billy nickte bestätigend. Ginelli fand einen Baum in der richtigen Größe und band den Jungen mit dem

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