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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wiederkehrten. Sie waren eine stabile, fast liebevolle Gemeinschaft, welche die Sommertouristen nie zu Gesicht bekam.
    Er kannte auch einen Großteil der Leute, die der Barkeeper als ›Treibgut‹ abgestempelt hatte. Das waren die echten Nichtseßhaften, diejenigen, die für eine oder zwei Wochen auftauchten, um in der fieberhaften Feierlaune der Stadt einige Geschäfte zu machen und dann schnell weiterziehen.
    »Und Sie können sich an alle erinnern?« fragte Billy zweifelnd.
    »Oh, ich könnte es nicht, wenn es jedes Jahr andere Leute wären«, flüsterte Enders. »Aber so ist der fahrende Handel nicht beschaffen. Sie erscheinen nicht so regelmäßig wie die Hafenarbeiter oder die Geldmacher, aber auch sie haben ein bestimmtes Muster. Du siehst 1957 einen Typen auf dem Bürgersteig auf und ab wandern und Hula-Hoop-Reifen verkaufen, die er über dem Arm hängen hat. 1960 siehst du ihn wieder, nur daß er jetzt teure Armbanduhren für drei Dollar das Stück an den Mann bringt. Sein Haar ist jetzt vielleicht schwarz statt blond, weil er glaubt, daß die Leute ihn so nicht wiedererkennen. Und ich glaube, sie tun's auch nicht, selbst wenn sie 1957 schon dagewesen sind, denn sie gehen sofort wieder auf ihn zu und lassen sich reinlegen. Aber wir kennen ihn. Wir kennen diese Sorte. Nichts ändert sich, abgesehen von den Waren, die sie verhökern, und das, was  sie verkaufen, ist immer ein bißchen außerhalb des Gesetzes.
    Die Dealer, ja, die sind anders. Es gibt zu viele von ihnen, und sie landen immer im Gefängnis oder sterben weg. Auch die Huren. Sie werden zu schnell alt, als daß man sich gern an sie erinnert. Aber Sie wollten ja über die Zigeuner reden.
    Ich glaube, wenn man mal so drüber nachdenkt, dann sind sie das älteste Treibgutvolk, das es gibt.«
    Billy zog den Umschlag mit den Fotos aus der Brusttasche seines Sportjacketts und breitete sie sorgsam wie ein Pokerblatt auf der Theke aus: Angelina Lemke. Samuel Lemke.
    Richard Crosskill. Maura Starbird.
    Taduz Lemke.
    »Ah!« Der alte Mann auf dem Barhocker sog scharf den Atem ein, als Billy das letzte Foto hinlegte. Und dann sprach er das Bild direkt an, so daß Billy ein kühler Schauer über den Rücken lief: »Teddy, du alter Hurenmeister!«
    Er blickte zu Billy auf und lächelte, aber Billy Halleck ließ sich nicht narren - der alte Mann hatte Angst.
    »Hab' ich mir doch gedacht, daß er es war«, raunte der Alte.
    »Ich habe nichts weiter gesehen als einen Schatten in der Dunkelheit – das war vor drei Wochen. Nichts als einen Schatten in der Dunkelheit, aber ich dachte ... nein ... ich habe es gewußt ...«
    Wieder hob er zittrig das Eiswasser an den Mund und verschüttete dabei noch mehr davon. Diesmal auf seine Hemdbrust. Die plötzliche Kälte ließ ihn nach Luft schnappen.
    Der Barkeeper kam herüber und bedachte Billy mit einem feindseligen Blick. Enders hob zerstreut die Hand, um anzuzeigen, daß mit ihm alles in Ordnung wäre. Timmy zog sich, wieder zu seinem Geschirrspüler zurück. Enders drehte das Foto von Taduz Lemke um. Auf der Rückseite stand: Aufgenommen in Attleboro, Mass., Mitte Mai 1983.
    »Und er ist nicht einen Tag älter geworden, seit ich ihn und seine Freunde hier getroffen habe. Das war im Sommer 1963.«

    Sie hatten ihr Lager hinter Herks Salzlager und Hummerschuppen an der Route 27 aufgeschlagen. Sie waren vier Tage und vier Nächte geblieben. Am fünften Morgen waren sie einfach verschwunden. Die Cove Road lag ganz in der Nähe. Enders erzählte, er wäre am zweiten Abend nach ihrer Ankunft die halbe Meile zum Lager hinausgewandert, weil er sie sehen wollte. (Billy konnte sich kaum vorstellen, wie dieser klapperige Mann es einmal um den Block schaffen wollte, aber er ließ es sich nicht anmerken.) Er hätte sie sehen wollen, berichtete Enders, weil sie ihn an die gute alte Zeit erinnerten, als ein Mann sein Geschäft noch in Ruhe führen konnte, wenn er eins hatte, als John Law  [ ›law‹ = Gesetz, hier durch den Vornamen personifiziert, A.d.U.] sich noch aus der Sache raushielt und ihn allein wirtschaften ließ.

    »Ich habe eine ganze Weile am Straßenrand gestanden«, fuhr er fort. »Es war ein ganz gewöhnliches Zirkus- oder Zigeunerlager - je mehr die Dinge sich verändern, desto mehr bleiben sie sich gleich. Früher waren es mal Zelte, heute sind es eben Laster, Campingwagen und solches Zeug. Aber was da drinnen vor sich geht, das ist immer das gleiche. Eine Frau, die die Zukunft vorhersagt. Zwei, drei Frauen,

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