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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Barkeeper, schlenderte wieder zu ihnen herüber. Jetzt sprach er Billy offen an, freundlich aber bestimmt ... auf Enders achtete er gar nicht. »Er hat sich den Zehner redlich verdient, Mister. Lassen Sie ihn in Ruhe. Es geht ihm nicht besonders, und diese kleine Unterhaltung hier tut ihm nicht gerade gut.«
    »Ich bin in Grdnung, Timmy«, sagte Enders.
    Timmy sah ihn gar nicht an, sondern blickte Halleck unverwandt in die Augen. »Ich möchte, daß Sie die Bar verlassen«, sagte er immer noch in seiner sachlich-freundlichen Art. »Ihr Aussehen gefällt mir nicht. Sie sehen so aus, als brächten Sie Unglück über diesen Ort. Das Bier ist umsonst.
    Nur gehen Sie.«
    Billy sah den Barkeeper an. Er fühlte sich ein wenig ängstlich und auch ein bißchen gedemütigt. »In Ordnung«, sagte er.
    »Nur noch eine Frage, dann werde ich gehen.« Er wandte sich an Enders. »Wohin sind sie gefahren?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Alte, ohne zu zögern »Zigeuner hinterlassen keine Nachsendeadressen, mein Freund.«
    Billys Schultern sackten nach vorn.
    »Aber ich war wach an jenem Morgen, als sie abgefahren sind. Ich habe nur noch einen sehr leichten Schlaf, und ihre Laster und Autos sind nicht gerade mit Schalldämpfern ausgestattet. Ich habe gesehen, wie sie vom Highway 27 auf die Route 1 Richtung Norden abgebogen sind. Mein Tip wäre ... Rockland.« Der Alte seufzte tief und zitternd, und Billy beugte sich besorgt vor. »Rockland oder vielleicht auch Boothbay Harbor. Ja. Und mehr weiß ich nicht, mein Freund, außer, daß ich vor Schiß den ganzen Weg hinunter in meinen linken Tennisschuh gepinkelt habe, weil er mich mit meinem Geheimnamen angesprochen hat.« Lon Enders fing unvermittelt zu weinen an.
    »Mister, würden Sie bitte gehen?« forderte Timmy ihn auf.
    »Bin schon weg«, sagte Billy. Er blieb nur noch kurz stehen, um dem Alten die schmale, beinahe ätherische Schulter zu drücken.
    Draußen traf die Sonne ihn wie ein Hammer. Es war jetzt mitten am Nachmittag, und sie neigte sich schon gen Westen. Nach links blickend entdeckte er seinen Schatten. Er war so dürr wie ein von Kindern gezeichnetes Strichmännchen, ausgegossen wie blaue Tinte auf dem heißen weißen Sand.
    Er wählte die Vorwahl 203.
    Sie legen verdammt viel Wert darauf, den Geheimnamen eines Mannes zu kennen.
    Dann wählte er 555.
    Ich möchte, daß Sie die Bar verlassen. Ihr Aussehen gefällt mir nicht.
    ET wählte 9231 und hörte zu, wie das Telefon in der fetten Stadt zu läuten anfing.
    Sie sehen so aus, als brächten Sie Unglück ...
    »Hallo?« Die erwartungsvolle, etwas atemlose Stimme gehörte nicht Heidi sondern Linda. Billy lag auf seinem Bett in dem tortenstückförmigen Hotelzimmer und schloß die Augen. Plötzlich kamen ihm die Tränen. Er sah sie vor sich, wie sie mit ihm den Lantern Drive entlanggegangen war und aufmerksam zugehört hatte, während er mit ihr über den Unfall gesprochen hatte – ihre alten Shorts, die langen, fohlengleichen Beine.
    Was wirst du ihr sagen, Billy-Boy? Daß du den ganzen Tag am Strand verbracht und ungeheuer geschwitzt hast? Daß du zwei Bier zum Lunch getrunken und ein riesiges Abendessen, bestehend nicht aus einem sondern zwei Sirloin-Steaks, gegessen hast? Und daß du trotzdem statt der gewöhnlichen zwei Pfund drei pro Tag abgenommen hast?
    «Hallo?«
    Daß du Unglück über den Ort bringen würdest? Daß es dir leid tat, daß du gelogen hast, aber alle Eltern würden mal lügen?
    »Hallo? Ist da jemand? Bobby, bist du's?«
    Immer noch mit geschlossenen Augen sagte er: »Hier ist Dad, Linda.«
    »Daddy?«
    »Liebling, ich kann jetzt nicht sprechen.« Weil ich weinen muß. »Ich nehme immer noch ab, aber ich glaube, ich habe Lemkes Spur gefunden. Sag das bitte deiner Mutter. Ich glaube, ich habe Lemkes Spur gefunden. Kannst du das behalten?«
    »Daddy, bitte komm nach Hause!« Sie weinte. Billys Hand um den Hörer wurde weiß. »Du fehlst mir, und ich werde mich nicht noch mal von ihr wegschicken lassen.«
    Jetzt hörte er dumpf Heidis Stimme im Hintergrund: »Lin? Ist das Dad?« 
    »Ich liebe dich, Schatz«, sagte er. »Und ich liebe deine Mutter.«
    »Daddy ...«
    Ein kurzes Stimmengewirr. Dann war Heidi am Telefon.
    »Billy? Billy, bitte, hör jetzt damit auf und komm zu uns nach Hause.«
    Billy legte sanft den Hörer auf, rollte sich auf den Bauch und verbarg das Gesicht in der Armbeuge.
    Am nächsten Morgen bezahlte er seine Rechnung im South Portland Sheraton und machte sich auf

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