Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
Vom Netzwerk:
Beeinflussungsmagie und stellte seine Fragen.
    »Wer ist der ›Gewaltige‹?«
    »Die Ilyna soll dich holen!«, rief der Gefangene voller Hass.
    »Sie wird dich wohl bald bekommen«, antwortete Khaton gelassen.
    Der Tenelianer erstarrte und begann wieder zu jammern. »Nein, das dürft Ihr nicht tun! Ihr seid doch der weiße Evari und ein Diener Meandirs. Ihr steht auf unserer Seite.«
    »Was hältst du davon?«, fragte Khaton Laisa. »Es hat fast den Anschein, als würden wir mit zwei unterschiedlichen Männern sprechen.«
    »Vielleicht habe ich ihm nicht die ganze Beeinflussungsmagie herausgezogen!« Laisa legte dem Gefangenen ihre Hand auf die Stirn, ohne sich darum zu scheren, dass ihre halb ausgefahrenen Krallen sich in dessen Kopfhaut bohrten, und schloss die Augen, um sich ganz auf ihre magischen Sinne zu konzentrieren.
    Nach ein paar Minuten konnte sie bestätigen, dass der Mann nicht mehr beeinflusst war. Doch irgendwie hatte Khaton recht. Der Geist des Mannes wirkte seltsam gespalten. Es dauerte eine Weile, bis sie den Grund herausfand. Der Teil in ihm, der Khaton als weißen Evari anerkannte und ihn um dessen Hilfe bitten ließ, stammte aus seiner Kindheit. Damals hatten seine Eltern ihm anscheinend die Achtung vor allen drei Göttern des Westens und deren Wächtern beigebracht.
    Diese kindlichen Erinnerungen wurden jedoch durch die Schulung überlagert, die er erhalten hatte, nachdem sein magisches Talent erkannt worden war. Dort hatte er gelernt, dass die Völker des Ostens Abschaum waren, die vernichtet werden mussten, und den Göttern Meandir und Talien höchstens die Stellung als Diener Tenelins gebührte. Ebenso wie ihre Götter hatten auch die weißen und gelben Völker den Grünen zu gehorchen.
    Es war eine harte Arbeit, dieses Wissen aus dem Mann herauszuholen. Zuletzt gelang es Khaton noch, ein unscharfes Bild des »Gewaltigen« zu erhaschen. Mit Laisas Hilfe speicherte er es in einem Kristall und stieß dann ärgerlich die Luft aus den Lungen.
    »Was würde ich dafür geben, wenn Rhondh hier wäre! Er könnte wissen, wer dieser Eirun ist, der sich solche Narren als Privatarmee hält. Ich selbst habe zu wenige Verbindungen ins Grüne Land.«
    Der Gefangene war erschöpft und sein Geist durch Khatons Beeinflussung so gut wie unterworfen, dennoch war er noch immer in der Lage, sein Gift zu verspritzen.
    »Der grüne Verräter, der sich Rhondh nennt, hat seine Strafe bereits erhalten. Der ›Gewaltige‹ hat ihn vernichtet.«
    »Wenn das stimmt, sieht es schlecht für uns aus und für die Welt«, murmelte Khaton und beschloss, die letzte Rücksicht gegenüber dem Gefangenen fahrenzulassen.
    »Was weißt du darüber?«, fragte er und zwang den anderen vollständig unter seinen Willen.
    In den nächsten Stunden erfuhren sie, dass der »Gewaltige« behauptete, ein hoher Herr aus dem Grünen Land zu sein, der im Auftrag Tenelins das alte Reich von Raleon wieder errichten sollte, welches einst den gesamten Süden der Dämmerlande beherrscht hatte. Die »Erwählten« sahen sich als die Speerspitze dieses Unterfangens und hatten in den nördlichen Einbruchslanden mehrere Stützpunkte eingerichtet. Ihr Zentrum war das kleine Fürstentum Tharalin gewesen und dessen Fürst Neldion ihr Kommandant. Nach dessen Tod und der Verfolgung ihrer Bruderschaft in Thilion waren sie nach Tenelian ausgewichen. Von dort aus wollten sie den Krieg erneut auf die andere Seite tragen und T’wool und die anderen Reiche des Ostens vernichten.
    Khaton war zuletzt kaum weniger erschöpft als sein Gefangener. Mit einer Geste deutete er an, er wisse nicht, ob nun er oder der Tenelianer nicht mehr bei Verstand war, und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Dann blickte er Laisa durchdringend an. »Ich wäre dir dankbar, wenn du mir helfen würdest, auch bei den beiden anderen Gefangenen die Beeinflussung zu beseitigen, damit ich sie verhören kann. Zwar glaube ich nicht, dass sie mehr wissen als dieser Kerl, aber jedes Mosaiksteinchen kann uns weiterbringen.«
    Der Ausdruck »helfen« gefiel Laisa gar nicht. Immerhin hatte sie die Beeinflussung dieses Mannes aufgelöst. Khaton wäre dazu gar nicht in der Lage gewesen. Da sie sich nicht mit ihm streiten wollte, begnügte sie sich mit einem leisen Fauchen, das auch dem Tenelianer gelten konnte, und deutete auf ihren Magen.
    »Solche Schurken zu verhören macht hungrig. Außerdem muss ich mich um meine Freunde kümmern. Es ist nämlich spät geworden, und sie werden sich Sorgen

Weitere Kostenlose Bücher