Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
antraten und sich neu formierten. Ren und Kishan versuchten, sich aus dem Staub zu machen, aber die Jaguare schnitten ihnen den Weg ab.
Die Jaguare müssen sehr hungrig sein, kam es mir in den Sinn, denn sie schienen die Tiger zu einem dichten Gestrüpp zu treiben.
Dort umzingelten sie sie wieder und schlichen um sie herum. Ein Jaguar fauchte und schoss in den Kreis, machte dann jedoch einen hastigen Satz zurück, bevor die Tiger ihn erreichten. Ein weiterer tat es ihm gleich. Sie schienen mit den Tigern zu spielen. Einen Augenblick später sprangen zwei Raubkatzen von einem der hohen Bäume auf Rens und Kishans Rücken und verbissen sich in sie. Ren blutete aus der Brust und drehte sich wie wild, um den Jaguar abzuschütteln, doch der rührte sich nicht vom Fleck.
Die anderen Jaguare stürzten sich nun ins Getümmel und begannen zu beißen. Einer traf Kishan an der Wange, ein anderer packte ihn am Hinterbein. Ren erging es keinen Deut besser. Die Tiger keuchten vor Anstrengung, und trotz ihrer unglaublichen Heilkräfte machte ich mir Sorgen. Die Jaguare könnten ganze Stücke aus ihnen herausreißen. Wie sollten sie sich davon erholen? Ren brüllte, stellte sich auf die Hinterbeine und knallte seinen Rücken gegen einen Baumstamm. Der Jaguar fiel leblos herunter. Augenblicklich griff Ren die Raubkatze auf Kishans Rücken an. Da hallte ein Schuss durch den Dschungel.
Der Drache hatte sie eingeholt. Ein Jaguar sackte tot vor Kishans Vorderpfote zusammen. In Windeseile verschwanden die Jaguare wie Schatten in dem sattgrünen Unterholz, während Ren und Kishan jede Kraftreserve für die Flucht aufboten. Immer und immer wieder dröhnten Schüsse im Dschungel, während der Jäger die Tiger verfolgte. Eine Kugel streifte Ren am Kopf, und ich hörte seinen Schmerzensschrei. Er schüttelte sich das Blut aus den Augen und lief weiter. Eine weitere grub sich in Kishans Schulter. Er brüllte verärgert und taumelte, ließ sich jedoch nicht beirren und humpelte Ren tapfer nach.
Dann entschieden sie, in die Offensive zu gehen. Ren machte einen Satz auf einen großen Felsblock und sprang weiter in das Geäst eines hohen Baums. Kishan übertrieb sein Hinken, damit Lüsèlóng aufholen konnte. Der Jäger folgte Kishans Spur, hielt aber kurz inne, als Ren sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben schien. Er ging auf und ab, begann dann Kishans Fährte zu folgen und kehrte schließlich zu der Stelle zurück, wo er Ren zuletzt gesehen hatte. Er blieb stehen und suchte die Büsche ringsum sorgsam mit den Augen ab. Ein nasser Tropfen fiel auf seine Wange. Er berührte ihn und besah sich den Finger. Blut.
Er riss die Augen auf und blickte hoch, aber da war es auch schon zu spät. Der fünfhundert Pfund schwere weiße Tiger war vom Baum gesprungen, mit aufgerissenem Maul und ausgefahrenen Krallen, genau auf die Kehle des Drachen zu. Hinter ihm hechtete der schwarze Tiger auf den Drachenmann zu. Der Jäger sog scharf die Luft ein, und alles um ihn herum erstarrte. Dann trat er bedächtig aus der Reichweite der Tiger, die ausgestreckt in der Luft hingen, weniger als einen halben Meter davon entfernt, den Jäger zu zermalmen.
»Das ist Betrug!«, schrie ich. »Sie hatten dich!«
Lüsèlóng ignorierte mich und schlich neugierig um die beiden Tiger herum. »Meinen Glückwunsch. Niemand hat es bisher so weit geschafft.«
»Lüsèlóng ! Du brichst die Regeln!«
Der Drache lachte und sagte in meinem Kopf: Das hat nicht gezählt. Mein Gewehr war geschultert.
Zornentbrannt hämmerte ich mit den Fäusten auf den Spiegel ein, doch der Drache ging ein paar Schritte beiseite, zielte mit der Waffe und schnippte dann mit den Fingern. Die Tiger knallten gegeneinander und fielen zu Boden. Sie standen auf, schüttelten sich den Staub vom Fell, und der Jäger feuerte. Der Schuss traf nur Zentimeter von Rens Kopf entfernt in einen Baumstamm. Die beiden Tiger stoben auseinander und stürzten ins Unterholz.
Zum Glück stießen sie diesmal nicht auf Fallen. Schon bald waren die Gewehrsalven und das Lärmen der Verfolgungsjagd verstummt. Ren und Kishan ruhten sich nur kurz aus und hielten ihr ermüdendes Tempo viele Stunden aufrecht. Sie kamen zum Strand an der Ostseite der Insel und schritten auf und ab, suchten verzweifelt nach der Burg oder der Hecke.
»Nein. Nein. Sie ist nicht dort. Ich bin hier drüben, über dem Wasser!«, schrie ich dem Spiegel zu, doch ich wusste, dass sie mich nicht hören konnten. Als die Nacht erneut einbrach, wickelte
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