Fluch des Magiers
um seine Begleiter zu beruhigen. »KanHeen meint es ehrlich. Auch wird sein Schiff bald beladen.«
»Ich werde mich um die Pferde kümmern«, brummte Rogon und wollte aufstehen.
»Denen geht es gut«, meldete sich Jade.
Die Katze war draußen geblieben und hatte zugesehen, wie die Goisen die Pferde in einen Pferch gesperrt und sie mit Futter und Wasser versorgt hatten.
Im Gegensatz zu ihr befand Bernstein sich bei der Gruppe. Da sein Flügel noch nicht ganz verheilt war, konnte er nicht fliegen. Jetzt saß er auf Rogons Schulter und zwickte diesen leicht ins Ohrläppchen, weil er gefüttert werden wollte.
Rogon schnitt ihm mehrere Stücke von seinem Fisch ab und reichte sie ihm. Dies bekam Jade mit, die ihre Inselerkundung sofort abbrach und wie ein Blitz hereinschoss. Sie setzte sich auf Rogons andere Schulter und machte ihm sehr deutlich klar, dass auch sie Hunger hatte. Für Rogon hieß dies, dass er beide Tiere füttern musste und selbst kaum zum Essen kam.
Die goisische Wirtin sah ihm zu und schüttelte den Kopf. »Ich wusste ja, dass die Ostleute nicht ganz bei Verstand sind. Aber dass sie so verrückt sein könnten wie der Kerl hier, hätte ich nicht erwartet«, sagte sie zu ihrer Köchin.
»Wenigstens benehmen sie sich manierlich«, antwortete diese und rührte weiter ihren Pfannkuchenteig.
Das konnte die Wirtin der Gruppe nicht absprechen, auch wenn Tirah nun dazu überging, Rogon kleine Fischstücke abzuschneiden und in den Mund zu stecken.
»Damit du nicht verhungerst, während du diese beiden Gierhälse füttern musst«, sagte sie lachend.
Rogons Laune hob sich jetzt wieder, und er konnte das Essen und auch das Bier genießen, das ihm vorgesetzt worden war. Dabei unterhielt er sich mit Heleandhal über die Reiseroute nach Gilthonian. Um dorthin zu kommen, würden sie Hunderte von Meilen auf der goldenen Seite des Stromes bis fast an die Grenzen der Dämmerlande zurücklegen müssen. Mehr noch interessierte ihn der Feind, der drüben sein Unwesen trieb. Wie es aussah, war Erulim noch weitaus gefährlicher als Frong, hinter dem sich der Gestaltwandler Gayyad verbarg und den Tharon so gerne fangen würde.
»Was hat Erulim davon, wenn er die beiden Seiten des Stromes gegeneinanderhetzt?«, fragte er nachdenklich.
Heleandhal zuckte hilflos mit den Achseln. »Dafür müsste man ihn selbst fragen. Etwas Gutes ist es auf jeden Fall nicht. Immerhin hat er das Ansehen der Evaris so ruiniert, dass wir in Gilthonian mehr auf seinen Rat als auf Tardelons Worte gegeben haben.«
»Laut Rhondh soll Erulim Tardelon gefangen halten. Zumindest hat er sich dessen gerühmt.« Je mehr Rogon darüber nachdachte, umso mehr entdeckte er Gemeinsamkeiten im Vorgehen des Grünen namens Erulim und des blauen Gayyad. Es schien, als würden die beiden auf ihrer jeweiligen Stromseite jeweils die gleiche Strategie verfolgen.
Schließlich beendete KanHeens Eintreten das Gespräch. »Mein Schiff wird morgen so weit sein, dass wir ablegen können«, erklärte er. »Für diese Ostler dort gibt es Folgendes zu beachten: Solange wir auf der Westseite in einem Hafen liegen oder treideln, haben sie unter Deck zu bleiben. Ich will nicht, dass andere Leute mitbekommen, wen ich da an Bord genommen habe. Wenn wir treideln müssen, werden ihre Gäule vorgespannt. Damit kommen wir rascher voran, als wenn wir Treidelknechte nehmen. Außerdem …«
In dieser Art ging es noch eine ganze Weile weiter. Die Gruppe erfuhr, dass sie den Schiffer und die Matrosen von sich aus nicht ansprechen durften. Auch war es ihnen verwehrt, in deren Gegenwart zu essen, und sie hatten sich während der ganzen Fahrt so zu verhalten, dass KanHeen keinen Grund fand, sie irgendwo auszusetzen.
Rogon schüttelte mehr als einmal den Kopf, verstand aber andererseits den Goisen, der Rücksicht auf die Leute auf der goldenen Seite des Stromes nehmen musste. Der Mann nahm sie wenigstens mit. Ob Lanarer oder andere Flussschiffer der eigenen Seite dies mit Leuten von drüben machen würden, bezweifelte er. Auf jeden Fall mussten sie nicht lange auf ihr Weiterkommen warten, und das war es ihm wert, die Wirtin aufzufordern, auch dem Kapitän einen großen Krug Bier hinzustellen.
Der Goise sah ihn erstaunt an. »Es gibt bei euch doch noch Leute mit Lebensart. Zu einem Bier gehört aber auch ein Genvar – und für den lasst mich sorgen.«
Mit diesen Worten setzte er sich zu der Gruppe an den Tisch, aber so, dass Heleandhal ihn gegen die anderen abschirmte. Als die
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