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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lieblingsmensch«, erwiderte Billy. »Aber, ehrlich gesagt, mich schert es einen Dreck, was sie von mir hält. Und auch, was Sie von mir denken. Sie glaubt, daß alles meine Schuld wäre. Vermutlich denken Sie dasselbe.«
    »Wieviel hatten Sie denn intus, als Sie sie überfahren haben, Halleck? Ich wette, wenn Tom Rangely Sie in die Tüte hätte blasen lassen, wäre der kleine Ballon direkt zum Himmel hinaufgestiegen.«
    »Nichts. Kein Alkohol, keine Drogen«, antwortete Billy.
    Sein Herz raste immer noch, aber jetzt mehr vor Zorn als vor Angst. Jeder Herzschlag jagte ihm einen stechenden Schmerz durch den Schädel. »Wollen Sie wissen, wie es wirklich passiert ist? Meine Frau, mit der ich seit sechzehn Jahren verheiratet bin, hat sich ausgerechnet diesen Tag ausgesucht, mich im fahrenden Auto zu wichsen. So was hat sie vorher noch nie getan. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum sie es gerade an dem Tag tun mußte.
    Während Sie und Leda Rossington – und höchstwahrscheinlich auch Cary Rossington – so sehr damit beschäftigt sind, mir alle Schuld in die Schuhe zu schieben - denn schließlich bin ich ja hinterm Steuer gesessen –, habe ich mich die ganze Zeit damit befaßt, meine Frau zu beschuldigen.
    Denn sie hatte ja ihre Hand in meiner Hose. Vielleicht sollten wir alle einfach damit aufhören und es dem Schicksal oder der Bestimmung zuschreiben. Wir sollten es endlich sein lassen, uns mit der Schuldfrage zu beschäftigen.«
    Hopley grunzte.
    »Oder wollen Sie, daß ich Ihnen schildere, wie ich Tom Rangely auf den Knien angebettelt habe, mich keinen Alkoholtest, keine Blutprobe machen zu lassen? Wie ich an Ihrer Schulter geweint habe, daß Sie die Untersuchung vertuschen und diese Zigeuner endlich aus der Stadt schmeißen sollten?«
    Jetzt grunzte Hopley nicht mal mehr. Er war nur ein schweigender, in sich zusammengesunkener Haufen in seinem Ohrensessel.
    »Ist es für solche Spielchen nicht schon ein bißchen zu spät?« fragte Billy. Seine Stimme war ganz heiser geworden.
    Überrascht stellte er fest, daß er den Tränen nahe war. »Meine Frau hat mir einen runtergeholt, richtig. Ich habe die alte Frau überfahren und getötet, richtig. Sie war mindestens fünfzig Meter vom nächsten Zebrastreifen entfernt und kam zwischen zwei geparkten Wagen hervor auf die Straße gerannt, richtig. Sie haben die Untersuchung vertuscht und die Zigeuner aus der Stadt verjagt, nachdem Cary Rossington mir schnell die Weste wieder reingewaschen hatte, auch richtig. Alles ganz große Scheiße! Wenn Sie sich schon da im Dunkeln verbergen und mir die Schuld zuschieben wollen, mein Freund, dann vergessen Sie bitte nicht, sich selbst eine Scheibe davon abzuschneiden.«
    »Ein großartiges Plädoyer, Halleck. Wirklich großartig.
    Haben Sie Spencer Tracy in diesem Film über den Affenprozeß gesehen? Den müssen Sie gesehen haben!«
    »Fahr zur Hölle!« sagte Billy und stand auf.
    Hopley seufzte. »Setzen Sie sich!«
    Billy Halleck blieb unsicher stehen. Zum Teil hätte er seine Wut am liebsten für seine eigenen, nicht so noblen Zwek-ke ausgenutzt. Dieser Teil drängte ihn, so schnell wie möglich aus dem Haus zu rennen, sein von ihm selbst provoziertes Eingeschnapptsein als Anlaß zu nehmen wegzukommen.
    Denn der dunkle, plumpe Menschenhaufen im Ohrensessel jagte ihm eine solche Angst ein, daß er sich fast in die Hosen machte.
    »Spielen Sie sich hier nicht als frömmelnder Scheißkerl auf«, sagte Hopley. »Setzen Sie sich, um Himmels willen, wieder hin.«
    Billy setzte sich. Sein Mund war ausgetrocknet, und in seinen Oberschenkeln zitterten unkontrolliert Muskeln.
    »Sie sollen Ihren Willen haben, Halleck. Ich bin Ihnen ähnlicher, als Sie glauben. Auch ich gebe keinen blassen Furz auf ein post mortem. Sie haben recht. Ich habe mir dabei keine großen Gedanken gemacht. Ich hab's einfach getan.
    Es war nicht die erste Gammlerhorde, die ich aus der Stadt geschmissen habe. Und ich habe auch schon andere kleine Kosmetikeingriffe erledigt, wenn einer unserer hochangesehenen Bürger in der Scheiße steckte. Natürlich konnte ich nichts machen, wenn der Betreffende außerhalb der Stadt-grenzen in Schwierigkeiten geraten war ... aber Sie wären überrascht zu hören, wie viele unserer großartigen Führungskräfte es immer noch nicht gelernt haben, daß man nicht da scheißt, wo man ißt.
    Aber vielleicht überrascht Sie das gar nicht.«
    Hopley stieß ein pfeifendes, keuchendes Gelächter aus, das Billy eine Gänsehaut über die

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