Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Tiger, wenn nicht gar beide, fangen würde. Kishan war an ein Leben im Dschungel gewöhnt, aber es war schon sehr lange her, seit Ren auf sich selbst gestellt war. Da musste ich an die Antilopenjagd denken, bei der Ren allein kein Tier hatte fangen können. Ich biss mir auf die Lippe, als mir einfiel, dass ihn sein weißes Fell zu einem leichten Opfer machen würde. Wenn sie während des Tages ein sicheres Versteck fänden, stünden die Chancen für die Tiger vielleicht gar nicht so schlecht, den Drachen nachts zu jagen, wenn ihn sein menschliches Augenlicht im Stich ließ.
Lüsèlóng bahnte sich vorsichtig einen Weg durch den Dschungel, suchte nach Spuren der Tiger. Ich bat den Spiegel, mir Ren und Kishan zu zeigen. Der Spiegel ließ die Sicht auf den Drachen verschwimmen und zoomte zu einem Stück Dschungel auf der anderen Seite der Insel. Zuerst konnte ich nichts sehen, doch dann blitzte etwas Weißes hinter einem Busch auf. Im nächsten Moment war es wieder verschwunden, und dann bemerkte ich das Zucken eines Tigerschwanzes hinter einem Felsbrocken. Ich bat den Spiegel, noch näher heranzufahren. Das Bild zeigte Ren, der neben einem mit Eisenspitzen versehenen Brett stand, und die Falle auszulösen versuchte, indem er sie leicht mit der Pfote berührte.
Kishan tauchte mit etwas im Maul auf – einem toten Affen. Als ich die Umgebung genauer betrachtete, stellte ich fest, dass der Boden mit Affenleichen regelrecht übersät war. Kishan warf das Tier in die Falle, und das scharfe Ende der Spitze bohrte sich in Tigerhöhe in einen Baum. Ich beobachtete das langsame Pirschen der Tiger, während sie sich vorsichtig tiefer in den Dschungel wagten.
Eine Stunde später trat Kishan in eine raffinierte Falle, und zwei Holzpfähle bohrten sich in sein Bein. Mit aller Gewalt riss er seine Pfote frei, auch wenn er sich dabei eine klaffende Wunde zuzog. Er humpelte etwa zwanzig Minuten, bis sie verheilt war.
Weitere Fallen erwarteten sie. Nur mit knapper Not entkamen sie dem Schicksal, von einem Speer gepfählt zu werden, als einer von ihnen über einen fast unsichtbaren Draht stolperte. Ren trat auf einen Stein, der wiederum eine Falle auslöste. Ein scharfer Bambuspfahl peitschte an Kishan vorbei, der in letzter Sekunde aus dem Weg springen konnte. Allerdings traf er Ren mitten in die Seite, und die fünfzehn Zentimeter langen Nägel, mit denen der Pfahl bestückt war, bohrten sich tief in sein Fell. Kishan nahm den Pfahl in den Mund und hielt ihn fest, während Ren schmerzhaft seinen Körper wegzog. Blut tropfte auf den Boden. Anschließend trotteten sie langsam weiter.
Eine Weile bahnten sie sich einen Weg durch die Wipfel der Bäume, indem sie von einem Ast zum anderen sprangen, aber schon bald erkannten sie, dass viele der Äste angesägt waren und ihr Gewicht nicht hielten. Sie kehrten zum Boden zurück, und kurz darauf trafen sie auf den schlimmsten aller Hinterhalte: eine Venusfliegenfalle. Durch meine Studien mit Mr. Kadam über all die verschiedenen Arten der Kriegsführung wusste ich, womit es die Tiger zu tun hatten.
Ein riesiger Stein rollte auf sie zu, sodass beide Tiger hastig zurückweichen mussten. Ren rutschte in eine rechteckige Grube, die mit Zweigen und Blättern geschickt getarnt gewesen war. Unzählige lange, sich überlappende Metallspitzen überzogen die Wände der Grube, sodass sich Ren die Beine aufriss. Die Spitzen waren so teuflisch angebracht, dass sie sich ihm in den Körper bohren würden, sollte er versuchen, sich hochzuziehen. Einmal in einer Venusfalle gefangen, war es fast unmöglich, das Opfer zu befreien, ohne seinen Tod billigend in Kauf zu nehmen.
Kishan schritt nervös um die Grube und suchte nach einem Weg, Ren zu retten. Er versuchte, die Metallspitzen mit der Pfote aus der Erde zu ziehen, wäre jedoch fast auf den glatten Streben ausgerutscht und zu Ren in die Falle gestürzt. Nach zehn Minuten fruchtloser Bemühungen, gab Kishan auf. Ren knurrte leise und begann, seinen Körper aus der Grube zu ziehen. Die Spitzen bohrten sich ihm tief in die Flanke und die Beine, doch trotz des überwältigenden Schmerzes krallte er sich mit den Pfoten in die Erde, und schob sich Zentimeter um qualvollen Zentimeter hoch. Kishan saß wie gebannt da und beobachtete Rens Fortschritte.
Schließlich hatte Ren es geschafft und lag schwer keuchend auf dem Dschungelboden. Der gesamte hintere Teil seines Körpers war eine einzige blutige Masse. Lange, tiefe Furchen übersäten seinen unteren
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