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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stoffwechselproblem, Bill. Und Cary ... ich weiß nicht ... ich habe schon eine Menge ...«
    »Seltsamer Dinge gesehen, ich weiß«, unterbrach Halleck ihn. War diese Kokain schnupfende Quasselstrippe wirklich zehn Jahre lang sein Hausarzt gewesen? Lieber Gott, war das tatsächlich wahr? »Haben Sie Arncaster in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein«, antwortete Houston unwillig. »Er gehört nicht zu meinen Patienten. Ich dachte, Sie hätten nur eine Frage?«
    Natürlich ist er nicht dein Patient, dachte Billy genervt. Er bezahlt seine Rechnungen nicht pünktlich, nicht wahr? Ein schicker Mann wie du, einer mit teurem Geschmack, kann es sich nicht leisten, auf Geld zu warten, nicht wahr?
    »Das ist wirklich die letzte Frage«, sagte er. »Wann haben Sie Duncan Hopley zum letztenmal gesehen?«
    »Vor zwei Wochen.«
    »Danke.«
    »Das nächstemal melden Sie sich vorher an, Bill«, sagte Houston unfreundlich und legte auf.
    Hopley wohnte selbstverständlich nicht am Lantern Drive, aber als Polizeichef verdiente er ganz gut. Er besaß einen adretten New-England-Holzbungalow in der Ribbonmaker Lane.
    Billy parkte seinen Wagen in der Abenddämmerung in der Auffahrt, ging zur Tür und klingelte. Keine Antwort. Er klingelte wieder. Keine Antwort. Er lehnte sich gegen die Klingel. Keine Reaktion. Er lief zur Garage hinüber, schirmte mit beiden Händen das Gesicht ab und spähte durch das Garagentorfenster. Hopleys Wagen, ein konservativer, kor-duan-brauner Volvo war drinnen geparkt. FVW 1 stand auf dem Nummernschild. Daneben stand kein Zweitwagen.
    Hopley war Junggeselle. Halleck ging zur Haustür zurück und fing an, mit der Faust dagegenzudonnern. Er hämmerte ungefähr drei Minuten lang, und der Arm wurde ihm schon lahm, als er drinnen eine heisere Stimme brüllen hörte:
    »Haun Sie ab! Ziehn Sie Leine!«
    »Lassen Sie mich rein!« rief Halleck zurück. »Ich muß mit Ihnen reden!«
    Keine Antwort. Nach einer Minute fing Halleck wieder an, gegen die Tür zu hämmern. Jetzt hörte er gar keine Reaktion mehr ... doch als er abrupt innehielt, vernahm er ein raschelndes Geräusch, als ob sich hinter der Tür jemand bewegte. Er sah Hopley förmlich vor sich, wie er da hinter der Tür stand - wie er sich zusammen kauerte und darauf wartete, daß der hartnäckige, ungebetene Besucher endlich wegginge und ihn in Frieden ließe. Frieden, oder was immer in Hopleys Welt jetzt dafür gelten mochte.
    Halleck öffnete seine hämmernde Faust. »Hopley, ich glaube, daß Sie da hinter der Tür stehen«, sagte er ruhig. »Sie brauchen nichts zu sagen. Hören Sie mir bitte nur zu. Hier ist Billy Halleck. Vor zwei Monaten war ich in einen Unfall verwickelt. Eine alte Zigeunerin lief einfach über die Straße, und ...«
    Bewegung hinter der Tür, ganz eindeutig jetzt. Ein Scharren und Rascheln.
    »Ich habe sie überfahren und dabei getötet. Und jetzt verliere ich Gewicht. Ich mache keine Diät oder so was; ich nehme einfach ab. Bisher ungefähr siebzig Pfund. Wenn das nicht bald aufhört, werde ich als menschliches Skelett in einer Geisterbahn auftreten können.
    Cary Rossington - Richter Rossington - hatte bei der vorläufigen Anhörung den Vorsitz. Er hat erklärt, daß es keinen Grund für einen Prozeß gäbe. Jetzt hat er eine ganz seltsame Hautkrankheit...«
    Halleck glaubte, ein leises, überraschtes Aufatmen zu hören.
    »... und er ist jetzt in der Mayo-Klinik. Die Ärzte haben ihm gesagt, daß er keinen Krebs habe, aber sie wüßten auch nicht, was es wäre. Rossington will lieber glauben, daß er Krebs hat, anstatt zu wissen, was es wirklich ist.«
    Halleck schluckte. Er spürte ein schmerzendes Kratzen im Hals.
    »Es ist ein Zigeunerfluch, Hopley. Ich weiß, wie abwegig das klingt, aber es ist die Wahrheit. Da war ein alter Mann dabei. Er hat mich angefaßt, als ich aus dem Gerichtsgebäude herausgekommen bin. Er hat auch Rossington angefaßt, als er mit seiner Frau den Flohmarkt in Raintree besucht hat. Hat er Sie auch angefaßt, Hopley?«
    Ein langes, langes Schweigen... und dann drang ein einziges Wort an Hallecks Ohr. Es kam durch den Briefkastenschlitz wie ein Brief von zu Hause, der voller schlechter Nachrichten steckte:
    »Ja ...«
    »Wann? Wo?«
    Keine Antwort.
    »Ich muß mit Ihnen darüber reden«, drängte Halleck verzweifelt. »Hopley, ich habe eine Idee. Ich glaube...«
    »Sie können überhaupt nichts tun«, flüsterte Hopley. »Es ist alles schon viel zu weit fortgeschritten. Verstehen Sie mich, Halleck? Viel... zu...

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