Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
er uns noch nicht gesehen hatte. Die schlechte, dass wir noch hundertfünfzig Meter vor uns hatten.
Der Hai schwamm eine Weile parallel zu uns und verschwand dann aus unserem Sichtfeld, kehrte aber schon bald zurück und zog einen großen Kreis um uns. Genau in diesem Augenblick kam die Sonne hinter einer Wolke hervor, und das Wasser war nun nicht mehr grau, sondern hellblau. Meine Qualle drehte sich, und der goldene Gürtel, den ich trug, spiegelte sich funkelnd im Wasser wider.
Der Hai, der sich unter uns befand, spähte mit seinem riesigen schwarzen Auge herauf. Er schwamm näher und sah sich das Glitzern genauer an. Ich konnte regelrecht spüren, wie sich in seinen kalten Augen der Funke des Wiedererkennens entzündete, als er mich eindringlich musterte. Im nächsten Moment war der Hai verschwunden, nur um sogleich aus den schwarzen Tiefen des Ozeans unter uns heraufzuschießen. Entsetzt schrie ich auf, als ich sah, wie er das Maul aufriss, jedoch nicht für mich, sondern für Ren. Ich legte die Hand über die Perlen an meiner Kehle und flüsterte: »Perlenkette, bitte schubs Ren weg.«
Eine Woge erfasste Rens Qualle, und der Hai stürzte an ihm vorbei und bekam nur ein paar Tentakel zu fassen. Der Hai machte eine Kehrtwende und wollte einen zweiten Versuch starten, da umklammerte ich erneut die Perlenkette. »Wir sind gleich oben. Wir brauchen etwas, um an Land zu kommen.«
Die Schwarze Perlenkette leuchtete auf, und der Schatten eines kleinen Wasserfahrzeugs erschien auf der Wasseroberfläche. Der Hai schwamm näher. Sein Maul klappte auf und blieb offen stehen. Der riesige Hai ließ sich Zeit, während er sich Kishans Qualle näherte, und biss genau in dem Moment, als ich die Perlenkette bat, Kishan ebenfalls in Sicherheit zu bringen, fast zärtlich, wie ein versnobter Gourmet, in den Schirm seiner Beute. Ich war zu spät.
Quallenflüssigkeit spritzte heraus und trübte das Gebiet um das Tier. Die Tentakel schlugen nun auf den Körper des Hais ein, und Kishan bewegte sich ruckartig im Wasser, als die Qualle ihn hastig ausspuckte. Er nahm sich einen Moment, um zu mir zu blicken. Der Hai hatte ihn noch nicht gesehen. Ich zeigte zu dem Schatten an der Wasseroberfläche, und Kishan begann zu schwimmen. Der Riesenhai biss herzhaft in die zarte Qualle, bis nichts übrig war als ein langer Tentakel, der von einem der Haizähne herabbaumelte. Er rollte mit den Augen, suchte das Wasser ab und war mit einem mächtigen Schlag seines sichelförmigen Schwanzes verschwunden.
In der Zwischenzeit hatte sich Ren aus seiner Qualle befreit und tätschelte ihr den Schirm, woraufhin sie sich aus dem Staub machte. Verängstigt spähte ich durch das schattige Wasser. Eine schreckliche Gestalt schälte sich aus dem dunklen Ozean hinter Ren. Ich schrie und schlug gegen die Wand meiner Qualle, während ich wie verzweifelt mit dem Finger zeigte.
Ren wirbelte im Wasser herum, zog seinen Dreizack heraus und schoss eine rasche Abfolge spitzer Speere auf den Hai ab. Ein Speer bohrte sich in sein Maul, andere prallten an seiner harten Haut ab, während wiederum andere seine Seite aufritzten. Für ein Ungeheuer dieser Größe mussten sich die Wurfgeschosse wie Akupunkturnadeln anfühlen, dennoch störten sie den Hai genug, dass er abtauchte, und Ren schwamm zum Luftholen an die Oberfläche. Er warf seinen Rucksack an Bord des Bootes, das die Halskette für uns gefertigt hatte, und dann war ich mit einem Mal allein im Wasser.
Mein Körper zitterte, und in schier unerträglicher Panik drehte ich mich immer wieder in alle Richtungen. Ich spürte meine Verletzlichkeit bis ins Mark und bejammerte mehrere Dinge zugleich – die Zerbrechlichkeit meiner Qualle, die Durchsichtigkeit der Hülle, die Dunkelheit des Wassers, das Funkeln meiner Kleidung. All diese Dinge machten mich zu einem köstlichen Leckerbissen, auf dem einladend stand: »Friss mich!«
Der Hai war in das dunkle Wasser weiter unten geschwommen und bereitete höchstwahrscheinlich einen neuen tödlichen Angriff vor. Ich wusste, je länger ich im Ozean trieb, desto größer die Gefahr, in der ich schwebte. Ich berührte die Perlenkette und bat sie, mich schneller an die Wasseroberfläche zu bringen. Wir drifteten höher, aber es dauerte zu lange. Der Hai war immer noch irgendwo dort draußen. Ich hoffte, Rens Pfeile hätten ihn genug gestört, dass er mich in Ruhe ließ, während ich mich dem Boot näherte.
Ren und Kishan kamen mir entgegen. Auf einmal sah ich, wie der Hai auf
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