Fluch des Magiers
nicht mehr für die Belange des blauen Tempels einzusetzen, aus Angst, es würde auch ihnen zur Schande gereichen. Außerdem glaube ich zu wissen, wer dieser sogenannte Abenteurer sein könnte.«
»Und wer soll es sein?«, fragte eine ihrer Anhängerinnen.
»Hast du je von dem Prinzen mit den Dämonenaugen gehört?«
»Du meinst Rogon von Andhir? Bei Ilyna, der Name stimmt, Rogon! Nur nennt er sich hier a’Gree.«
»Sein Vater nannte sich als Söldnerführer a’Terell. Jetzt ist er König von Andhir und wäre um ein Haar Feldherr des Blauen Banners geworden. Doch nachdem Prinz Rogon die geforderte Bedingung, eine Prinzessin aus einem alten Herrscherhaus zu ehelichen, nicht erfüllt hatte, versagte die Oberpriesterin seinem Vater diesen Rang und ernannte einen ihrer gekrönten Neffen dazu.«
»Das war damals schon nicht richtig.«
Engara nickte. »König Rogar von Andhir wurde damit brüskiert. Wenn Rogon a’Gree wirklich der Prinz von Andhir ist, werden sein Vater und dessen Verbündete ihm helfen, die beiden Fürstentümer zu übernehmen. Damit aber wird unser Tempel seinen Einfluss in etlichen Reichen und vor allem im Süden auf lange Zeit verspielen.«
Mehr vernahm Jade nicht mehr, denn sie machte sich auf den Weg zu Rogon. Dieser hatte inzwischen Tirah darüber informiert, was er durch seine Katze erfahren hatte, und lachte bitter. »Wenigstens wissen wir jetzt, welche Freunde wir im Tempel haben. Viele sind es nicht gerade. Unsere Feinde sind hingegen zahlreich und stehen im Lager des Aufrührers und Verräters Frong, der in Wahrheit Gayyad heißt.«
»Was können wir dagegen tun?«, fragte Tirah.
Rogon antwortete mit einem Achselzucken. »Im Augenblick nichts, es sei denn, ich lasse Velghan im schwarzen Tempel auf mich eintragen!«
»Der Gedanke ist vielleicht gar nicht so schlecht. Wenn bekannt wird, dass du Velghan eigentlich blau eintragen hattest wollen, wird die blaue Priesterschaft viel von ihrem Ansehen verlieren.«
Gerade kam Jade zurück, kletterte Rogons Rücken hoch und leckte sich die Lippen. »Dafür habe ich sicher einen großen Fisch verdient. Ich teile ihn auch mit Bernstein.«
Mit diesen Worten gelang es Jade, die Eifersucht des Falken zu vertreiben. Dieser stieß einen Laut aus, der einem Lachen gleichkam, und versprach, seinerseits mit Jade zu teilen.
Tirahs Gedanken folgten derweil anderen Wegen. »Du solltest es dir noch einmal überlegen, ob du nicht doch deine Familie aufsuchen willst. Sie machen sich gewiss Sorgen um dich. Immerhin hast du deine Heimat heimlich und ohne Abschied verlassen.«
Das war Rogon bewusst. Nur hatte er gehofft, als gefeierter Held vor seine Großeltern und seine Schwester treten zu können und nicht als jemand, den die Priesterinnen des blauen Tempels wie einen unerwünschten Gast vor die Tür gesetzt hatten.
»Jetzt will ich erst einmal etwas essen und trinken«, antwortete er ausweichend und verließ die Tempelinsel in Richtung des blauen Marktes, auf dem es seiner Erinnerung nach einige gute Tavernen gab.
☀ ☀ ☀
Selbst das ausgezeichnete Essen im »Blauen Fisch« verbesserte Rogons Laune nicht, zumal er sich wie auf einem Präsentierteller vorkam. Doch eine Gruppe wie die seine fiel auch unter Leuten auf, die ihre Göttin Ilyna in dreifacher Gestalt als Menschen, Katzenmenschen und Schlangenfrau verehrten.
Rogons Lust, die Heilige Stadt so rasch wie möglich zu verlassen, wuchs, und als er die Taverne verließ, war er kurz davor, die Lotsen aufzusuchen und diese zu bitten, ihm eine Passage noch an diesem Abend zu besorgen.
Seine Eile gefiel Tirah wenig. »Ich würde mich gerne noch ein wenig in der Stadt aufhalten und einige Einkäufe tätigen. Auch müssen wir zum violetten Tempel, um dort das Schreiben von Tharon an Sirrin zu übergeben sowie den schwarzen Tempel darüber zu informieren, dass der Fluch von Rhyallun gebrochen ist.«
»Das können wir gleich tun!« Rogon wollte schon an den Kanal treten und einen Bootsführer heranwinken, als Tirah ihn aufhielt und auf Keke und Zakk zeigte, die bei einer Garküche standen und sich mit Begeisterung über einen gebratenen Fisch hermachten.
»Aber die haben doch vorhin schon gegessen«, rief Rogon aus.
»Ein Fisch passt bei einem Ottermenschen immer noch rein«, spottete Tirah.
Unterdessen hatte auch Rogon Lust auf einen gebratenen Fisch bekommen und ließ sich von dem Verkäufer ebenfalls einen geben. Während er aß und dabei einen Becher Bier dazu trank, den Tibi ihm besorgt
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