Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
sie zuschoss. Sie verschränkten die Hände und drückten sich dann mit aller Gewalt voneinander weg, sodass der Hai zwischen ihnen hindurchjagte. Währenddessen zog Kishan die Chakram und Ren den Dreizack. Ren beschoss ihn auf der einen Seite mit unzähligen Speeren, während Kishan ihm auf der anderen eine lange, tiefe Schnittwunde verpasste. Der Hai schwamm in einer Wolke aus Blut davon.
Ich wischte an der gummiartigen Wand der Qualle, aber das Wasser war zu aufgewühlt und die Umgebung zu blutig, um sonderlich viel auszumachen. Umrisse schossen hastig an der Qualle vorbei, und ich erkannte, dass es sich um andere Haie handelte, auf der Suche nach einem Mittagessen. Offensichtlich waren sie von dem heftigen Kampf angelockt worden und hatten den Geruch von Blut im Wasser wahrgenommen.
In schrecklicher Panik – es graute mir zwar, den Schirm zu verlassen, aber ein Bleiben kam auch nicht infrage – bat ich die Qualle, mich freizugeben. Ich hoffte, in dem Durcheinander unbemerkt an die Oberfläche zu gelangen, doch statt mich wie Kishans Qualle einfach auszuspucken, zog mich mein Tier tiefer in den Schirm und zuckte vor und zurück. Das war der Augenblick, als ich einen scharfen Schmerz und ein Zerren an meinem Bein verspürte. Mit furchterregender Geschwindigkeit wurden die Qualle und ich durchs Wasser gerissen. Zuerst glitten wir horizontal durch den Ozean. Dann wurden wir in die Tiefe gezogen.
Heiße Messer bohrten sich in meine Haut. Ich blickte zu meinem Bein und begann zu schreien. Verzweifelt trat ich mit dem anderen Bein um mich und schlug wild mit den Armen, aber ich wusste, es gab kein Entrinnen. Der riesige Hai war zurückgekehrt und hatte mein linkes Bein im Maul. Ein Teil meines Gehirns registrierte, dass mir das Ungeheuer nicht das Bein durchtrennte. Im Gegenteil, er schien allein darauf bedacht, mich zurück zum Meeresboden zu zerren.
Als es mir gelang, ihm einen Tritt in die Seite zu verpassen, wurde der Hai langsamer und schüttelte die Qualle und mich hin und her. Eigentlich war die Bisswunde an meinem Bein allein schon schlimm genug, aber als er mich ruckartig durchs Wasser wirbelte, wurde mein Körper von solchen Höllenqualen befallen, wie ich sie niemals für möglich gehalten hätte. Seine gezackten Zähne hatten mein Bein fest im Griff, ich spürte ein Knacken, als mein Schienbein brach, und mein spitzer Schrei verkümmerte zu einem entsetzlichen Wimmern. Eine leuchtend rote Wolke blähte sich im Schirm, trübte mir die Sicht. Als ich erkannte, dass es sich diesmal um mein eigenes Blut und nicht das des Hais handelte, kroch Galle meine Kehle hinauf, und beinahe wäre ich in Ohnmacht gefallen.
Ich sah das Aufblitzen des Dreizacks im Wasser. Dann plötzlich war mein Bein frei. Die Qualle pumpte heftig, um uns in Sicherheit zu bringen, doch sie war verletzt. Sie zitterte auf einer Seite, und Wasser drang in den Schirm. Ein Adrenalinschwall peitschte durch meinen Körper und klärte meinen benebelten Verstand. Mit einer Hand an dem Schirm dankte ich dem sterbenden Tier und nahm einen tiefen Atemzug. Die Qualle spuckte mich aus, schauderte und sank, einem langsamen Kreisel gleich, in die Tiefe.
Glatte, torpedoförmige Umrisse stürzten ihr nach, aber im nächsten Moment verlor ich das sanftmütige Geschöpf aus den Augen. Nur die Arme benutzend, schwamm ich nach oben, zog das dumpfe Gewicht meines verletzten Beins hinter mir her. Ich vermochte nicht zu sagen, wie schlimm die Verletzung war. Ich wusste nur, dass ich blutete und mir, wenn überhaupt, einige wenige Momente blieben, um die Oberfläche zu erreichen. Ich konnte meine Umgebung nicht ausmachen und hoffte inständig, in die richtige Richtung zu schwimmen. Mit brennenden Lungen und ohne recht von der Stelle zu kommen, nahm ich nun auch mein gesundes Bein zu Hilfe. Dennoch kam ich viel zu langsam voran. Da berührte mich etwas, und ich zuckte zurück, bis ich erkannte, dass es die Berührung eines Menschen war. Kishan.
Er schlang die Arme um meine Hüfte und zog mich an die Oberfläche. Irgendwie gelang es ihm, uns in das Wasserfahrzeug zu bugsieren, das die Schwarze Perlenkette für uns gefertigt hatte. Er klopfte mir fest auf den Rücken. Ich hustete und erbrach mich über den Bootsrand. Ich hörte, wie Kishan den Rucksack aufriss und dem Göttlichen Tuch Worte zuraunte. Das Flüstern der Fäden, die sich ineinander verwoben, spendete mir Trost, und im nächsten Moment spürte ich, wie das, was von meinem Bein übrig war, mit einem
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