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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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beschuldigen, um einen jungen Drogensüchtigen zu entlasten, der eine alte Dame niedergestochen und ihr den Versicherungsscheck geklaut hat. Jeden - außer dem verdammten Drogenschlucker, der es getan hat und nun schuldbewußt vor dem Richter steht und erwartet, daß ihm die Strafe erlassen wird, damit er sofort wieder losziehen und es noch mal machen kann.«
    »Das stimmt überhaupt nicht!« fing Billy an, aber Ginelli schnitt ihm das Wort ab.
    »Scheiße, William«, sagte er energisch. »Du hast Spurton nicht getötet! Das hat einer dieser Zigeuner getan, und wer immer es gewesen ist, der Alte steht hinter ihm, das weißt du genausogut wie ich. Und es hat auch niemand Spurton den Arm auf den Rücken gedreht. Er hat einen gut bezahlten Auftrag ausgeführt, das war alles. Ein simpler Job, William.
    Er ist zu weit zurückgefallen, und dadurch hat er sich selbst ausgetrickst. Jetzt sag mir ehrlich – willst du, daß der Fluch von dir genommen wird oder nicht?«
    Billy seufzte schwer. Auf der Wange spürte er immer noch das Prickeln von Ginellis Ohrfeige.
    »Ja«, antwortete er leise. »Ich will immer noch, daß er ihn von mir nimmt.«
    »Gut. Dann laß uns mit dem Streit aufhören.«
    »In Ordnung.« Er ließ Ginelli zu Ende erzählen, ohne ihn noch einmal zu unterbrechen. Er war auch viel zu fasziniert, als daß es ihm eingefallen wäre, ihn noch mal zu stören.
    Ginelli war hinter die Garage gegangen und hatte sich auf einen Stapel Autoreifen gesetzt, um, wie er sagte, den Kopf wieder klar zu kriegen. Zwanzig, dreißig Minuten hatte er einfach dagesessen, in den Abendhimmel geschaut – im Westen war gerade das letzte Tageslicht verloschen – und hatte ernsthaft nachgedacht. Als er das Gefühl hatte, daß sein Kopf wieder richtig arbeitete, war er zum Nova gegangen. Er hatte ihn, ohne die Scheinwerfer einzuschalten, zurückgesetzt und neben dem Ford gehalten. Dann hatte er Spurtons Leiche herausgezogen und sie im Kofferraum des Nova verstaut.
    »Vielleicht wollten sie mir nur eine Botschaft zukommen lassen, aber vielleicht wollten sie mich auch hängen sehen; für den Fall, daß der Tankstellenwärter eine Leiche im Ford entdeckt hätte, der den von mir unterzeichneten Mietvertrag im Handschuhfach liegen hat. Aber das war wieder mal dämlich, William, denn wenn Spurton tatsächlich mit einer Stahlkugel erschossen worden ist und nicht mit einer Pistolenkugel, hätten die Bullen einmal kurz in meine Richtung geschnüffelt und sich dann sofort an sie gewendet – verdammt noch mal, das Mädchen ist für seine Vorstellung mit der Schleuder berühmt.
    Unter anderen Umständen hätte ich nur zu gern miterlebt, wie sie sich auf diese Weise selbst in die Enge treiben, aber ich war in einer komischen Situation – diese Sache müssen wir ganz allein hinter uns bringen. Außerdem habe ich erwartet, daß die Bullen am nächsten Tag sowieso im Zigeunerlager vorsprechen würden, allerdings aus völlig anderen Gründen, wenn die Dinge so liefen, wie ich es mir vorstellte. Spurton hätte die Sache nur komplizierter gemacht. Deshalb holte ich die Leiche. Gott sei Dank lag die Tankstelle völlig abseits und verlassen, sonst hätte ich es kaum schaffen können.«
    Mit Spurtons Leiche im Kofferraum zwischen den drei Koffern, die der ›Geschäftsfreund‹ am frühen Abend abgeliefert hatte, war Ginelli weitergefahren. Eine knappe halbe Meile hinter der Tankstelle zweigte die Finson Road ab. Die Route 37-A, an der die Zigeuner vorher gelagert hatten, war eine gut befahrene Straße, die nach Westen aus Bar Harbor herausführte. Dort waren die Zigeuner an einer günstigen Stelle gewesen, an der sie offen ihr Geschäft betreiben konnten.
    Aber das Feld an der Finson Road – nicht asphaltiert, voller Schlaglöcher und mit Gras zugewachsen – war ein reichlich unangenehmer Lagerplatz. Ihnen ging der Hintern auf Grundeis.
    »Es machte die Sache schwieriger, genauso wie der Umstand, daß ich zuerst die Tankstelle hinter ihnen aufräumen mußte, aber andererseits war ich auch hocherfreut, William.
    Ich wollte ihnen Angst einjagen, und sie verhielten sich genauso wie Leute, die Angst haben. Und wenn jemand erst mal Angst hat, wird es immer leichter, ihn in diesem Zustand zu halten.«
    Ginelli schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr noch eine Viertelmeile die Finson Road hinauf. Dort entdeckte er eine Einfahrt, die zu einer verlassenen Kiesgrube führte. »Hätte nicht perfekter sein können, wenn ich sie bestellt hätte«, kommentierte

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