Fluch des Magiers
der Hand geben sollten. Ich will dazu noch achtzehntausend Siedler nach Süden schaffen, um zwei weitere Fürstentümer für dich zu gewinnen, nämlich Raleon und Therenan. Mit Therenan würden wir einen ausgezeichneten Hafen direkt im Delta des Großen Stromes erhalten und könnten uns die Umfahrung des Küstengebirges sparen. Aber das ist nichts, was wir mit dem großen Gong verkünden sollten. Jetzt geht es erst einmal darum, die drei Fürstentümer im Osten zu sichern.«
Der alte Herr klang so zuversichtlich, dass Rogon nun selbst den Erlass der Oberpriesterin in die Hand nahm und ihn gründlich durchlas. Schon nach den ersten Zeilen hob er verärgert den Kopf. »Laut diesem Wisch bin ich nicht einmal berechtigt, mich Fürst oder gar König zu nennen. Man billigt mir nur den Titel eines Yorron zu, der Herzog oder Markgraf bedeutet und hier in den Dämmerlanden ungebräuchlich ist.«
»Damit bist du nicht gezwungen, auf überlieferte Strukturen Rücksicht zu nehmen. Du kannst die Namen der alten Fürstentümer, wenn du es willst, für Provinzen in deinem Reich verwenden. Jetzt aber bist du erst einmal der Yorron der südlichen Grenzmark – oder besser der Südmark Thilondh. Aber ich sage dir, wir werden uns auch noch das Gebiet westlich davon holen. Und nun stoße mit mir an, Junge, und darauf, dass du dich schon bald König beider Marken nennen kannst!«
Während sein Großvater bereits Pläne wälzte, wie er Tausende von Menschen nach Süden bringen konnte, lag Rogons nächstes Ziel im Norden. Um dorthin zu gelangen, würde er zum ersten Mal das westliche Ufer des Großen Stromes betreten und weit ins Hinterland reisen müssen. Tief im Innern hatte er Angst davor, aber auch den Willen, es zu schaffen und zurückzukehren, um es den Damen des blauen Tempels zu zeigen.
Siebzehntes Kapitel
Greon von Ildhis
L aisa spürte die Grenze zu Ildhis über mehrere Meilen hinweg. Um sie herum herrschte noch das weiche Weiß Eldelindas, aber ein Stück weiter vorne breitete sich das kräftige Grün des Nachbarlandes aus. Für sie und Reolan hieß dies, vorsichtiger zu sein. Daher zügelte sie Vakka und lenkte sie in ein Waldstück, das bis zur Grenze reichte.
»Hast du etwas entdeckt?«, fragte Reolan.
»Nein, aber ich will erst schauen, wie es dort vorne aussieht, bevor ich mich selbst sehen lasse.«
Laisa hatte allen Grund, misstrauisch zu sein. Da Katzenmenschen wie sie zu den Völkern der blauen Ilyna gezählt wurden, die in direkter Farbfeindschaft zu den grünen Völkern des Westens standen, war die Gefahr zu groß, dass sie unmittelbar nach Überschreiten der Grenze in einen Kampf verwickelt wurde. Nur wenige Menschen besaßen die Gabe, die Farbe eines anderen Wesens auf Anhieb zu erkennen, und von denen mochten etliche vor Hass zu verblendet sein, um darauf zu achten.
Auch für Reolan war es ungewohnt, mit einer Katzenfrau zusammen zu reiten. Doch Laisa war nun einmal die Botin des weißen Evari und damit für ihn jemand, dem er Gefolgschaft schuldete. Außerdem war sie eine Feindin Erulims, der sein Volk versklavt und ihn selbst lange Zeit versteinert gefangen gehalten hatte.
»Was werden wir in Ildhis vorfinden?«, fragte er Laisa.
Sie zuckte mit den Achseln. »Den letzten Informationen zufolge soll König Greon sich mit seinem letzten Aufgebot in die Wälder zurückgezogen haben und dort hinhaltenden Widerstand leisten.«
»Solange Greon und seine Leute in Freiheit sind, kann das Heer von Orelat nicht weiter nach Süden vorstoßen. Sie müssten sonst damit rechnen, dass die Ildhier in ihr Heimatland ziehen und dort großen Schaden anrichten.«
»Das sehe ich auch so«, antwortete Laisa nachdenklich.
Sie fragte sich, auf welche Weise König Revolh von Orelat sich seiner Feinde entledigen wollte. Erst, wenn sie sich darüber Gewissheit verschafft hatte, konnte sie wirksam eingreifen. Auf jeden Fall musste sie verhindern, dass die Könige und Fürsten der von Orelat eroberten Länder gefangen genommen wurden oder starben, denn sonst gab es niemanden mehr, der den Widerstand in ihren Reichen wirkungsvoll koordinieren konnte.
»Gleich sind wir an der Grenze«, sagte sie leise zu Reolan. »Sobald wir drüben sind, suchen wir Greon und seine Leute und sorgen dafür, dass ihnen nichts passiert.«
»Das wird nicht leicht werden. Die Orelater sollen über gewaltige Artefakte verfügen.« Nach Reolans Ansicht war seine Begleiterin etwas zu sehr von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt. Natürlich konnte er
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