Fluch des Magiers
Laisa nicht mit normalen Maßstäben messen, doch gegen Artefakte war auch sie nicht immun.
Laisa bemerkte die Zweifel des Eirun, kümmerte sich aber nicht darum. Ihre magischen Spürsinne waren weitaus besser als die seinen, und dazu kamen auch noch ihre natürlichen Fähigkeiten als Katzenfrau. Da ihnen der Wind entgegenblies, schnupperte sie mehrmals und grinste.
»Links vor uns gibt es einen Grenzposten. Er wird von zwei Leuten aus Eldelinda und einem halben Dutzend Grüner bewacht.«
»Warten wir bis zur Nacht, um ungesehen über die Grenze zu kommen?«, fragte Reolan.
Ohne eine Antwort zu geben, sprang Laisa aus dem Sattel und eilte allein weiter. Innerhalb kurzer Zeit sah sie den Grenzposten vor sich. Die Hütte auf der Seite von Eldelinda stand leer. Die Männer, die dort Wache halten sollten, hatten sich den Leuten aus Ildhis angeschlossen. Da diese noch auf ihrem Posten waren, konnten Revolhs Truppen noch nicht bis hierher vorgestoßen sein, sagte Laisa sich. Oder waren es Männer, die zu dem Eroberer übergelaufen waren, um in dessen Schatten aufzusteigen?
Das wollte Laisa erkunden und schlich vorsichtig näher. Nach einer Weile erreichte sie das Haus und suchte Deckung hinter einem alten Fass, das genau unter dem offenen Fenster eines Raumes stand, in dem sich die meisten Grenzwachen aufhielten. Nun blieb ihr nur noch zu hoffen, dass diese etwas sagten, das für sie von Wert war.
Zunächst redeten die Männer nur über persönliche Dinge, die Laisa wenig interessierten. Dann aber stellte einer der beiden Eldelindaner die erste für sie brauchbare Frage.
»Wie lange glaubt ihr, wird König Greon sich noch in Ildhis halten können?«
»Nicht mehr lange«, antwortete ein Grüner lachend. »König Revolhs Truppen jagen ihn und seine Rebellen wie Hasen. Wenn sie ihn nicht gleich selbst erwischen, bleibt ihm nur die Flucht nach Eldelinda. Da die anderen Grenzposten bereits von Revolhs Leuten bewacht werden, muss er hier durchkommen. Damit aber haben wir ihn!«
Diese Worte klärten für Laisa zweierlei. Zum einen waren die Männer hier Verräter, und zum anderen befand Greon von Ildhis sich höchstwahrscheinlich noch in Freiheit.
»Und wie sollen wir Greon fangen? Er hat sicher noch mehrere hundert Soldaten bei sich«, wandte ein Eldelindaner ein.
»Höchstens ein paar Dutzend!«, antwortete der andere lachend. »Wir verfügen über ein gutes Lähmartefakt, vor allem aber über Betäubungsstaub, wie ihn die Flussmäuler verwenden. Deshalb müssen auch wir diese Sachen erledigen. Weiße wie ihr Eldelindaner oder die Orelater können das nicht.«
Laisa entblößte zornig ihr Gebiss und konnte gerade noch ein Fauchen verhindern. Mit Flussmaulstaub hatte sie bereits ihre Erfahrungen gemacht und hasste jeden, der dieses Zeug anwenden wollte. Eine Aussage des ildhischen Verräters stimmte allerdings nicht. Flussmaulstaub war so wenig magisch, dass selbst ein Anhänger Meandirs ihn anwenden konnte. Nur die Tatsache, dass das Zeug aus einer schwarzen Stadt stammte, ließ weiße Menschen davor zurückschrecken.
»Wie kriegen wir mit, dass Greon sich nähert – und vor allem, wie viele Männer ihn begleiten? Es sollen sich doch auch Schaldh von Arustar und Gerran von Whilairan bei ihm befinden.«
Die Neugier des Eldelindaners kam Laisa ebenso zugute wie das Bedürfnis seines ildhischen Gesprächspartners, sich in Szene zu setzen.
»Entlang der Grenze haben wir Warnartefakte angebracht. Sobald sich Reiter oder mehr als sechs Mann zu Fuß nähern, leuchtet dieser Kristall dort auf!« Der Ildhier wies auf einen Stein, der derzeit grau und unscheinbar wirkte.
Da die Wachtposten sich auf ihre Artefakte verließen und nur gelegentlich einen Blick nach draußen warfen, nahm Laisa die Gelegenheit wahr, wieder zu verschwinden.
Reolan wartete bereits angespannt auf sie. »Hast du etwas entdeckt?«, fragte er.
»Ich habe ein paar Informationen aufgeschnappt. Daher werden wir unsere Pferde im Wald zurücklassen und zu Fuß weitergehen. Direkt auf der anderen Seite der Grenze gibt es Warnartefakte, die wir finden und unschädlich machen müssen. Die Dinger reagieren nur auf Reiter oder mindestens sechs Mann zu Fuß.«
Laisa klopfte Vakka auf die Kruppe und raunte ihr zu, dass sie brav hierbleiben solle, bis sie sie rief. Die große Stute nickte wie ein Mensch und legte sich dann hin, um zu schlafen. Auch Reolan gelang es, sein Pferd zu beruhigen, und so konnten Laisa und er kurz darauf aufbrechen.
Auf ihrem Weg
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