Fluch, Der: Roman
das meine?«
»Ja, das verstehe ich.«
»Manchmal gehen Freundschaft und Geschäft ganz gut zusammen, aber manchmal auch nicht, hab' ich recht?«
»Ja.«
»Versucht dieser Kerl, dir was anzutun?«
Halleck zögerte. »Ich möchte im Augenblick lieber noch nicht soviel darüber reden, Richard. Diese Sache ist ziemlich eigenartig. Aber, ja, er setzt mir ganz schön zu. Ziemlich hart sogar.«
»Ach, Scheiße, William, wir sollten jetzt darüber reden!«
Die Betroffenheit in Ginellis Stimme war spontan und echt. Halleck spürte warme Tränen auf seinen Lidern und rieb sich mit einer Hand kräftig über die Wange.
»Ich ... ich weiß das zu schätzen - wirklich. Aber ich möchte zunächst einmal versuchen, das alleine durchzustehen. Mir ist noch gar nicht richtig klar, welche Hilfe ich mir von dir erhoffe.«
»Wenn du mich anrufen willst, ich bin immer zu erreichen, William. In Ordnung?«
»In Ordnung. Und danke.« Er zögerte wieder. »Richard, sag mal - bist du abergläubisch?«
»Ich? Du fragst einen alten Spaghettifresser wie mich, ob ich abergläubisch sei? Mich, der ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der die Mutter und die Großmutter und sämtliche Tanten ständig die Heilige Maria gepriesen und alle Heiligen angebetet haben, von denen man je gehört hat, und dazu noch eine ganze Horde, von denen man noch nie was gehört hat, die jedesmal, wenn einer starb, den Spiegel verhängt und das Zeichen zur Abwendung des Bösen Blicks gemacht haben, sobald ihnen eine Krähe oder eine schwarze Katze über den Weg gelaufen ist? Mir? Mir stellst du so eine Frage?«
»Ja«, sagte Halleck und mußte trotz der Tränen lachen.
»Ich stelle dir so eine Frage.«
Richard Ginellis Stimme klang bei der Antwort hart, gepreßt und gänzlich humorlos: »Ich glaube nur an zwei Dinge, William: Geld und Gewehre. Daran glaube ich. Du darfst mich da gerne zitieren. Abergläubisch? Ich nicht, paisan. Du mußt dich da in der Person geirrt haben.«
»Das ist gut«, sagte Billy, und plötzlich strahlte er über das ganze Gesicht. Es war das erste richtige Lächeln, das er seit fast einem Monat spürte, und es tat gut – es tat verdammt gut.
Am selben Abend, kurz nachdem Heidi nach Hause gekommen war, rief Penschley an.
»Deine Zigeuner haben uns ein fröhliches Jagen bereitet«, leitete er munter seinen Bericht ein. »Deine Gebühren haben sich bisher schon auf fast zehntausend Dollar angehäuft, Bill. Zeit, das Ganze fallen zu lassen, findest du nicht?«
»Sag mir erst mal, was ihr rausgefunden habt«, antwortete Halleck. Seine Hände schwitzten.
Penschley fing in seiner trockenen ›erfahrener-Staatsmann‹-Manier zu berichten an.
Die Zigeunergruppe war zuerst in Greno, einer Stadt, in Connecticut, zirka dreißig Meilen nördlich von Milford, gesichtet worden. Nach einer Woche war sie aus Greno verjagt worden und hatte sich danach nach Pawtucket in der Nähe von Providence, Rhode Island, begeben. Nach Pawtucket kam Attleboro, Massachusetts.
In Attleboro war einer von ihnen wegen Ruhestörung verhaftet, kurz darauf aber auf Grund einer lächerlichen Kauhon wieder freigelassen worden.
»Folgendes muß passiert sein«, sagte Penschley. »Da war ein Kerl aus der Stadt, ein ziemlich bulliger Typ, der vierteldollarweise über zehn Dollar am Glücksrad verloren hatte. Er hat dem Mann, der das Rad bediente, erzählt, daß das Rad getürkt sei und daß er es ihnen heimzahlen würde. Zwei Tage später sah er zufällig, wie der Zigeuner aus einem Tag und Nacht geöffneten Geschäft auf die Straße trat. Erst wurden ein paar böse Worte gewechselt, und dann folgte eine Schlägerei auf einem nahegelegenen Parkplatz. Unter den Stadtleuten gab es ein paar Zeugen, die aussagten, daß der Stadtkerl den Streit angefangen hätte. Aber es gab noch ein paar Zeugen mehr, die sich dafür verbürgten, daß es der Zigeuner gewesen wäre. Auf jeden Fall wurde der Zigeuner festgenommen. Als er die Kaution vorlegte, war die städtische Polizei erleichtert. Das ersparte ihnen eine Menge Prozeßkosten und veranlaßte vor allem die Zigeuner, schleunigst die Stadt zu verlassen.«
»So läuft das immer, nicht wahr?«, sagte Billy. Sein Gesicht war plötzlich brennend heiß geworden. Er war ziemlich sicher, daß der Mann, der in Attleboro verhaftet worden war, der junge Jongleur mit seinen Bowlingkegeln gewesen war, der schon im Fairview-Stadtpark eine ähnliche Vorstellung gegeben hatte.
»Ja, so ziemlich«, bestätigte Penschley. »Die Zigeuner
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