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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kennen das schon. Oje Bullen sind heilfroh, wenn der Kerl erst mal weg ist. Dann brauchen sie keinen großen Bericht zu schreiben und keine Fahndung einzuleiten. Es ist wie mit dem Staubkorn, das einem ins Auge fliegt. In dem Augenblick ist das Staubkorn das einzige, woran man denken kann. Dann fängt das Auge an zu tränen und spült es wieder heraus. Und wenn der Schmerz erst einmal vorbei ist, dann achtet man nicht mehr darauf, wohin das Staubkorn gekommen ist, oder?«
    »Ein Staubkorn? Ist es das, was er für die Welt darstellt?«
    »Für die Attleboro-Polizei war er genau das und nicht mehr. Willst du jetzt den Rest hören, Bill, oder sollen wir vorher erst noch eine Weile über die Notstände bei den diversen Minderheitsgruppen moralisieren?«
    »Gib mir bitte den Rest durch.«
    »Danach ließen die Zigeuner sich in Lincoln, Massachusetts, nieder. Dort blieben sie drei Tage, bevor sie wieder rausgeschmissen wurden.«
    »War es die ganze Zeit über dieselbe Gruppe? Seid ihr da sicher?«
    »Ja. Immer dieselben Fahrzeuge. Ich habe hier eine Liste mit den polizeilichen Kennzeichen - hauptsächlich Texas- und Delaware-Nummernschilder. Willst du sie haben?«
    »Später. Wie gehf s weiter?«
    Es gab nicht mehr viel zu erzählen. Die Zigeuner waren in Revere, nördlich von Boston, aufgetaucht, zehn Tage dort geblieben und dann aus freien Stücken weitergezogen. Vier Tage in Portsmouth, New Hampshire ... danach waren sie einfach aus dem Blickfeld verschwunden.
    »Wir können ihre Fährte wieder aufnehmen, wenn du willst«, sagte Penschley. »Im Augenblick sind wir erst weniger als eine Woche hinter ihnen her. Es sind drei erstklassige Detektive von Barton Detective Services auf sie angesetzt, und alle drei glauben, daß die Zigeuner sich mit Sicherheit noch irgendwo in Maine herumtreiben. Sie sind immer parallel zur Interstate - 95 die gesamte Küste von Connecticut hinaufgezogen – sagenhaft! Sie kommen schon den ganzen Weg die Küste herauf. Mindestens von Carolinas. Das hat der Greely-Mann herausgefunden, der ihre Spur zurückverfolgt hat. Fast wie ein Wanderzirkus. Sie werden vermutlich die Haupttouristenorte von Südmaine abklappern. Ogunquit und Kennebunkport, sich dann nach Boothbay Harbor hocharbeiten und in Bar Harbor wahrscheinlich aufhören. Wenn die Touristensaison zu Ende geht, werden sie nach Florida oder an die Golfküste von Texas zurückkehren, um dort zu überwintern.«
    »Ist ein alter Mann bei ihnen?« fragte Halleck, der den Hörer jetzt fest umklammerte. »So um die achtzig? Mit einer fürchterlichen Nase - sie ist ganz wund. Krebs oder so was!«
    Ein Blättergeraschel, das ewig zu dauern schien.
    »Taduz Lemke«, sagte Penschley ruhig. »Der Vater von der Frau, die du überfahren hast. Ja, er ist bei ihnen.«
    »Vater?« keuchte Halleck. »Das kann nicht sein, Kirk! Sie war schon alt. Mindestens siebzig, wenn nicht fünfundsiebzig -«
    »Taduz Lemke ist einhundertundsechs Jahre alt.«
    Halleck verschlug es für einen Moment die Sprache. Seine Lippen bewegten sich, aber das war auch alles. Er sah aus wie ein Mann, der gerade von einem Gespenst geküßt worden ist. Dann konnte er nur seine eigenen Worte wiederholen:
    »Das kann nicht sein!«
    »Ein Alter, um das wir ihn zweifellos alle beneiden können«, sagte Penschley, »aber durchaus nicht unmöglich. Sie sind heute alle registriert, mußt du wissen. Sie ziehen nicht mehr so wie früher in Karawanen durch Osteuropa – obwohl ich mir gut vorstellen kann, daß die Älteren unter ihnen wie dieser Lemke sich manchmal danach sehen, daß es noch so wäre. Ich habe hier einige Fotos für dich ... Sozialversicherungsnummern ... Fingerabdrücke, wenn du sie haben willst. Lemke hat verschiedentlich behauptet, daß er einhundertundsechs Jahre alt wäre, manchmal auch hundertacht und gelegentlich mal hundertzwanzig. Ich nähme an, daß einhundertsechs so ungefähr stimmen muß, denn das paßt auch mit den Informationen auf seiner Sozialversicherungskarte zusammen, die die Barton-Agenten uns beschaffen konnten.
    Susanna Lemke ist seine Tochter gewesen, daran besteht kein Zweifel. Und er selbst ist als ›Präsident der Taduz Company‹ eingetragen, aber frag mich nicht, was das heißen soll. Vermutlich ist das die Firma, die die verschiedenen Glücksspiellizenzen besitzt, die sie erwerben mußten ... was wiederum heißt, daß Lemke das Oberhaupt des Stammes oder der Bande – oder wie immer sie sich nennen mögen - ist.«
    Seine Tochter? Lemkes Tochter?

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