Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Rücken bis hinab zu seinen Pfoten. Die Tiger ruhten sich eine Stunde aus, was Rens Wunden zumindest teilweise heilen ließ, bevor sie wieder aufbrachen. Bei Sonnenuntergang fanden sie einen sicheren Ort um zu schlafen und legten sich nebeneinander hin. Abwechselnd hielten sie Wache. Ich sah, wie ihre schläfrigen Augen blinzelten.
In meinem Zimmer gab es weder Kerzen noch eine Lampe, aber das versprochene Essen war irgendwie auf das Fensterbrett gelangt. Hungrig brach ich ein Stück Brot ab und nippte an der Wasserflasche. Ich hob den Apfel für später auf, biss aber gleich in den Käse und sank dann ins Bett, von wo aus ich meine Tiger weiter beobachtete. Nachdem ich den Aufenthaltsort des Drachen herausgefunden hatte und erleichtert feststellte, dass er immer noch auf der anderen Seite der Insel nach ihnen suchte, entspannte ich mich ein wenig und nickte vor Erschöpfung ein.
Ich erwachte von dem Geräusch eines Gewehrschusses und dem Keuchen und Rascheln zwischen Bäumen. Erschrocken fuhr ich hoch und war einen Moment verwirrt, bevor ich mich erinnerte, wo ich mich befand.
»Spiegel, zoom heran. Finde den Drachen.«
Lüsèlóng war mitten in der Nacht auf die Blutspur gestoßen und stand genau an der Stelle, an der Ren und Kishan geschlafen hatten. Während er sich bedächtig im Kreis drehte, strich er über ein eingerissenes Blatt. Er machte ein paar Schritte und ging dann in die Hocke, um mit dem Finger den Abdruck einer Tigerpfote nachzufahren. Dann hob er etwas Erde auf und roch daran, klopfte seine Hände aus, lächelte und hastete zwischen den Bäumen hindurch. Mit einem Mal blieb er stehen und befühlte einen Farn. Frisches Blut klebte daran.
Von Panik erfüllt rief ich: »Spiegel, zeig mir meine Tiger.«
Das Bild zog sich zurück und spulte eine halbe Meile weiter, wo es auf Ren und Kishan zoomte. Sie waren auf der Flucht. An Kishans Seite, wo ihn eine Kugel gestreift haben musste, war eine klaffende Wunde zu sehen. Sie liefen eine halbe Stunde und brachten so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Jäger. Dann drosselten sie ihr Tempo und ließen sich keuchend auf den Boden fallen.
Als der Morgen allmählich in den Nachmittag überging, rang ich die Hände und sagte: »Bitte bleibt gesund. Bitte passt auf euch auf. Ich bin hier, jenseits des Wassers. Ich bin auf einer anderen Insel.«
Ren hob den Kopf, als könnte er mich hören, und seine Ohren zuckten vor und zurück. Ich beugte mich vor und wiederholte mein Flehen, aber da sprang er jäh auf und griff etwas an, das ich nicht sehen konnte. Ein erschrockenes Kreischen verstummte mit einem Mal, und kurz darauf kehrte Ren aus dem Busch mit einem Tier im Maul zurück. Er ließ einen kleinen Eber auf die Erde fallen, und er und Kishan machten sich genüsslich darüber her.
Ich schätzte ihre Mahlzeit auf ungefähr fünfzig Pfund – ein bloßer Snack im Vergleich zu der Energie, die sie bei der Jagd verbrauchten. Sie mussten immer noch am Verhungern sein. Ein paar Stunden später wurde meine Vermutung bestätigt. Sie waren auf eine weitere Falle gestoßen, über der ein großes Stück Rehkeule hing.
Beide Tiger umkreisten die nicht zu übersehende Grube, starrten gierig zu dem Fleisch hinauf und leckten sich die Lippen. Kishan sprang über die Falle und versetzte dabei dem Fleisch mit der Tatze einen Schlag, sodass es heftig vor- und zurückschaukelte. Währenddessen hatte Ren begonnen, an dem Seil zu nagen, mit dem das Wild am Baum befestigt war. Dann setzte er die Klauen ein, um den Strick vollends zu durchtrennen. Kishan gesellte sich zu ihm und half seinem Bruder mit Zähnen und Krallen, bis das Seil durchgescheuert war und das schwere Stück Fleisch mit einem dumpfen Knall in der Grube landete.
Die Tiger spähten über den Rand, und Kishan kauerte sich hin, um die Pfote versuchsweise an der Seite hinabgleiten zu lassen und nach Halt zu suchen. Er streckte sich noch ein kleines Stücken tiefer und ließ sich schließlich zu dem Fleisch fallen. Geschickt grub er die Zähne ins Fleisch, stellte sich auf die Hinterbeine und reckte den Hals, damit Ren es erwischen konnte. Ren schlug wild mit der Pfote und bekam das Seil zu fassen. Dann zerrte er es hoch, bis er die spitzen Zähne fest in die Keule schlagen konnte. Nachdem er ihre Beute auf den Erdboden gelegt hatte, lehnte er sich über den Rand, um zu Kishan hinabzusehen.
Kishan wich so weit wie möglich zurück, dann lief er los und machte einen gewaltigen Satz. Seine Klauen bohrten
Weitere Kostenlose Bücher