Fluch des Magiers
verbarg diesen gut und lächelte freundlich.
»Ich weiß nichts Neues über Heleandhal, doch ich habe Informationen erhalten, die ihn betreffen könnten«, erklärte er vorsichtig und spürte das aufflammende Interesse der Gilthonian-Königin.
»Sprecht, mein Freund! Jede Nachricht ist uns willkommen«, forderte diese ihn auf.
»Es geht um den Fluch von Rhyallun, den grünen Todeswall, wie er auf der roten Seite genannt wird. Ich war drüben in den von den Rittern des Südens eroberten Ländern, um nach Heleandhal zu suchen. Dort hieß es, er sei bei Aufflammen des tödlichen Fluches weiter östlich gewesen und hätte sich daher nicht mehr zurückziehen können. Gleichzeitig erfuhr ich, dass ein hoher Magier des Blauen Landes dort aufgetaucht sei. Meine Gewährsleute nehmen an, dass dieser Heleandhal entdeckt und gefangen genommen hat.«
Erulim war froh, dass dies im Prinzip richtig war. Eine völlige Lüge hätte Helesian durchschaut. So aber klammerte sie sich an die Hoffnung, ihr Bruder könnte noch am Leben sein, und bat ihn um weitere Informationen.
»Ich habe mir überlegt, wie Heleandhal gefunden und befreit werden kann. Für uns Eirun ist es unmöglich, so weit nach Osten vorzudringen, ohne bemerkt und bekämpft zu werden. Auch die Ritter des Südens können uns nicht helfen, denn der grüne Wall verhindert, dass sie gegen die Feinde ziehen können. Daher …«, Erulim brach kurz ab, um die Spannung zu erhöhen, »… bleibt uns nur die Möglichkeit, zu verhandeln.«
»Mit dem blauen Gesindel? Niemals!« Helesians Gesicht färbte sich dunkler, und sie kämpfte sichtlich mit ihren Gefühlen. Ein leichtes Rumoren erklang aus dem Baum, so als würde dieser die Aufregung seiner Herrin spüren und sie teilen.
»Wenn Ihr Heleandhal befreien wollt, bleibt Euch keine andere Wahl!«, fuhr Erulim fort. »Doch müsst Ihr dafür sorgen, dass Euer Angebot Gewicht hat. Für eine Handvoll Gold und gute Worte geben die Blauen Euren Bruder niemals frei.«
Jetzt wurde Helesian doch neugierig. »Wie meint Ihr das?«
»Ihr benötigt ein Tauschobjekt, das an Wert Eurem Bruder gleichkommt oder ihn gar übertrifft.«
Helesian lachte bitter auf. »Und wo soll ich dieses hernehmen?«
»Ich wüsste eine Möglichkeit«, antwortete Erulim lächelnd. »Vor wenigen Tagen habe ich erfahren, dass eine Barke des blauen Tempels auf dem Weg von Flussmaul nach Edessin Dareh ist. Diese hat ein für die Blauen unschätzbares Reliquiar geladen, das allein schon als Preis für Heleandhal ausreichen würde. An Bord befindet sich zudem noch ein sehr lästiger Störenfried, nämlich der Blaulandkater N’ghar, der Enkel eines hohen Herrn im Blauen Land. Auch er würde sich zum Austausch gegen Euren Bruder eignen.«
Die Königin wirkte zwiegespalten. »Um diesen Mann und die Reliquie in unsere Hand zu bekommen, müssten wir die Tempelbarke abfangen. Damit begäben wir uns auf eine Stufe mit diesen ekelhaften Flussmäulern.«
»Es geht um Euren Bruder! Wenn Ihr ihn jemals freibekommen wollt, braucht Ihr, wie die Menschen sagen, Trümpfe in Eurer Hand.«
Erulim wurde ungeduldig, denn er hatte erwartet, Helesian würde sich sofort für einen Überfall auf N’ghars Barke entscheiden. Wenn er weiter auf sie einreden oder seine Beeinflussung vor den versammelten Eirun verstärken musste, um sie zu überzeugen, gab er ihr und anderen die Gelegenheit, die Unwahrheit hinter seinen Worten zu erkennen.
Zu seiner Erleichterung kam die Königin zu einem Entschluss. » Eldaradh , mache dich mit dreißig mutigen Kriegern auf und bringe dieses Reliquiar und jene, die es transportieren, hierher. Lasst keinen entkommen, vor allem nicht diesen N’ghar!«
Während ihr Gefährte zustimmend nickte und mehrere Eirun zu sich rief, wandte Helesian sich an Erulim. »Wir würden uns freuen, wenn Ihr diesmal länger bei uns zu Gast bleiben würdet als beim letzten Mal.«
»Es wird mir eine Freude sein!« Erulim lächelte zufrieden, denn hier in Gilthonian würde Khaton ihn sicher nicht vermuten.
☀ ☀ ☀
Hatte es an der Grenze so ausgesehen, als wäre Eldelinda nur ein ganz gewöhnliches Malvenon-Reich mit etwas zu klein geratenen Bewohnern, so stellte Laisa auf ihrem weiten Weg fest, dass die einfache Bevölkerung an ihren alten Sitten und Gebräuchen festhielt. Statt Tuniken trugen die Männer Westen oder Jacken, die mit Knöpfen geschlossen wurden, und statt der Barette kegelförmige Hüte nach edanischer Art. Ein im Bau befindliches Haus wurde im
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