Fluch des Magiers
noch ein wenig vor dem blauen Greedh’een zurückscheute, so hatte er sich doch an dessen Gegenwart gewöhnt. Außerdem war N’ghar aufgrund seiner Farbe Erulims natürlicher Feind.
Das Wissen, dass der grüne Eirun die Gastfreundschaft Gilthonians missbraucht und das ganze Eirun-Volk geistig versklavt hatte, empörte Reodendhor, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als diesen Einfluss brechen und den Verräter bestrafen zu können.
In Reolan brannte der Wunsch nach Rache noch weitaus stärker. Immerhin hatte Erulim seine Königin ermordet und viele Freunde von ihm in die Ferne geführt. Keiner von ihnen war zurückgekommen, und nun fragte er sich, ob sie tot waren oder irgendwo versteinert darauf warteten, dass es Erulim einfiel, sich ihrer wieder als Sklaven zu bedienen.
»Ich hoffe, der Kerl befindet sich noch in Gilthonian«, erklärte er grimmig.
»Aber dann müssen wir schnell sein, denn bei der einzigen Situation, bei der ich glaube, ihn gespürt zu haben, hat er sich mittels eines Versetzungszaubers aus dem Staub gemacht«, warf Laisa ein.
»Ein Versetzungszauber wird ihm nicht helfen. Ich bin der Spürer von Gilthonian, und mir entgeht kein Hauch von Magie.« Reodendhor lächelte. Obwohl Erulim etliche Schliche beherrschte, war er sicher, sich ihm an die Fersen heften zu können.
Das Gespräch erlahmte, und Laisa richtete ihre Sinne wieder nach vorne. Sie kamen Gilthonian immer näher, und von einem Hügel aus konnte sie in der Ferne ungewöhnlich hohe Bäume sehen. Bereits der Anblick war überwältigend. Zudem quoll der ganze Wald vor Magie über und schien von einem eigenen Geist erfüllt zu sein. Als sie wenig später den unbesiedelten Ring erreichten, der Gilthonian umgab, erschien es ihr beinahe, als würden sie sich einem Gebirge nähern, so hoch ragten die Bäume des eigentlichen Eirun-Waldes empor.
Eine Meile vor dem Waldrand vernahm Reodendhor den lautlosen Ruf der Wächter und gab Antwort. Kurz darauf standen sie vor einem Baum, dessen Geäst die Wachplattform bildete. Wie üblich war sie von sechs Eirun besetzt. Zu Reodendhors Überraschung zählte sein Freund Larandhil dazu. Dessen Armwunde war in der Zwischenzeit von Königin Helesian geheilt worden. Nun war er an die Grenze zurückgekehrt und musterte die Gruppe misstrauisch.
»Was ist mit euch los?«, fragte er von der Höhe der Plattform herab.
»Wir bringen eine wichtige Botschaft für die Königin«, antwortete Reodendhor vorsichtig, da er nicht wusste, wie stark sein Freund beeinflusst war.
»Den blauen Kater habt ihr gefangen. Aber warum ist die Weiße noch frei und trägt ihre Waffen?«, bohrte Larandhil weiter.
Auf ein Zeichen Reodendhors hin holte Laisa Khatons Plakette aus ihrer Hülle und befestigte sie auf der Brustplatte ihrer Lederstreifenrüstung.
»Wie du sehen kannst, ist die Dame Laisa niemand aus dem Osten, sondern die Stellvertreterin des hohen Evari Khaton, der auch den gelben Evari Tardelon während seiner Abwesenheit vertritt. Daher ist sie befugt, auch von Gilthonian Rechenschaft zu verlangen«, fuhr Reodendhor fort.
Larandhil kniff die Augen zusammen und starrte nach unten. Trotz der Entfernung konnte er die Inschrift sowohl lesen wie auch magisch erfassen.
Unsicher geworden ergriff er ein Seil und ließ sich nach unten tragen.
Kaum stand er vor Laisa, streckte diese ihre magischen Fäden aus, um ihn zu untersuchen. Er merkte es und schnaubte unwillig.
»Bleib aus meinen Gedanken!«
»Das wird sie nicht«, antwortete Reolan. »Wenn du dich konzentrierst und in dich hineinhorchst, wirst du merken, dass in deinem Geist ein grüner Beeinflussungsblock steckt. Diesen muss Laisa entfernen, damit du wieder Herr deines Willens werden kannst.«
»Was du nicht sagst!«, spottete Larandhil. »Ich bin durchaus Herr meines Willens und sage dir, diese Katze hat hier nichts verloren. Da sie nicht aus dem Osten stammt, ist sie nicht einmal als Geisel von Wert.«
»Du wagst es, dich dem Spruch des Evari zu widersetzen?«, fuhr Laisa ihn an. Gleichzeitig presste sie einen Schwall weißer Magie in Larandhil hinein.
Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er nach seinem Bogen greifen, doch da sprang Reodendhor aus dem Sattel und hielt ihn fest. »Ich war immer dein Freund, also vertrau mir!«
»Nein, ich … Schießt auf sie!«, keuchte Larandhil.
Die fünf Wachen, die noch auf der Plattform geblieben waren, nahmen ihre Bögen zur Hand. Doch da stiegen Arelinon und die anderen von der grünen Magie
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