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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bitten, sich diesen Tests aus eigenem freien Willen zu unterziehen«, schloß Houston.
    »Darauf verwette ich meinen Arsch. Und ich wette auch, daß ich schon weiß, wo diese Tests stattfinden sollen. In der Glassman-Klinik. Na, hab ich den Blumentopf gewonnen?«
    »Nun, wir dachten, das wäre der logische –«
    »Ah, ja, ich verstehe. Und während sie in meinem Gehirn rumwühlen, werden die Barium-Spritzen selbstverständlich fortgesetzt, stimmt's?«
    Houston schwieg vielsagend.
    »Und wenn ich nein sage?«
    »Heidi hat eine Rechtsgrundlage«, antwortete Houston vorsichtig. »Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich verstehe«, sagte Billy. »Sie reden davon, daß Sie und Heidi und die drei Stooges sich zusammensetzen werden, um mich nach Sunnyvale Acres, Korbflechten-ist-unsere-Spezialität, einweisen zu können.«
    »Das hört sich ziemlich melodramatisch an, Billy. Sie macht sich sehr große Sorgen um Linda, ebenso wie um Sie.«
    »Wir machen uns beide Sorgen um Linda«, erwiderte Billy.
    »Und ich mache mir auch um Heidi Sorgen. Es gibt Augenblicke, da bin ich so stinksauer auf sie, daß es mich ganz krank macht, aber hauptsächlich liebe ich sie immer noch, also mache ich mir auch Sorgen um sie. Sehen Sie, Mike, sie hat Sie in gewisser Weise irregeführt.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Ich weiß, daß Sie das nicht wissen. Und ich habe auch nicht vor, es Ihnen zu sagen. Sie wird es vielleicht tun – aber ich glaube eher, daß sie es unterlassen wird. Sie will nur eines: So schnell wie möglich vergessen, daß die ganze Sache überhaupt geschehen ist. Und wenn sie Sie in bestimmte Details einweihen würde, wäre ihre Ruhe wieder empfindlich gestört. Sagen wir's mal so, Heidi hat ihre eigene Schuldfalle, mit der sie zurechtkommen muß. Ihr Zigarettenkonsum ist von einer Schachtel auf zweieinhalb pro Tag gestiegen.«
    Eine lange Pause am anderen Ende – und dann kehrte Houston wieder zu seinem ursprünglichen Thema zurück:
    »Wie dem auch sei, Billy, Sie müssen einsehen, daß diese Tests im Interesse aller Betei ...«
    »Leben Sie wohl, Mike«, sagte Billy und legte leise den Hörer auf.

15. Kapitel: Zwei Telefonate
    Billy rannte den Rest des Nachmittags aufgeregt im voll klimatisierten Haus herum und warf in jedem Spiegel und jeder polierten Oberfläche einen Blick auf sein neues Selbst. Die Art, wie wir uns selbst wahrnehmen, hängt mehr von der Wahrnehmung unserer Körperausmaße ab, als wir gemeinhin annehmen.
    Der Gedanke hatte für ihn durchaus nichts Tröstliches.
    Mein eigenes Wertgefühl hängt davon ab, wieviel Luft ich beim Herumlaufen verdränge. Himmel, welch ein erniedrigender Gedanke. Dieser Mr. T. könnte sich einen Einstein unter den Arm klemmen und den ganzen Tag damit herumwandern wie mit einem  ... mit einem Schulbuch. Aber macht das diesen Mr. T. in irgendeiner Form besser, macht es ihn gewichtiger?
    Ein quälendes T.S.-Eliot-Echo hallte leise wie eine weit entfernte Kirchenglocke am Sonntagmorgen in seinem Kopf nach: Das habe ich nicht gemeint. Das habe ich ganz und gar nicht gemeint. Was ja wohl auch stimmte. Die Vorstellung von Körpergröße als Ausdruck von Würde, Intelligenz oder auch als Beweis für Gottes Fürsorge war spätestens, als der fettleibig umherwatschelnde William Howard Taft das Präsidentenamt dem schlanken beinahe hageren - Woodrow Wilson überlassen mußte, ausgestorben.
    Die Art, wie wir die Realität wahrnehmen, hängt in einem grö ßeren Maß von der Wahrnehmung unserer Körpermasse ab, als wir gemeinhin glauben.
    Ja – die Realität. Das kam dem Kern der Sache schon näher. Wenn man mitansah, wie man selbst Pfund für Pfund wie eine komplizierte Mathematikaufgabe von der Tafel weggewischt wurde, Strich für Strich, Rechenschritt für Rechenschritt, dann hatte das einigen Einfluß auf die eigene Realitätswahrnehmung.
    Er war fett gewesen – nein, nicht nur massig, keine paar Pfund Übergewicht, sondern fett wie eine Sau. Dann war er eine Zeitlang untersetzt gewesen, beinahe ganz normal, (falls es so etwas überhaupt gab - doch die drei Stooges von der Glassman-Klinik schienen ja davon auszugehen) und danach dünn. Jetzt fing das Dünnsein langsam an, in ein weiteres Stadium überzugehen: Dürrsein. Und was kam danach? Auszehrung, vermutlich. Und danach etwas, das noch außerhalb seiner Vorstellungskraft lag.
    Er machte sich keine ernsthaften Sorgen, daß man ihn bald in eine Irrenanstalt einweisen würde. Solche Prozeduren dauerten. Aber

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