Fluch, Der: Roman
und Unrat wieder wegzuräumen, ist ein ganz guter Verdienst, aber meine Frau hatte Angst vor ihnen, und ich hatte auch ein wenig Schiß. Also ging ich am nächsten Morgen raus zu ihnen, um ihnen die Nachricht mitzuteilen, bevor ich den Mut verlor, aber da waren sie schon im Aufbruch. Ich war ganz schön erleichtert.«
»Und sie sind wieder nach Norden gefahren.«
»Ja, Sir, das sind sie. Ich habe genau dort auf dem Hügel gestanden ...« er deutete mit dem Finger in die Richtung,
»... und habe gesehen, wie sie auf die U.S. 1 bogen. Ich habe ihnen nachgesehen, bis ich sie aus den Augen verlor. Und ich war froh, als sie endlich weg waren.«
»Ja. Kann ich mir vorstellen.«
Washburn warf Billy einen kritischen, leicht besorgten Blick zu. »Möchten Sie nicht einen Augenblick ins Haus kommen und ein Glas Buttermilch trinken, Mister? Sie sehen ziemlich blaß aus.«
»Vielen Dank. Aber ich möchte noch vor Sonnenuntergang in der Gegend von Owls Head sein.«
»Suchen Sie nach ihm?«
»Ja.«
»Hm, ich hoffe, daß er Sie nicht auffrißt, wenn Sie ihn finden, Mister. Ich fand, daß er ziemlich hungrig ausgesehen hat.«
Billy hatte am einundzwanzigsten Juni mit Washburn gesprochen – der erste offizielle Sommertag, aber die Straßen waren gestopft voll mit Touristen und er mußte weit ins Land hineinfahren, bis nach Sheepscott, um noch ein Motel mit freien Zimmern zu finden. Die Zigeuner waren am Morgen des achten aus Boothbay Harbor abgefahren.
Nur noch dreizehn Tage hinter ihnen.
Er hatte zwei schlechte Tage, an denen es so schien, als wären sie über den Rand der Welt gefallen. Weder in Owl's Head noch in Rockland waren sie gesehen worden, obwohl beides Haupttouristenorte waren. Tankwarte und Kellnerinnen schüttelten den Kopf, als sie sich die Fotos ansahen.
Grimmig den Drang bekämpfend, seine kostbaren Kalorien über die Reling zu kotzen - er war noch nie ein guter Seemann gewesen –, nahm Billy die Inselfähre von Owl's Head nach Vinalhaven, aber auch dort waren die Zigeuner nicht gewesen.
Am Abend des dreiundzwanzigsten rief er Kirk Penschley an und hoffte, von ihm neue Informationen zu erhalten.
Doch als Penschley sich meldete, hörte er einen eigenartigen Doppelklick in der Leitung, gerade als Penschley ihn fragte: »Wie geht es dir, Billy-Boy? Und vor allem, wo bist du?«
Billy hängte schnell wieder auf. Er schwitzte. Er hatte gerade noch das letzte freie Zimmer in Rocklands Harborview Motel erwischt und er wußte, daß es zwischen Rockland und Bangor sicher kein anderes Zimmer mehr geben würde, aber kurzentschlossen meldete er sich wieder ab und fuhr weiter, auch auf die Gefahr hin, daß er die Nacht in irgendeiner Seitenstraße im Auto schlafen mußte. Dieser Doppelklick. Der hatte ihm ganz und gar nicht gefallen. Dieses Geräusch hörte man manchmal, wenn die Leitung abgehört wurde oder wenn jemand versuchte, den Anruf zurückzuverfolgen.
Heidi hat deine Papiere unterzeichnet, Billy.
Das ist doch das Blödeste, was ich je gehört habe.
Sie hat sie unterzeichnet, und Houston hat seinen Kaiser Wilhelm darunter gesetzt.
Gebt mir verdammt noch mal ein bißchen Zeit.
Los, Billy, bloß weg von hier.
Er fuhr. Abgesehen von Heidi, Houston und dem Abhörgerät war es sowieso das Beste, was er hatte tun können.
Als er sich morgens um zwei im Bangor Ramada Inn eintrug, zeigte er dem Angestellten an der Rezeption seine Fotos – das war ihm mittlerweile zur Gewohnheit geworden –, und der junge Mann nickte sofort.
»Ja, ja. Ich habe mein Mädchen zu ihnen gebracht, damit sie ihr die Zukunft vorhersagen«, erzählte er. Er nahm das Bild von Angelina Lemke zur Hand und verdrehte die Augen. »Mann, die konnte wirklich gut mit ihrer Schleuder umgehen. Und sie sieht so aus, als ob sie auch noch ganz andere Dinge recht gut beherrscht, Sie wissen schon, was ich meine.« Er wedelte mit seiner Hand, als wollte er Wassertropfen von seinen Fingerspitzen abschütteln. »Mein Mädchen hat nur einmal gesehen, wie ich sie angesehen habe, und hat mich sofort aus dem Lager weggezogen.« Er lachte.
Noch vor einem Augenblick war Billy so müde gewesen, daß er nur ans Bett denken konnte, doch jetzt war er wieder hellwach. Sein Magen verkrampfte sich vor Nervosität.
»Wo? Wo sind sie gewesen? Oder sind sie immer noch ...?«
»Nein, nein, sie sind nicht mehr da. Sie haben bei Parsons' ihr Lager aufgeschlagen, aber jetzt sind sie wieder weg. Ich habe vor ein paar Tagen mal nachgesehen.«
»Ist das eine
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