Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
»Ich will, dass du mich verstehst. Es bedeutet nicht, dass ich dich nicht brauche. Ich werde dich immer …«
Ren richtete sich zu seiner vollen Größe auf und nickte höflich, wobei mich die Situation an den Tag vor langer Zeit im Dschungel erinnerte, als ich ihn schroff zurückwies, nachdem er mich um Erlaubnis für einen Kuss gefragt hatte. Mit angespannter Stimme sagte er: »Natürlich. Ich verstehe.« Mit diesen Worten schob er sich durch die offene Tür und verschwand.
Ich hastete zur Tür. »Aber Ren …«
Er drehte leicht den Kopf, sodass ich sein Profil sah. Als würde es ihn schmerzen, mich anzublicken, senkte er die Augen und sagte leise: »Der weiße Tiger wird immer dein Beschützer sein, Kelsey. Auf Wiedersehen, Priyatama .«
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D er O z ean d er Mi l c h
A uf Wiedersehen? Warum vermassele ich immer alles? Eigentlich hatte ich ihm sagen wollen, warum meine Wahl nicht auf ihn fiel. Ich wollte, dass er meinen Gedankengang verstand … oder er mich zumindest ausreden ließ. Im Grunde meines Herzens hatte ich angenommen, dass er bleiben würde und versuchen würde, mich umzustimmen. Mir ins Gesicht sagen würde, ich sei eine Idiotin. Mir aufzeigen würde, dass meine Ängste etwas Wunderbares, etwas Perfektes zerstörten.
Ich wusste, es war einfacher, praktischer, wenn ich mich für Kishan entschied. Nein. Praktisch ist das falsche Wort. Sicherer. Das ist das richtige. Ren war risikofreudig. Ren umgab sich mit wunderschönen Bikinimädchen. Ren stellte mir Randi vor die Nase. Ich weiß nicht, warum er es getan hat, aber Tatsache ist und bleibt nun mal, dass er es getan hat. Und falls sich eine weitere Möglichkeit bieten würde, mich zu »retten«, würde er nicht zögern, und ich wäre dann wieder allein. Beinahe hätte ich den Mann meiner Träume gehabt. Aber beinahe zählte nicht.
An Beinahe -Gewinner erinnert man sich nicht. Niemanden interessiert es, wenn man beinahe einen Touchdown erzielt. Einem beinahe der Drei-Punkte-Wurf am Ende eines Basketballspiels gelingt. Oder beinahe einen Homerun. Was zählte, war das Endergebnis. Ich war ein Trainer, der seinen weltbesten Neuling auf die Ersatzbank geschickt hat. Ich hatte meine Gründe, aber die Fans kümmerte das nicht. Alles, was sie sahen, war ein Trainer, der ihrer Ansicht nach eine fatale Entscheidung getroffen hat.
Aber seien wir doch mal ehrlich: Wirft man einen Anfänger ins kalte Wasser und setzt ihn bei einem wichtigen Meisterschaftsspiel ein, in der Hoffnung, dass sein ansteckender Enthusiasmus zu Punkten führt? Oder entscheidet man sich für den langsameren, aber beständigeren Kerl? Die Spieler, die sich die gesamte Saison hindurch bewiesen haben, schaffen vielleicht nicht immer einen Touchdown, aber zumindest halten sie bis zum Ende durch. Hallo? Ziehe ich etwa Sportvergleiche heran? Ich muss echt verzweifelt sein.
Und wer hat sich um mich gekümmert, als sich Ren so selbstlos hat entführen lassen? Kishan. Wer hat Randi scharf zurechtgewiesen, als sie mich beleidigt hat? Kishan. Wer lässt mich meine Haare so tragen, wie ich will? Kishan. Wer hat gesagt, er würde mich einem anderen überlassen, wenn ich das wirklich wollte? Kishan. Wer streitet sich nie mit mir? Kishan. Wer hat die Finger von mir gelassen, als ich ihn darum gebeten habe? Kishan. Einen Moment wurde ich abgelenkt von der Erinnerung an einen Streit mit Ren, der damit geendet hatte, dass er seine Finger nicht bei sich lassen konnte und mir das sehr gefallen hatte, aber dann schüttelte ich den Gedanken entschlossen ab. Wo war ich gerade stehen geblieben? O ja. Bei Kishan.
Kishan war eine sichere Sache. Ren zu lieben ein Glücksspiel.
Mit einem Seufzen glitt ich unter die blaue Decke des Eispalasts. Konnte ich wirklich erwarten, dass Ren bei uns bleibt und mir und seinem Bruder zusehen muss? Ich zumindest könnte es nicht, wären unsere Rollen vertauscht. Vielleicht wird Lokesh mich töten, dann ginge es allen besser. Mein Verschwinden würde mit einem Schlag alle Probleme lösen. Ich schlief ein und träumte von Lokesh, der mich im Dschungel jagte, genauso, wie Lüsèlóng die Brüder gejagt hatte, nur dass ich keine Krallen besaß, die mich schützten.
Ich erwachte mit einem Gefühl der Heimatlosigkeit, bis ich mich erinnerte, dass ich im Palast des Eisdrachen war. Ich drehte mich zur Seite und barg meine Faust unter der Wange. Das Bett schwankte ein wenig und leuchtete sanft, während sich winzige Tierchen an die Oberfläche stürzten und jede Stelle meines
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