Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Das veränderte in Billys Augen alles. Angenommen, jemand hätte Linda auf offener Straße wie einen herumstreunenden Köter überfahren? Angenommen, es wäre Linda gewesen, die da ...?
    »... ihn lieber abschließen?«
    »Häh?« Er versuchte, sich wieder auf Kirk Penschley zu konzentrieren.
    »Ich habe gefragt, ob du sicher bist, daß du noch weitermachen willst, oder ob wir den Fall nicht lieber abschließen sollten. Er kommt dich teuer zu stehen, Bill.«
    »Bitte, laß sie noch ein wenig dranbleiben«, sagte Halleck.
    »Ich rufe dich in vier Tagen an - nein, lieber drei -, um nachzufragen, ob ihr bis dahin den Ort gefunden habt, an dem sie sich gerade aufhalten.«
    »Das brauchst du nicht«, antwortete Penschley. »Falls –  wenn – die Barton-Leute sie finden sollten, wirst du der erste sein, der es erfährt.«
    »Ich werde nicht mehr hier sein«, sagte Halleck langsam.
    »Oh?« Penschleys Antwort klang absichtlich unverbindlich. »Wo wirst du dann sein?«
    »Unterwegs«, erklärte Halleck leise und legte den Hörer auf. Er saß vollkommen still. Seine Gedanken schwirrten wie verwirrte Hummeln durch seinen Kopf. Seine Finger - seine sehr dünnen Finger – trommelten ruhelos auf die Schreibtischplatte.

16. Kapitel: Billys Brief
    Heidi ging am nächsten Vormittag kurz nach zehn aus dem Haus. Sie schaute nicht kurz in Billys Zimmer rein, um ihm zu sagen, wohin sie ging und wann sie zurückkäme - diese liebenswerte, vertraute Gewohnheit gab es zwischen ihnen nicht mehr.
    Billy saß an seinem Schreibtisch und beobachtete, wie der Olds rückwärts aus der Einfahrt setzte und langsam auf die Straße fuhr. Einen winzigen Augenblick lang wandte Heidi den Kopf, und ihre Blicke schienen sich zu begegnen: seiner verstört und verängstigt, ihrer vorwurfsvoll anklagend: Du hast mich dazu gebracht, unsere Tochter aus dem Haus zu schicken. Du lehnst die professionelle Hilfe, die du brauchst, einfach ab. Unsere Freunde fangen an, hinter unserem Rücken über uns zu reden. Du scheinst jemanden zu suchen, der dich als Copilot ins Ha-ha-Land manövriert – und ich bin dazu auserkoren ... ich scheiß auf dich, Billy Halleck, mach deinen Kram allein und laß mich zufrieden! Brenn in der Hölle, wenn du Lust dazu hast, aber du hast kein Recht, mich darum zu bitten, mit dir gemeinsam in dieses Inferno zu steigen.
    Es war natürlich nur Einbildung. Sie konnte ihn so weit im Schatten des Zimmers ja gar nicht sehen.
    Alles nur Einbildung, aber es tat weh.
    Nachdem der Olds nicht mehr zu sehen war, spannte Billy einen Briefbogen in seine Olivetti und schrieb ›Liebe Heidi‹ auf die oberste Zeile. Es war der einzige Teil des Briefes, der ihm keine Schwierigkeiten bereitete. Alle anderen Sätze tippte er, einen nach dem anderen, mit langen Pausen, und tief im Innersten hoffte er, daß sie noch rechtzeitig zurückkäme, während er seine Sachen packte. Aber sie kam nicht.
    Schließlich zog er den Bogen aus der Maschine und las den Brief noch einmal durch:
     
    Liebe Heidi,
    wenn Du diese Zeilen liest, bin ich schon fort. Ich weiß noch nicht genau, wohin und auch nicht für wie lange.
    Aber ich hoffe, daß, wenn ich zurückkomme, alles vorüber ist. Dieser ganze Alptraum der letzten Zeit.
    Heidi, Michael Houston hat in allem unrecht. Leda Rossington hat mir wirklich erzählt, daß der alte Zigeuner - er heißt übrigens Taduz Lemke - Cary angefaßt hat, und sie hat mir auch wirklich erzählt, daß auf Carys Haut jetzt Schuppen wachsen. Und Duncan Hopley war wirklich über und über mit Pickeln und Pusteln bedeckt ...
    Houston weigert sich konstant, eine ernsthafte Untersuchung dieser logischen Kette, die ich ihm zur Untermauerung meiner Vermutungen vorgelegt habe, anzustellen. Und er weigert sich noch standhafter, diese logische Kette mit den unerklärlichen Dingen in Zusammenhang zu bringen, die jetzt mit mir geschehen (155 heute morgen; jetzt sind's beinahe hundert Pfund). Er kann sich das nicht leisten - es würde bei ihm alles über den Haufen werfen, wenn er das machen würde. Er sähe mich lieber für den Rest meines Lebens in irgendeiner Irrenanstalt eingesperrt, als auch nur die Möglichkeit in Er-wägung zu ziehen, daß dies alles auf Grund des Zigeunerfluchs geschehen konnte. Die Vorstellung, daß es so etwas Absonderliches wie Zigeunerflüche gibt – irgendwo auf dieser Welt, besonders aber hier in Fairview, Connecticut -, ist ein schreiender Widerspruch zu alledem, woran Houston bis jetzt geglaubt hat. Seine Götter

Weitere Kostenlose Bücher