Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
direkten Weg, aber er kam gut voran. Und je mehr er sich näherte, desto deutlicher spürte er seine Verbindung zu Anna. Er konnte immer noch nicht mit ihr reden, aber er konnte ihre Schmerzen und ihre Angst spüren– und das führte dazu, dass er sich noch einmal streckte und schneller lief.
Fast wäre er auf einer schmalen Landstraße von einem Subaru Outback überfahren worden. Er ließ das Auto in einer Bremsspur zurück, die nach verbranntem Gummi roch, während der Fahrer seinen Beifahrer fragte: » Hast du das gesehen? Was war das?« Erst als Charles sich dem Haus näherte, wurde er langsamer.
Sie hatte keine Schmerzen mehr.
Und jetzt, wo er wieder denken konnte, statt nur voller Panik draufloszurennen, verstand er auch, was Anna getan hatte. Wer wusste besser, wie eine Verwandlung sich anfühlte, als ein anderer Werwolf? Seine Gefährtin war klug. Der Wolf war zäher als der Mensch und konnte sich auch besser verteidigen, also hatte sie ihre Wolfsgestalt angenommen.
Sie musste nicht sofort gerettet werden; im Augenblick tat ihr nichts weh, also konnte er sich einen Moment Zeit lassen. Bruder Wolf war dafür, sie einfach zu finden und jeden zu töten, der in die Sache verwickelt war. Charles hatte mit dem zweiten Teil dieses Verlangens kein Problem, aber er war der Meinung, dass er warten sollte, bis er nicht mehr keuchte wie eine Dampfmaschine. Er ließ sich unter einen Fliederbusch fallen, neben einem Schild, auf dem stand: WESTWOOD TANZSTUDIO : GEGRÜNDET 2006.
Charles würde angreifen, sobald er sich erholt hatte, nicht, während er noch hechelte wie ein Windhund nach einem Rennen. Bruder Wolf war nicht begeistert, aber er hatte gelernt, dass seine menschliche Hälfte manchmal weiser war– manchmal allerdings auch nicht.
Hoch über ihnen sang der Mond. Am nächsten Tag würde er voll sein, und kein Werwolf konnte ihn ignorieren. In dieser Nacht leistete er Charles Gesellschaft, als er sich langsam erhob, um diejenigen zu jagen, die seiner Gefährtin Böses wollten.
Benedict schob den Stock mit einer schnellen ruckartigen Bewegung, die das Auge täuschen sollte, auf Anna zu. Charles absolvierte manchmal Übungskämpfe gegen Asil im chinesischen Quiang-Stil, und sie benutzten dieselbe Art von Bewegung, um ihre Speere herumzuwirbeln und die Enden tanzen zu lassen.
Wäre sie in Menschengestalt gewesen, hätte es vielleicht funktioniert.
Stattdessen wich Anna aus, um dann hinter der Spritze in den Stock zu beißen. Sie drehte den Kopf, während sie das Holz mit ihren Zähnen festhielt.
Wäre Benedict ein Mensch gewesen und hätte den Stock festgehalten, hätte sie ihn ihm aus den Händen reißen können. Wäre sie ein richtiger Wolf gewesen, hätte sie das Holz nicht einmal zerkratzen können. Doch auch wenn sie für einen Werwolf klein war: Im Vergleich zu einem gewöhnlichen Wolf war sie riesig und auch viel stärker. Das Ende des Stabs brach ab, und die Spritze fiel auf den Boden.
Sie besaß eine Waffe– sollten sie doch versuchen, sie aus dem Käfig zu holen, während sie noch Wolf war. Und wenn sie wieder menschlich war, konnte sie die Spritze zu ihrer Verteidigung einsetzen. Sie lächelte den alten Mann an, indem sie ihre Zunge aus dem Maul hängen ließ. Nimm das! Ich lasse mich von niemandem zum Opfer machen! Nicht mehr!
Benedict ließ den Stock fallen und sprang zurück– und er roch nach Angst. Anna fletschte die Zähne in seine Richtung und knurrte höhnisch.
Onkel Travis machte vier große Schritte, um Benedict zu erreichen. Dann schlug er ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. » Hör auf damit! Schluss jetzt! Sie ist eine Missgeburt, aber wir haben schon früher Missgeburten getötet. Sie ist unsere Gefangene und schwach– und du bist ein Heuter! Wir weichen nicht vor abartigen Monstern zurück!«
Benedict wollte etwas entgegnen, dann versteifte er sich und hob den Kopf. » Er kommt.«
» Wer kommt?«, fragte Travis.
Ohne zu antworten, verwandelte Benedict sich. Von einem Moment auf den anderen wurde er zu… einem fantastischen Wesen.
Anna hatte erwartet, dass er in seiner Feengestalt hässlich wäre, dass das Äußere sein Inneres widerspiegelte, aber sie hätte es besser wissen müssen. Sie hatte den weißen Hirsch gesehen.
Ein breites Geweih, schneeweiß und mit silbernen Spitzen, erhob sich wie eine Krone aus seinem Kopf– der nicht vollkommen menschlich war. Die Augen und der Mund passten, aber der Rest seines Gesichts war kantiger und auf seltsame, elegante Art
Weitere Kostenlose Bücher