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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weit.« '
    Ein Seufzer – pergamenten, entsetzlich.
    »Es wäre eine Chance!« rief Halleck wütend. »Sind Sie schon so weit hinüber, daß es Ihnen gar nichts mehr ausmacht?«
    Keine Antwort. Halleck wartete. Er suchte nach noch mehr Worten, nach neuen Argumenten. Er fand keine. Hopley hatte schlichtweg nicht vor, ihn einzulassen. Er hatte sich schon abgewandt, als die Tür geöffnet wurde.
    Er blickte auf den schwarzen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Wieder hörte er die scharrenden Geräusche, die sich jetzt entfernten. Sie zogen sich in die Dunkelheit der Eingangshalle zurück. Seine Arme, sein Rücken, seine Schenkel überzogen sich mit einer Gänsehaut. Einen Augenblick lang wollte er am liebsten wegrennen - Vergiß Hopley. Wenn jemand diesen Zigeuner finden kann, dann ist es Kirk Penschley. Laß Hopley in Frieden, du brauchst ihn nicht. Du brauchst dir nicht anzusehen, was aus ihm geworden ist.
    Halleck unterdrückte diese innere Stimme, langte nach dem Knopf an der Haustür des Fairview Polizeichefs, schob die Tür auf und trat ein.
    Am anderen Ende der Halle sah er eine undeutliche Silhouette.
    Auf ihrer linken Seite öffnete sich eine Tür, und die Silhouette ging hindurch. Aus dem Zimmer schimmerte ein trübes Licht auf den Gang und warf für einen Augenblick einen langen, gei-sterhaften Schatten über den Boden. Der Schatten krümmte sich und kroch halb die Wand hoch. An dieser Wand hing eine eingerahmte Fotografie von Hopley, die aufgenommen worden war, als der Rotary Club in Fairview ihm einen Pokal überreicht hatte. Jetzt lag der mißgestaltete Kopf des Schattens wie ein böses Omen über der Fotografie.
    Halleck ging die Halle entlang. Ihm war unheimlich zumute, da brauchte er sich gar nichts vorzumachen. Halb erwartete er schon, daß jeden Augenblick die Haustür hinter ihm zufallen und von außen abgeschlossen werden würde...
    und dann wird der alte Zigeuner mich von hinten aus der Dunkelheit anspringen und mich packen, genau'wie in den großen Horrorszenen in den schlechten Horrorfilmen. Sicher. Komm raus, du Arschloch! Zeig, was du kannst!
    Aber sein rasendes Herzklopfen hörte dadurch keineswegs auf.
    Er bemerkte einen unangenehmen Geruch in Hopleys Haus - faulig, abgestanden, wie langsam vor sich hin gammelndes Fleisch.
    Einen Augenblick blieb er vor der offenen Tür stehen. Das Zimmer sah aus wie ein Büro oder ein Wohnzimmer, aber das Licht war so schwach, daß er es nicht mit Sicherheit erkennen konnte.
    »Hopley?«
    »Kommen Sie rein«, flüsterte die Pergamentstimme.
    Halleck betrat das Zimmer.
    Es war Hopleys Wohnzimmer. Er entdeckte mehr Bücher in den Regalen, als er erwartet hätte. Auf dem Boden lag ein anheimelnder türkischer Teppich. Das Zimmer war klein und, unter anderen Umständen, sicherlich recht gemütlich.
    In der Mitte stand ein heller Holztisch mit einer Schreibunterlage, darauf eine Schreibtischlampe, deren Schirm so weit nach unten gezogen war, daß er nur einen Zentimeter über der Unterlage schwebte. So entstand ein brutal kon-zentrierter Lichtkreis. Der Rest des Raumes war eine kalte Schattenlandschaft.
    Hopley selbst bildete einen menschlichen Haufen in etwas, das ein Ohrensessel hätte sein können.
    Halleck schritt über die Schwelle. In der nächsten Ecke sah er einen Stuhl und setzte sich darauf. Sofort wurde ihm bewußt, daß er sich genau den Sitzplatz ausgesicht hatte, der am weitesten von Hopley entfernt war. Er strengte seine Augen an, um ihn deutlicher erkennen zu können. Es war unmöglich. Der Mann war eine bloße Silhouette. Halleck rechnete schon damit, daß Hopley den Lampenschirm so drehte, daß das Licht seine, Hallecks, Augen blendete. Und dann würde Hopley sich in bester Bullenmanier wie in den serie-noire-Filmen der vierziger Jahre über ihn beugen und ihn anbrüllen: »Wir wissen, daß Sie es getan haben, McGonigal!
    Hören Sie auf zu leugnen! Gestehen Sie! Gestehen Sie, und wir werden Sie eine rauchen lassen! Gestehen Sie, und Sie kriegen das Glas Wasser von uns! Gestehen Sie, und wir lassen Sie aufs Klo gehen"«
    Aber Hopley saß nur zurückgelehnt in seinem Ohrensessel.
    Als er seine Beine übereinanderschlug, ertönte ein leises Rascheln.
    »Also? Sie wollten unbedingt reinkommen. Jetzt sind Sie da. Erzählen Sie mir Ihre Geschichte, Halleck, und sehen Sie zu, daß Sie dann wegkommen. Sie sind im Augenblick nicht gerade der Mensch, den ich am liebsten auf dieser Welt sehen möchte.«
    »Ich bin auch nicht Leda Rossingtons

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