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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nämlich in seinem Mund los ... alles, was er zu mir sagt, kommt wie ein Grunzen heraus ... Schluß damit. Er hatte genug für heute.
    »Wo warst du, Billy?«
    Sie lag im Bett. Ein warmer Lichtstrahl fiel aus ihrer Lese-lampe auf sie. Jetzt legte sie ihr Buch auf die Bettdecke und sah ihn aufmerksam an, und Billy bemerkte wieder die dun-kelbraunen Ringe unter ihren Augen.
    Einen kurzen Augenblick dachte er daran, ihr rundheraus zu sagen: Ich wollte Cary Rossington besuchen, aber da er nicht zu Hause war, lief es darauf hinaus, daß ich ein paar Drinks mit seiner Frau getrunken habe – ein paar furchtbare Drinks, wenn du's genau wissen willst. Du wirst nie erraten, was sie mir erzählt hat, meine liebe Heidi. Cary Rossington, der dir einmal um Schlag zwölf Uhr an einem Neujahrsabend an den Busen gegriffen hat, dieser Cary Rossington verwandelt sich langsam in ein Krokodil. Wenn er tot ist, kann man ihn als brandneues Produkt verwerten. He, Leute, kauft die neuartigen Richterlederhandtaschen.
    »Nirgendwo«, antwortete er. »Einfach, draußen. Bin ein wenig rumgelaufen. Habe nachgedacht.«
    »Du riechst, als wärst du auf dem Heimweg in die Wacholderbüsche gefallen.«
    »Bin ich auch, im übertragenen Sinn. Aber es war Andy's Pub, in den ich hineingefallen bin.«
    »Wie viele hast du gehabt?«
    »Ein paar.«
    »Riecht eher nach fünf.«
    »Heidi, ist das ein Kreuzverhör?«
    »Nein, Liebling. Aber ich wünschte, du würdest dir nicht soviel Sorgen machen. Die Ärzte werden schon herausfinden, was mit dir los ist, wenn sie die Stoffwechseltests gemacht haben.«
    Sie wandte ihm ihr allzu ernstes, verängstigtes Gesicht zu. »Ich danke Gott dafür, daß es kein Krebs ist.« 
    Er dachte - und hätte es fast laut ausgesprochen -, daß es ganz nett für sie sein müßte, nicht betroffen zu sein. Es müßte doch ganz nett sein, die verschiedenen Abstufungen des Horrors zu beobachten. Er sagte es zwar nicht, aber seine Gefühle mußten ihm im Gesicht gestanden haben, denn ihr müder, jammervoller Ausdruck verstärkte sich.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Es ist nur ... weißt du, es ist sehr schwierig, etwas zu sagen, das du nicht gleich in den falschen Hals kriegst.«
    Du weißt es, Baby, dachte er, und wieder blitzte der Haß in ihm auf. Heiß und ätzend. Zusätzlich zum Gin deprimierte er ihn und erzeugte ein körperliches Unwohlsein. Gleich darauf legte er sich wieder, und eine Art Schani erfüllte ihn.
    Carys Haut verwandelte sich in Gott weiß was. Offenbar etwas, das nur noch für die Raritätenshow in einem Zirkus geeignet schien. Duncan Hopley ging es vielleicht ausgezeichnet, aber möglicherweise erwartete ihn dort noch etwas viel, viel Schlimmeres. Himmel noch mal, abzunehmen war doch gar nicht so schlecht, oder?
    Er zog sich aus und schaltete vorsorglich zuerst ihre Leselampe aus. Dann zog er sie in seine Arme. Sie versteifte sich. Als er schon glaubte, daß es heute wohl keinen Zweck hätte, wurde sie plötzlich weich. Er hörte ihre unterdrückten Schluchzer und dachte unglücklich: Falls es, wie die Sprichwörter sagen, doch wahr wäre, daß in der Not der Edelmut zu finden sei und der Charakter durch Kummer und Elend gebildet würde, leistete er in beidem schlechte Arbeit. »Heidi, es tut mir leid«, sagte er.
    »Wenn ich doch nur etwas tun könnte«, schluchzte sie.
    »Wenn ich doch nur etwas für dich tun könnte, Billy.«
    »Das kannst du«, beruhigte er sie.
    Sie liebten sich. Er nahm sich innerlich vor: Diesmal ist es nur für sie, und mußte dann hinterher feststellen, daß es doch wieder für ihn gewesen war. Anstatt Leda Rossingtons geisterhaftes Gesicht und ihre entsetzten, in der Dunkelheit funkelnden Augen vor sich zu sehen, konnte er ruhig einschlafen.
    Am nächsten Morgen registrierte die Waage 176 Pfund.

12. Kapitel: Duncan Hopley
    Er hatte sich für den Klinikaufenthalt ein paar Tage freigeben lassen – Kirk Penschley war nur allzu bereit gewesen, seiner Bitte entgegenzukommen. Damit hatte er Billy auf eine Tatsache gestoßen, mit der er so bald nicht gerechnet hätte: Man wollte ihn los sein. Jetzt, da er statt eines Dreifachkinns nur noch eins aufwies, da seine Jochbeine zum erstenmal seit Jahren wieder zu sehen waren und auch seine anderen Gesichtsknochen mittlerweile deutlich hervortraten, war er zum Schreckgespenst der Firma geworden.
    »Aber natürlich, ja, sofort«, hatte Penschley auf seine Frage geantwortet, noch bevor sie richtig ausgesprochen war. Er hatte die

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