Fluch des Magiers
machen, wo ich abgeblieben bin.«
»Als wenn dir in meinem Turm etwas geschehen könnte«, antwortete Khaton schnaubend. Doch er sehnte sich ebenfalls nach ein wenig Ruhe und einem Becher Thilierwein. Daher warf er einen Schlafzauber über den Gefangenen, damit dieser nicht Selbstmord begehen konnte, und forderte Laisa auf, ihn nach oben zu begleiten.
☀ ☀ ☀
Kurze Zeit später saßen Laisa und Khaton in einem der oberen Stockwerke des Magierturms zusammen mit Ysobel, Borlon und Rongi an einem Tisch und ließen es sich schmecken. Einige der Lebensmittel stammten noch aus uralten Zeiten, waren aber durch Erhaltungszauber so frisch, als wären sie eben erst aus der Küche gekommen. Trotzdem interessierten sich Laisas Gefährten mehr für das, was ihre Katzenfreundin und Khaton von den Gefangenen erfahren hatten, als für die Leckerbissen auf ihren Tellern.
»Habt ihr sie richtig ausgequetscht?«, fragte Rongi, da die beiden Älteren sich nicht trauten.
Khaton warf ihm einen indignierten Blick zu und löffelte weiter seine Weiße Brühe mit Fleischklößchen, die sein Kochgeschöpf nach dem Originalrezept seiner ehemaligen Hauswirtin Ketah aus Thelan zubereitet hatte. Um an das Rezept zu kommen, hatte er ein wenig Beeinflussungsmagie aufwenden müssen, doch hatte sich das seiner Ansicht nach gelohnt.
»Was haben sie gesagt?«, bohrte Rongi weiter.
Da er nicht gestört werden wollte, wies Khaton ihn zurecht. »Jetzt essen wir. Geredet wird später!«
Der Katling zog einen Flunsch und begann aus Protest, mit seinen Füßen zu essen, während er die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkte.
Laisa war mit Rongis Körperbeherrschung zufrieden, hatte aber dennoch etwas an ihm auszusetzen. »Du hättest dir vorher die Füße waschen sollen!«
Anstelle einer Antwort reckte Rongi seine Füße einem der Dienergeschöpfe zu. »Waschen!«, befahl er.
Das Kristallwesen ergriff einen Lappen, tauchte diesen in Wasser und machte sich ans Werk. Zuerst hielt Rongi still, zappelte dann aber und fing an zu kichern.
»Das kitzelt!«
»Du wolltest mit den Füßen essen!«, gab Laisa kühl zurück.
Dabei verging auch sie fast vor Ungeduld, konnte sie aber besser verbergen. Gleichzeitig überlegte sie, welche Schlüsse der Evari aus den neuen Informationen ziehen würde. Ihrer Ansicht nach mussten sie diese Gruppierung, die sich die »Erwählten« nannte, mit allen Mitteln bekämpfen und sich dringend um Tenelian kümmern. Es zwickte ihr in sämtlichen Fingern und Krallenscheiden, sich dieses Land anzusehen und den fanatischen Priestern heilige Furcht einzubleuen.
Während sie sich einige Strafen für diese Kerle ausdachte, ließ sie sich das Essen schmecken und langte auch bei dem Gamindhon-Konfekt mehrmals zu.
Schließlich hielt auch Ysobel es nicht mehr aus. »Ihr beide sitzt hier und esst, als wäre nichts geschehen, während wir anderen vor Neugier fast vergehen.«
»Wir sind ja gleich fertig«, antwortete Khaton und schob seinen Teller zurück. »Das war gut«, meinte er und zauberte für Borlon und Ysobel je einen Becher Marangree-Wein herbei, für sich einen erdigen Thilier und für die beiden Katzenmenschen zwei Schalen Milch.
»So, jetzt können wir reden!« Noch während er sprach, erschienen mehrere Blätter magischen Papiers auf dem Tisch sowie ein Stift, der wie von einer unsichtbaren Hand geführt zu schreiben begann.
»Wir haben einiges erfahren«, sagte er zwischen zwei Schlucken Thilierwein. »Morgen nehmen wir uns die beiden anderen Kerle vor. Ich glaube jedoch nicht, dass sie mehr wissen als der, den wir heute verhört haben. Auf jeden Fall sind wir jetzt sicher, dass Tenelian der Hauptstützpunkt unseres unbekannten Feindes ist. Damit kann ich einige Dinge in die Wege leiten.«
Noch während Khaton zufrieden nickte, richtete Laisa sich auf. »Es wird am besten sein, wenn ich dieses Land heimlich erkunde und herausbringe, wo diese ›Erwählten‹ ihr neues Zentrum haben.«
»Das halte ich für keine so gute Idee«, erklärte Khaton. »In Tenelian dürfte es derzeit zugehen wie in einem durchgerüttelten Bienenkorb. Der Überfall auf die Fährstation ist ein Sakrileg, welches der grüne Synod in Edessin Dareh ahnden muss. Auch wird Tenelian noch eine Weile Ärger mit seinen Nachbarreichen und den Goisen haben. Ich glaube, dass uns von dort vorerst keine weiteren Probleme ins Haus stehen.«
»Keine weiteren Probleme?«, platzte Laisa heraus. »In Tenelian rottet sich eine Gruppe von Fanatikern
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