Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
wieder auf den Drachen. Nachdem ich endlich meine Zottelmähne gezähmt und zu einem Zopf geflochten hatte, hatten die drei einen Plan gefasst und die Brüder waren bereit zum Aufbruch.
Ich schnappte mir meinen Rucksack, schob Fanindra den Arm hoch und folgte Kishan, Ren und dem weißen Drachen durch eine Tür aus Eis. Wir betraten einen riesigen, rechteckigen Raum bar jeder Einrichtung. Durchsichtiges Eis umgab uns, während der dunkle Ozean außerhalb des Würfels angestrahlt wurde. Sonderbare Kreaturen schwammen gemächlich an uns vorbei.
»Dieses Zimmer nenne ich das Goldfischglas«, verkündete der weiße Drache.
Ich schnaubte. »Nur dass wir die Fische sind.« Ich schritt auf eine Wand zu, und Kishan folgte mir. Eine wurstförmige Seegurke bewegte sich am Glas entlang, zog eine Spur hinter sich her. Schnecken und Seesterne klammerten sich an die durchsichtige Wand. Ich ließ den Blick an den Seesternen vorbeigleiten und sprang erschrocken zurück, als ich einen Tiefsee-Beilfisch von der Größe eines Sitzsacks sah, mit großen, leuchtenden Augen und einem klaffenden Maul.
Andere Fische ließen mich ebenfalls zusammenzucken: Pelikanaale mit riesigen Köpfen und mächtigem Kiefer, breit genug, um sich selbst Fische einzuverleiben, die größer als sie selbst waren. Armflosser mit großen Zähnen und einem auf und ab schaukelnden Leuchtorgan am Kopf sowie Laternenfische mit einer Reihe winziger, pulsierender Lichter an der Unterseite ihrer Körper schwammen an uns vorbei, bereit, blitzschnell nach unseren Fingern zu schnappen. Ein Viperfisch mit gebogenem Kiefer, der so lang war, dass der Fisch kaum das Maul schließen konnte, Albino-Hummer und Krabben, farbenprächtige Quallen und Vampirtintenfische – so zumindest nannte Yínbáilóng sie – näherten sich ebenfalls, um uns eindringlich zu beäugen.
Ein gewaltiger dunkler Schatten glitt an der Eishöhle vorbei und brüllte.
»Was war das?«, fragte ich zitternd. »Sagt mir bitte, dass das kein riesiger Hai war.«
Yínbáilóng lachte. »Das war ein Pottwal. Das sind die einzigen großen Geschöpfe, die es bis in diese Tiefen schaffen. Von Zeit zu Zeit statten sie mir ganz gerne einen Besuch ab.«
»Oh«, sagte ich mit unerklärlicher Erleichterung. »Äh, in welcher Tiefe befinden wir uns eigentlich?«
»Nun, lass es mich so formulieren: Normalerweise wäre es nicht möglich, dass du hier überlebst. Der Druck würde dich umbringen. Glücklicherweise stehst du unter meinem Schutz, solange du dich in meinem Reich aufhältst. Drachen können jedem Druck standhalten. Ich könnte selbst im Marianengraben überleben, der tiefsten Tiefseerinne der Welt, auch wenn es dort nicht besonders behaglich ist. Ich ziehe den unteren Teil des Bathyals vor.«
»Was ist das?«, fragte Kishan.
»Der Ozean wird gemäß seiner Tiefe in vier Zonen unterteilt. J ın sèlóng lebt in der euphotischen Zone, der obersten Schicht des Wassers bis einhundertfünfzig Meter. Dort wachsen Pflanzen, und es wimmelt von Meereslebewesen. Gelegentlich verlässt er jedoch diesen Bereich, um in allen Zonen nach Schätzen zu suchen. Die mesopelagische Zone kommt als Nächstes. Es gibt dort keine Fauna, aber viele Tiere finden in dieser Tiefe noch Nahrung. In dieser Zone lebt ein Großteil der Haie.« Der weiße Drache warf mir rasch ein Lächeln zu und fuhr fort: »Wir befinden uns zwischen tausend und viertausend Metern Tiefe, in der bathypelagischen Zone, wo das einzige große Lebewesen, wie bereits erwähnt, der Pottwal ist. Nahrung ist schwer zu finden, doch ich kümmere mich um all jene, die den Weg in mein Reich wagen. Bald ist Fütterungszeit, und ich versichere euch, es ist ein unvergesslicher Anblick. An diese Zone schließt sich das Abyssopelagial an, das bis zum Meeresboden reicht. Dort unten ist nicht sonderlich viel los. Allerdings ist die Siebte Pagode im oberen Teil dieser Zone errichtet. Sie liegt nicht viel tiefer, als ihr euch gerade befindet, und sobald ihr den Ozean der Milch erreicht, kann euch nichts mehr passieren.«
Ich stieß Kishan den Ellbogen in die Seite. »Der Ozean der Milch? Haben wir von dem schon gesprochen?«
Kishan lehnte sich vor und flüsterte: »Ich setze dich später ins Bild.«
»Vielen Dank.«
»Wollt ihr vor eurer Abreise bei der Fütterung der Fische zusehen?«, erkundigte sich der Drache.
»Wenn es dir nichts ausmacht, Drache, würden wir gerne aufbrechen«, sagte Ren mit unruhigem Blick.
»Natürlich. Stell sicher, dass dir warm ist,
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