Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
erreichten, wartete Ren bereits auf uns. Ich war nicht sonderlich begeistert von der Vorstellung, wieder zu dem Kraken ins Wasser zu steigen, doch ich legte tapfer meine Taucherausrüstung an.
Kishan hatte mir gerade seine Taucherbrille angeboten, als Ren ihn unterbrach. »Ihre Brille ist hier. Wie auch deine zweite Schwimmflosse. Fanindra hat sie hochgebracht.«
Ein goldener Kopf tauchte aus dem Wasser auf. Ich beugte mich vor, um ihn zu tätscheln, und Fanindra schlängelte über meinen Arm. Kishan überprüfte die Messgeräte an meiner Druckluftflasche, während Ren ins Wasser glitt.
»Ihr Sauerstoff ist fast verbraucht.«
»Wir teilen«, erwiderte Ren.
Ich beobachtete, wie er all seine Gewichte abwarf, aber er schaffte es nicht, mit der Himmelsscheibe den Auftrieb zu regulieren. Sie war zu schwer. Als ich meine Sorge in Worte fasste, drehte er sich weg und sagte: »Ich schaff das schon.«
Ren nahm den Beutel, den ich mit dem Tuch gefertigt hatte, und schnallte ihn sich vor die Brust, während ich den Druck in meinen Ohren ausglich.
»Wir müssen uns beeilen«, warnte Kishan. »Wir schwimmen geradewegs hindurch und verschwinden so schnell wie möglich von hier. Falls wir wieder auf den Kraken treffen sollten, drehst du einfach ab und schwimmst hierher zurück. Dann überlegen wir uns einen anderen Weg, um zur Jacht zu gelangen. Okay?«
»Okay.«
Lächelnd gab er mir einen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er seine Taucherbrille aufsetzte. Probehalber nahm ich einen Zug aus der Druckluftflasche und tauchte, gefolgt von Ren, durch das Loch im Becken. Fanindra blieb bei mir, während wir in die Tiefe schwammen. Die Meeresschlangen schwärmten herbei, um sie wieder in ihrem Kreis willkommen zu heißen, und begleiteten uns.
Ohne das Licht des Kraken war es dunkel, doch Fanindra schien den Weg zu kennen. Sie gab gerade einmal genügend Licht ab, dass wir den Kokon aus Meeresschlangen, der uns umgab, sehen konnten. Besorgt hielt ich die Augen nach dem Kraken offen, doch von dem fehlte jede Spur. Dennoch konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass riesige Augen uns beobachteten, und erwartete jede Sekunde einen zitternden Tentakel, der mich in den Schoß des Vergessens riss.
Meine Nerven lagen blank. Ich kam mir wie eines dieser dumpfbackigen Highschool-Mädchen in einem Horrorfilm vor, das in seiner Naivität Türen aufmachte, die geschlossen hätten bleiben sollen, sich blindlings in Gefahr begab und dem Monster, das es jagte, geradewegs in die Arme lief. Der einzige Unterschied war, dass ich nicht mit einem Jungen in dem Spukhaus rummachte und keinen Minirock trug.
Wir durchquerten die schwarze Höhle ohne jeden Zwischenfall und gelangten zu dem kleinen Durchgang. Ren schwamm als Erster hindurch, umgeben von sich windenden Wasserschlangen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und folgte ihm.
Als wir es endlich auf die andere Seite geschafft hatten, war mein Sauerstofftank leer. Ich gab Ren ein Zeichen. Er nickte und reichte mir seinen Atemregler. Ich nahm einen tiefen Zug und gab ihm das Mundstück zurück. Dieses Spielchen wiederholten wir ein paarmal, bis Kishan aus dem Gang auftauchte. Er berührte meinen Arm und nickte, bedeutete uns, dass er seinen Atemregler nun mit mir teilen würde, damit Ren die Führung übernehmen konnte.
Ohne eigenen Sauerstoff unter Wasser zu sein, war erschreckend, und ich musste all meine Willenskraft aufbieten, um nicht kopflos nach oben zu hetzen. Ich wusste, über mir war nichts als Gestein, doch dem starken Selbsterhaltungstrieb, zur Oberfläche zu gelangen, war kaum zu widerstehen. Das Einzige, was mich davon abhielt, in Panik zu geraten, war Kishan neben mir, mein Fels in der Brandung.
Ich folgte Ren. Das Licht wurde heller. Das trübe Wasser veränderte sich von mitternachtsschwarz zu einem dunklen Indigoblau, und dann, endlich, zu dem klaren Türkisblau der offenen See. Wir bogen um die Ecke, und da sah ich die Höhlenöffnung und die späte Nachmittagssonne, deren Strahlen schräg ins Wasser fielen.
Kishan reichte mir sein Mundstück, und ich holte tief Atem. Die Luft zischte und erstarb. Sein Sauerstofftank war ebenfalls leer. Er gab mir das Signal zu warten und lächelte mich zuversichtlich an. Er schwamm Ren hinterher, der sofort umdrehte und mir seinen Atemregler in die Hand drückte. Ich nahm einen Atemzug und reichte Kishan den Schlauch.
Langsam tauchten wir drei aus der Höhle in Richtung der Wasseroberfläche, wobei wir einen einzigen Sauerstofftank
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