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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte.«
    Gebückt, wie ein Soldat im Zweiten Weltkrieg, der sich ins Angriffsfeuer vorwagen mußte, rannte Ginelli den Hügel hinauf. Auf der Straße richtete er sich auf und sprintete los.
    Er kam am zweiten Wachposten, den er mit dem Ge-wehrgriff zum Schweigen gebracht hatte, vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Aber als er die Stelle erreichte, an der er Mr. Walkman einkassiert hatte, blieb er stehen und holte Luft.
    »Selbst in der Dunkelheit war es nicht schwer, ihn zu finden«, berichtete er. »Ich hörte das Gebüsch knacken und rascheln. Und als ich näherkam, konnte ich ihn selbst hören -  umpf, umpf, uuuh, uuuh, glubsch, glubsch.«
    Lemke hatte es tatsächlich fertiggebracht, sich ein Viertel um den Baum herumzuarbeiten, an dem er festgeklebt war – mit dem Ergebnis, daß er sich noch mehr verheddert hatte als vorher. Die Kopfhörer waren ihm dabei herunterge-rutscht und hingen jetzt an den Kabeln um seinen Hals. Als er Ginelli erblickte, hörte er auf, sich zu winden, und glotzte ihn nur blöd an.
    »An seinen Augen sah ich, daß er fest damit rechnete, daß ich ihn umbringen würde. Er hatte verdammt Schiß. Das war mir nur recht. Dem Alten war keine Angst einzujagen, aber dieses Kind hier bedauerte aufrichtig, sich je mit dir eingelassen zu haben, William. Leider konnte ich ihn nicht schwitzen lassen, dazu reichte die Zeit nicht.«
    Er kniete sich neben Lemke und hielt das MG so, daß er sehen konnte, um welche Waffe es sich handelte. Lemkes Augen gaben zu erkennen, daß er genau Bescheid wußte.
    »Ich hab nicht viel Zeit, Arschloch, also hör mir gut zu«, fuhr Ginelli ihn an. »Du sagst deinem Alten, daß ich das nächstemal weder hoch noch tief noch auf leere Wagen zielen werde. Richte ihm aus, William Halleck sagt: Nimm es von mir! Hast du mich verstanden?«
    Der Junge nickte, soweit das Klebeband es ihm erlaubte.
    Ginelli riß ihm den Streifen vom Mund und zog den T-Shirt Lumpen heraus.
    »Bald wird es hier ziemlich unruhig werden«, erklärte er.
    »Rufe, und sie werden dich finden. Und vergiß die Nachricht nicht!«
    Er wandte sich ab.
    »Sie verstehen nicht«, rief Lemke ihm heiser hinterher.
    »Er wird es niemals von ihm nehmen. Er ist der letzte der großen Magyaren-Häuptlinge - sein Herz ist aus Stein. Bitte, Mister, ich werde es ihm ausrichten, aber er wird es niemals von ihm nehmen.«
    Auf der Straße zuckelte ein kleiner Lieferwagen in Richtung Zigeunerlager vorbei. Ginelli sah ihm nach und dann wieder zu Lemke hinunter.
    »Steine kann man zertrümmern – sag ihm das auch noch!«
    Ginelli brach wieder aus dem Unterholz hervor, über-querte die Straße und rannte zur Kiesgrube zurück. Ein weiterer Lieferwagen fuhr an ihm vorbei. Ihm folgten drei Autos in einer Reihe. Diese Leute, die verständlicherweise neugierig waren, wer mitten in der Nacht in ihrer verschlafenen Kleinstadt mit einem Maschinengewehr um sich schoß, stellten kein Problem für ihn dar. Ihre Scheinwerferstrahlen kündigten ihr Kommen frühzeitig genug an, so daß er jedesmal schnell im Gebüsch untertauchen konnte. Als er gerade die Kiesgrube erreicht hatte, hörte er die Sirene. Er startete den Nova und ließ ihn ohne Licht bis zur Straße vorrollen. Ein Chevrolet mit einem Blaulicht am Armaturenbrett raste vorüber.
    »Als er vorbei war, habe ich mir den Dreck aus dem Gesicht und von den Händen gewischt und bin hinter ihm her.«
    »Hinterher?!« unterbrach Billy.
    »War sicherer. Wenn irgendwo geschossen wird, brechen unschuldige Leute sich fast die Beine, damit sie noch ein bißchen Blut zu sehen kriegen, bevor die Bullen kommen und es von der Straße spülen. Leute, die in die entgegengesetzte Richtung laufen, machen sich verdächtig. In den meisten Fällen wählen sie diese Richtung, weil sie Pistolen in den Taschen haben.«
    Als er das Feld wieder erreicht hatte, stand mittlerweile gut ein halbes Dutzend Autos am Straßenrand. Scheinwerferstrahlen überkreuzten sich. Leute liefen aufgeregt hin und her und riefen sich etwas zu. Der Polizeiwagen parkte nahe an der Stelle, an der Ginelli den zweiten Wachmann ausgeschaltet hatte. Das Blaulicht flackerte hell über die Bäume. Ginelli kurbelte das Seitenfenster des Nova herunter:
    »Was ist passiert, Officer?«
    »Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müßten. Fahren Sie weiter!« Und für den Fall, daß der Wageninsasse zwar Englisch spräche aber nur Russisch verstünde, schwenkte er seine Taschenlampe in die Richtung, in die die Finson Road

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