Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
sich in den Rand der Grube, aber er rutschte wieder zurück. Nach drei weiteren gescheiterten Versuchen schob ihm Ren mit dem Kopf einen entwurzelten Baumstamm ins Loch, und Kishan krallte sich vorsichtig einen Weg hinauf. Beinahe schon am Ziel angelangt, rutschte er ab und wäre fast gefallen, da streckte sich Ren nach ihm aus, packte mit den Zähnen seine Halskrause und gab ihm Halt, bis er wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte.
Nachdem sie gegessen hatten, trotteten sie bis Sonnenuntergang weiter. Schon bald erreichten sie den Strand an der Westseite der Insel und folgten dem Ufer eine Zeit lang. Fieberhaft suchten sie nach der Hecke, doch ich wusste, dass sie sie nicht finden würden.
Als sie sich zum Schlafen niederlegten, übernahm Ren die erste Wache. Ich zoomte mit dem Spiegel nah an sein Gesicht heran. Seine blauen Augen starrten geradeaus, als würden sie mich beobachten. Er seufzte schwer, und seine rosafarbene Nase zuckte nervös. Ich betrachtete ihn, bis mir die Augen vor bleierner Müdigkeit zufielen.
Der frühe Morgen des dritten Tages bescherte mir einen weiteren heißen Laib dunklen Brots und eine große Schale Eintopf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und während ich aß, setzte ich mich vor den Spiegel, um den Fortschritt der Jagd zu beobachten. Die Tiger liefen den Strand entlang und nutzten den Vorteil der Dunkelheit aus, um sich unter freiem Himmel zu bewegen. Ich suchte nach dem Jäger, der gerade neben einem niedergebrannten Feuer erwachte. Er hielt eine Tasse in Händen und blickte sich verstohlen erst zur einen, dann zur anderen Seite um, und wärmte mit etwas Feuer sein Getränk auf.
»Betrug!«, rief ich dem Spiegel entgegen. »Du hast die Regeln gebrochen!«
Der Drache blickte auf und grinste. Ich hörte Gelächter und dann seine Stimme in meinem Kopf. Es ist nur ein warmes Getränk, meine Liebe. Die Regel schreibt lediglich vor, ich darf meine Kräfte nicht für die Jagd einsetzen. Und in diesem Moment jage ich nicht, also zählt es nicht.
Ich schnaubte verächtlich und beobachtete, wie er sein Getränk leerte und sein Gewehr schulterte. Den ganzen Tag über folgte er der Fährte der Tiger, und er war gut darin. Kein einziges Mal übersah er einen geknickten Grashalm oder einen Abdruck im Boden, egal wie unscheinbar er war. Leider spülte das Meer die Spuren der Tiger am Strand nicht fort, was es dem Drachen leichtmachte, ihnen zu folgen. Als er wieder in den Dschungel eintauchte, hielt er unvermittelt inne, und wir hörten beide das mehrstimmige Brüllen kämpfender Raubkatzen. Er schlug ein schnelleres Tempo an. Ich bat den Spiegel, sich zu beeilen und mir die Tiger zu zeigen.
Zuerst erkannte ich nicht, was ich vor mir hatte. Es war die Nahaufnahme pelziger Tiere, die auf der Erde umherrollten und mit den Klauen zuschlugen. Als ich den Spiegel endlich dazu bewegen konnte, weiter wegzuzoomen, sog ich scharf die Luft ein, und ein Schauder rann mir den Rücken hinab. Ren und Kishan lieferten sich einen blutigen Kampf mit einer großen Gruppe Jaguare. Ren hatte mir erzählt, dass Raubkatzen – abgesehen von Löwen – normalerweise nicht in Rudeln auf die Jagd gingen, weshalb ich überrascht war, so viele auf einem Haufen zu sehen. Einer der Jaguare lag tot am Boden. Ren und Kishan standen Hinterteil an Hinterteil da und knurrten das Rudel an, das einen immer enger werdenden Kreis um sie zog.
Ich zählte weitere sechs Jaguare, aber es hätten auch mehr sein können. Es war schwer zu sagen, weil sie keine Sekunde stillhielten. Die Art, wie sie sich bewegten, war unheimlich. Wie ein einziges Tier schlichen sie hin und her, kesselten die Tiger ein. Ihre Augen waren fest auf ihre Beute geheftet. Einer der Jaguare schoss vor und versetzte Kishan mit der Klaue einen Hieb ins Gesicht. Er schlug zurück, verfehlte jedoch die leichtere, wendigere Raubkatze, die geschmeidig zurückgewichen war. Zwei Jaguare sprangen auf Ren zu, einer von jeder Seite. Dem einen biss Ren ins Bein, und er hinkte gepeinigt von dannen, doch der andere landete mit ausgefahrenen Krallen genau auf seinem Rücken. Er jagt Ren die scharfen Zähne in den Hals und verbiss sich in ihm. Kishan drehte sich um und schleuderte die Raubkatze fort, aber zwei andere stürzten sich nun ihrerseits auf Kishan.
Ren biss einer in die Kehle und schüttelte sie wild. Ihr Genick brach, und er schubste sie achtlos zu Boden. Die Brüder bissen um sich und kratzten verzweifelt, bis die gefleckten Raubkatzen den Rückzug
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