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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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herzliche Tonart angeschlagen, in die Leute sich flüchten, wenn sie genau wissen, daß jemand in ernsthaften Schwierigkeiten steckt, und nichts damit zu tun haben wollen.
    Er hatte den Blick gesenkt und auf die Stelle gestarrt, an der früher Billy s Bauch gesessen hatte. »Nimm dir soviel Zeit, wie du willst, Bill.«
    »Drei Tage dürften genügen«, hatte Halleck darauf erwidert. Und jetzt rief er Penschley von einem Münzfernsprecher in Barker's Coffee Shop aus an und erklärte ihm, daß er noch ein paar Tage länger freihaben wolle. Ja, länger als drei Tage, richtig – aber vermutlich nicht nur für die Stoffwechseluntersuchungen. Wieder war dieser Funke einer Idee in ihm aufgeblitzt. Er war noch kein Hoffnungsschimmer, das nicht, aber immerhin etwas.
    »Wie lange?« fragte Penschley ihn.
    »Ich weiß nicht genau«, antwortete Halleck. »Zwei Wochen, einen Monat vielleicht:«
    Einen Augenblick wurde es still am anderen Ende, und Halleck wußte, daß Penschley jetzt heraushörte, was er nicht sagte: Was ich dir eigentlich sagen will, Kirk, ich komme nie mehr zurück. Sie haben schließlich doch Krebs bei mir diagnosti ziert. Jetzt kommt das Kobalt, kommen die Drogen gegen die Schmerzen, das Interferon, wenn sie es kriegen können, das Laetril, wenn wir uns entschließen können, nach Mexiko abzuhauen. Das nächstemal, wenn du mich siehst, Kirk, werde ich mit einem Seidenkissen unterm Kopf in einer langen Kiste liegen.
    Billy, der in den letzten sechs Wochen vor Angst kaum mehr richtig denken konnte, spürte einen Anflug von Zorn.
    Verdammt noch mal, das ist nicht das, was ich sage. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    »Kein Problem, Bill. Wir werden Ron Baker die Hood-Sache übergeben, und alles andere kann noch eine Weile lie-genbleiben.«
    Einen Dreck wirst du tun. Gleich heute nachmittag wirst du dem Stab alle anderen Fälle übergeben, und was die Hood-Sache betrifft, die hast du Ron Baker schon letzte Woche übertragen. Ron hat mich am Donnerstagnachmittag angerufen und gefragt, wohin Sally die verdammte Connecticut-Gaswerke-Akte gesteckt hat. Deine Vorstellung von ›herumliegen‹, Kirk, hat nur etwas mit sonnigen Sonntagnachmittagen und Grillhähnchen in deinem Ferienhaus in Vermont zu tun. Verarschen kann ich mkh selber.
    »Ich sehe zu, daß er die Akte bekommt«, sagte Halleck und konnte nicht widerstehen, noch hinzuzufügen: »Ich glaube, die Con-Gas-Aussagen hat er schon gekriegt.«
    Nachdenkliche Stille in der Leitung, während Kirk Penschley dies verdaute. Dann: »Also ... wenn ich irgendwas für dich tun kann...«
    »Ja, das kannst du«, sagte Halleck. »Aber es hört sich ein bißchen bekloppt an.«
    »Worum geht's?« Penschleys Stimme klang jetzt vorsichtig-
    »Erinnerst du dich an meine Schwierigkeiten Anfang dieses Fühlings? An den Unfall?«
    »Eh, ja...«
    »Die Frau, die ich überfahren habe, war eine Zigeunerin.
    Hast du das gewußt?«
    »Es stand in der Zeitung«, antwortete Penschley zögernd.
    »Sie gehörte zu einer ... hm, wie nennt man das? Truppe, glaube ich. Sie gehörte zu einer Zigeunertruppe. Sie haben hier außerhalb von Fairview gelagert. Sie hatten mit einem orstansässigen Farmer einen Preis ausgehandelt ...«
    »Moment mal, wart einen Augenblick«, unterbrach ihn Kirk Penschley. Seine Stimme war jetzt eine Spur aufgeregter, ganz im Gegensatz zu dem vorherigen, offiziellen Trauerton.
    Billy lächelte. Diese Tonart kannte er, und sie gefiel ihm wesentlich besser. Er sah Penschley vor sich, fünfundvierzig Jahre alt, Glatze, knapp einen Meter sechzig groß, wie er eifrig nach dem gelben Notizblock und seinem geliebten, ganz fein schreibenden Filzstift griff. Wenn er auf Touren lief, war Penschley einer der hellsten, hartnäckigsten Köpfe, die er kannte.
    »In Ordnung, weiter. Wie hieß dieser Farmer?«
    »Arncaster. Lars Arncaster. Nachdem ich die Frau überfahren hatte ...«
    »Ihr Name?«
    Halleck schloß die Augen und versuchte, sich daran zu erinnern. Es war komisch, die ganze Zeit hatte er nichts anderes im Kopf als diese Geschichte, aber an ihren Namen hatte er seit der Anhörung nicht einmal gedacht.
    »Lemke«, sagte er schließlich. »Sie hieß Susanna Lemke.«
    »L-e-m-p-k-e?«
    »Ohne P.«
    »Gut.«
    »Nach dem Unfall mußten die Zigeuner feststellen, daß sie in Fairview nicht mehr allzu willkommen waren. Ich habe guten Grund zu glauben, daß sie von hier nach Raintree weitergefahren sind. Ich möchte wissen, ob du ihre Spur von da aus weiterverfolgen kannst. Ich

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